GI-Radar 182: Weichen werden gestellt

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

der Gesetzgeber befasst sich derzeit mit Regelungen zum Datenschutz, autonomen Fahren und Fake News.  Wir stellen die Initiativen vor, mit denen die Weichen für die technische Weiterentwicklung gestellt werden. Außerdem gibt es zwei Film-Empfehlungen und einen Bericht von der GI-Präsidiumssitzung in Bonn.

In Zukunft möchten wir Ihnen im GI-Radar noch mehr Einblicke in die Aktivitäten der GI und ihrer Mitglieder geben. Jeder von Ihnen kann und soll sich daran beteiligen. Wir freuen uns über Ihre Links und Textbeiträge zu Ihren Themen oder aus Ihrer Region. Nun viel Spaß bei der Lektüre!

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Datenschutz + Autonomes Fahren + Vorratsdaten + Poker-KI + Code-Qualität + Biohacking + Hidden Figures + Biometrie + Fake News und Bots + Sitzung des Präsidiums + GI-Fellows + Volksverschlüsselung + SE 2017 + Democracy-Film + Zukunft der Kriegsführung

KURZMITTEILUNGEN

Kritik an geplanter Reform des Datenschutzes (netzpolitik). Experten weisen darauf hin, dass der am Jahresanfang vorgelegte Gesetzentwurf zu einer deutlichen Verschlechterung führt: Aufsichtsbehörden und informationelle Selbstbestimmung werden geschwächt.  weiterlesen

Hochautomatisiertes Fahren: Verantwortung beim Fahrer (heise). Fahrzeuge wie das Google-Auto, das gar kein Lenkrad mehr hat, kann es daher in Deutschland vorerst nicht geben.  weiterlesen

EU-Ministerrat plant Vorratsdatenspeicherung 2.0 (ORF, 6 min). Erst im Dezember hat der europäische Gerichtshof der Vorratsdatenspeicherung enge Grenzen gesetzt. Auf Drängen von Europol möchten Politiker die Speicherpflichten aber nun sogar noch verschärfen.  weiterlesen

Rechner gewinnt im Poker gegen Profi-Spieler (FAZ). Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, mit künstlicher Intelligenz Poker-Profis zu besiegen. Poker stellt wegen unvollständiger Information eine große Herausforderung dar.  weiterlesen

Unzufriedene Entwickler schreiben schlechten Code (arxiv.org). Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Stuttgart. Sie fanden einen messbaren Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit von Entwicklern und ihrer Produktivität bzw. der Qualität des Quellcodes.  weiterlesen

Unsachgemäßes Biohacking ist strafbar (heise). Das Bundesamt für Verbraucherschutz warnt vor DNA-Laboren und Reagenzien-Kits für den Heimgebrauch. Damit lassen sich u.a. E.coli Bakterien züchten, die gegen Antibiotika resistent sind oder im Dunkeln leuchten. Fachgerechte Entsorgung und Ethik kommen dabei oft zu kurz.  weiterlesen

Film-Empfehlung 1: Hidden Figures (PM). Seit 2. Februar wird im Kino die wahre Geschichte der „human computers“ bei der NASA erzählt. Der Oscar-nominierte Film erinnert an ein kaum bekanntes Detail der Weltraumflüge: Die Flugbahnen wurden von Hand von afroamerikanischen Frauen ausgerechnet.  weiterlesen

Vielen Dank an unsere Leserin Debora Weber-Wulff für diese Empfehlung.

THEMEN IM FOKUS

Biometrische Authentifizierung in Forschung und Praxis. Dass man das Smartphone mit dem eigenen Fingerabdruck entsperren kann, ist für viele Nutzer zur Normalität geworden. Fingerabdrücke haben jedoch den Nachteil, dass man sie an vielen Stellen hinterlässt. In der Forschung arbeitet man daher an neuen biometrischen Verfahren, etwa auf Basis der Gehirnwellen und des Herzschlags. Wie aktuelle Untersuchungen zeigen haben solche Verfahren prinzipbedingte Nachteile. Gehirnwellenmuster ändern sich beispielsweise durch Sport oder Alkoholkonsum (New Scientist). Ähnliches gilt für den Herzschlag, aus dem Wissenschaftler kryptographische Schlüssel ableiten wollen, um damit Patientendaten in eHealth-Anwendungen zu sichern (Bleeping Computer). Bis zum Einsatz in der Praxis ist es daher noch ein weiter Weg. Weiter ist man bei der biometrischen Authentifizierung mittels Gesichts- und Iris-Erkennung. Auf einigen australischen Flughäfen sollen bereits in diesem Sommer SmartGates eingerichtet werden, um Passagiere biometrisch zu identifizieren (engadget). Hoffentlich werden dabei Sicherheits- und Datenschutzaspekte angemessen berücksichtigt.

