GI-Radar 180: Die Kunst sich neu zu erfinden

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Sie wundern sich bestimmt, dass das GI-Radar plötzlich ganz anders aussieht als gewohnt. Das neue GI-Radar wird nicht mehr von einem kommerziellen Dienstleister geschrieben, sondern von einem Redaktionsteam aus GI-Mitgliedern.

Unsere Kurzmitteilungen und GI-Meldungen informieren Sie über die wichtigsten Ereignisse der vergangenen Tage. In der Rubrik Themen im Fokus finden Sie Hintergründe und Diskussionsbeiträge zur aktuellen Berichterstattung. Schließlich präsentieren wir Ihnen ein „Fundstück“, das wir auch über den Tag hinaus für besonders lesenswert halten. Wir hoffen, dass Ihnen das neue GI-Radar gefällt und wünschen Ihnen viel Freude mit der ersten Ausgabe.

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KURZMITTEILUNGEN

USA fragen vor Einreise nun nach Social-Media-Accounts (heise). Der amerikanische Grenzschutz fragt Einreisende nun nach deren Accounts auf sozialen Netzwerken. Die Frage muss allerdings (noch) nicht zwingend beantwortet werden. Bürgerrechtler befürchten einen Dammbruch.  weiterlesen

In Amerika droht der Frauen-Anteil in der Informatik zu sinken (Washington Post). Darauf macht eine Studie von Accenture und der Initiative Girls Who Code aufmerksam. Analysen deuten darauf hin, dass es u.a. an weiblichen Rollenvorbildern in der Schule (d.h. Informatik-Lehrerinnen) fehlt.  weiterlesen

Zuverlässiges und kostenloses WLAN im ICE (Golem). Zum Jahreswechsel hat die Deutsche Bahn die Aufrüstung der Mobilfunkanbindung in ihren ICEs abgeschlossen. In der 2. Klasse sind 200 MB pro Tag frei, danach wird die Geschwindigkeit gedrosselt. Die bisherigen Rückmeldungen sind überwiegend positiv.  weiterlesen

THEMEN IM FOKUS

Im Fokus dieser Ausgabe steht das Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs, das mit einer Rekordzahl von 12.000 Teilnehmern zwischen den Jahren in Hamburg stattfand. Der „33c3“ stand unter dem Motto „works for me“: Schon heute sind viele Systeme so komplex, dass sich nur noch Experten darin zurechtfinden – Experten, denen die Probleme der Nutzer häufig egal sind.

Das Motto ist als Weckruf zu verstehen. Als Informatiker haben wir bei der Entwicklung neuer Systeme eine besondere Verantwortung. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass die Welt beherrschbar bleibt und niemand mit seinen Problemen alleingelassen wird (heise mit einer Einordnung). Die GI beschäftigt sich bereits seit mehr als 20 Jahren mit dieser Herausforderung. Konkrete Hinweise finden Sie in den Ethischen Leitlinien.

Neben Vorträgen zu neuen Sicherheitslücken und netzpolitischen Fragen wurde auf dem 33c3 auch darüber diskutiert, wie man die nächste Generation für Informatikthemen begeistern kann. Ausgewählte Beiträge stellen wir Ihnen hier vor.

Unbemerkte Datenübertragung per Ultraschall. Was vor drei Jahren von Experten noch als Hirngespinst abgetan wurde (schneier.com), ist inzwischen Realität: In Hamburg wurde gezeigt, wie Werbenetze Internetnutzer über Gerätegrenzen mit hochfrequenten Tönen wiedererkennen können. Unter bestimmten Voraussetzungen lassen sich offenbar sogar Tor-Nutzer deanonymisieren (heise). Sicherheitsexperten sehen nun die Regulierungsbehörden und die Gerätehersteller in der Pflicht.

Abmahn-Beantworter. Es gibt inzwischen zahlreiche Anwaltskanzleien, die im großen Stil Abmahnungen wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen versenden. Häufig sind die Abmahnungen unberechtigt. Betroffenen steht nun der „Abmahn-Beantworter“ zur Verfügung (Interview auf Netzpolitik). Dabei handelt es sich um eine Webseite, die anhand weniger Fragen ein passendes Antwortschreiben erzeugt (abmahnbeantworter.ccc.de).

Snowden-Appell. Eine Überraschung war die Live-Schaltung zu Edward Snowden. Snowden warnte vor der derzeit stattfindenden schleichenden Verschärfung der staatlichen Überwachung. Diese werde der Bevölkerung mit dem Kampf gegen den Terrorismus verkauft; die im Kielwasser der jüngsten Anschläge vorgenommenen Gesetzesänderungen seien dazu jedoch völlig ungeeignet (heise).

Nachwuchsförderung. In einem weiteren Vortrag (CCC) stellte die vor zehn Jahren gegründete Initiative „Chaos macht Schule“ ihre Arbeit vor (CCC). Als äußerst aussichtsreiches Projekt zur Nachwuchsgewinnung gilt derzeit ja der Ein-Platinen-Computer „Calliope Mini“, den man auf dem 33c3 ausprobieren konnte. Das Projekt hat gerade sein Crowdfunding-Ziel von 60.000 Euro bis 15.01.17 erreicht (startnext).

GI-MELDUNGEN

Gesellschaft für Informatik unter neuer Leitung. Daniel Krupka wird das Büro in Berlin leiten und den Kontakt zu Politik, Wirtschaft und Verbänden pflegen. Cornelia Winter verantwortet das Vereinsmanagement und die Geschäftsstelle in Bonn.  weiterlesen

Richard Stallman in Deutschland. Stallman gilt als Begründer der Freien Software-Bewegung. Er hält im Februar auf Einladung der GI/ACM-Regionalgruppen der GI mehrere Vorträge.  weiterlesen

Am 4. Januar verstarb Prof. Dr. Heinz Billing im Alter von 102 Jahren. Billing war Gründungsmitglied der GI (GI-4) und erster Preisträger der Konrad-Zuse-Medaille (1987). Er zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet der programmgesteuerten Rechenanlagen.  weiterlesen

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FUNDSTÜCK

Ein Großkonzern, der die Welt immer wieder neu erfindet (11 Min. Lesezeit). Wer jetzt an Google oder Apple denkt liegt falsch. Timothy B. Lee zeigt überzeugend auf, warum es diesen Firmen an guter Innovationskultur mangelt und was Amazon besser macht. Dass ein Online-Buchversand den Einzelhandel umkrempelt, ist klar. Aber doch nicht mit einem neuen Konzept für Ladengeschäfte, oder?  weiterlesen bei vox.com (auf Englisch)

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Dies war Ausgabe 180 des GI-Radars. Das Jahr beginnt mit vielen Neuerungen, nicht nur bei der Deutschen Bahn, sondern auch beim GI-Radar. Die Themen dieser Erstausgabe haben die GI-Junior-Fellows Dominik Herrmann und Alexander von Gernler ausgewählt. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengestellt. Das nächste GI-Radar erscheint am 27. Januar 2017.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr (redaktion@gi-radar.de). Ihre Links und Texte können Sie uns auch auf Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.