Fake News und Social Bots. Dieses Jahr ist Bundestagswahl. Können „Fake News“ und Bots, die in sozialen Netzen Stimmung machen, auch hierzulande Wahlen entscheiden? Und wie soll die Politik auf diese Bedrohung reagieren? Mit diesen Fragen befasste sich der Bundestag Ende Januar in zwei Expertenanhörungen (netzpolitik). Blindem Aktionismus, etwa einer Kennzeichnungspflicht für Bots, erteilten die Experten eine Absage. Zum einen lasse sich eine solche Pflicht nicht wirksam durchsetzen. Zum anderen gebe es bislang noch keine Hinweise darauf, dass Bots oder „Fake News“ einen messbaren Einfluss auf die Meinungsbildung haben (Studie des Bitkom bei heise). Auch in den USA wird der Effekt von Fake News inzwischen bezweifelt (heise). Sinnvoller wären langfristige Maßnahmen, die die Medienkompetenz der Nutzer stärken – etwa indem Schülern beigebracht wird, wie sie den Wahrheitsgehalt von Nachrichten überprüfen können. Bots zu verbieten kann jedenfalls nicht die Lösung sein, es gibt nützliche und künstlerische Anwendungen (Krautreporter*).

* Krautreporter stellt GI-Radar-Lesern diesen Artikel freundlicherweise bis 20.02. kostenlos zur Verfügung. Krautreporter ist ein Online-Magazin, das sich nicht durch Werbung, sondern durch Mitgliedsbeiträge finanziert.

GI-MELDUNGEN

Ende Januar fand die erste Präsidiumssitzung des Jahres 2017 statt. In drei Arbeitsgruppen wurde erstens über die zukünftige Ausrichtung der GI, zweitens die Gestaltung der Jahrestagungen INFORMATIK 20XX und drittens über die Außendarstellung der GI diskutiert. Außerdem wurden erste Ergebnisse der Mitgliederbefragung vorgestellt, an der sich mehr als 2.300 Personen beteiligt haben. Es ist geplant, allen GI-Mitgliedern sowohl die Rohdaten als auch aufbereitete Auswertungen zur Verfügung zu stellen. Anhand der Ergebnisse wird im Sommer dann ein Konzept zur Weiterentwicklung erarbeitet werden.

Fellows 2017: Nominierung bis 25. Mai 2017. Die GI sucht die neuen Fellows 2017 und bittet um Vorschläge. Nominiert werden können GI-Mitglieder aus Wirtschaft und Wissenschaft, die sich um die Informatik in Deutschland und das Ansehen der deutschen Informatik in der Welt besonders verdient gemacht haben.  weiterlesen

GI unterstützt Volksverschlüsselung. Das Fraunhofer SIT arbeitet an einer Lösung auf Basis des S/MIME-Standards, mit der es Nutzern leichter fallen soll, ihre E-Mails zu verschlüsseln. Die GI unterstützt diese Initiative, sieht jedoch noch Verbesserungspotential.   weiterlesen

SOFTWARE ENGINEERING 2017. Die jährliche Tagung des Fachbereichs Softwaretechnik findet dieses Jahr vom 21.–24. Februar 2017 in Hannover statt. GI-Mitglieder erhalten Rabatt auf die Tagungsgebühr.  weiterlesen

Film-Empfehlung 2: Im Rausch der Daten. ARTE bietet am 14. Februar um 22:55 Uhr einen realistischen Einblick in den Gesetzgebungsprozess auf EU-Ebene. Die Dokumentation erzählt die Geschichte einer Handvoll Politiker, die versucht, unsere Gesellschaft in der digitalen Welt vor den Gefahren von Big Data und Massenüberwachung zu schützen. Die GI ist Partner dieser mehrfach ausgezeichneten Produktion. Wir haben den Film u.a. auf der INFORMATIK 2016 gezeigt.

Fehlt hier eine wichtige Meldung aus Ihrem Fachbereich oder Ihrer Regionalgruppe? Senden Sie Ihre Links an redaktion@gi-radar.de!

FUNDSTÜCK

Alltagstechnik verändert die Kriegsführung. Der Mensch entwickelt neue Technologien, um sich das Leben zu erleichtern. Was unseren Alltag angenehmer macht, lässt sich jedoch auch für andere Zwecke nutzen, etwa zur Kriegsführung. Was uns hier in Zukunft erwartet zeigt unser Fundstück. Es ist eine interaktive Visualisierung von 76 Technologien aus den Bereichen „Künstliche Intelligenz“ und Robotik. Ein guter Ausgangspunkt, um über Informatik im Alltag und im Krieg zu reflektieren.  Zur Visualisierung (envisioning.io).

Dieses Fundstück hat uns Jutta Weber empfohlen. Vielen Dank! Welcher Text hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Fundstücke!

 

Dies war Ausgabe 182 des GI-Radars. Die Themen dieser Ausgabe hat GI-Junior-Fellow Dominik Herrmann aufbereitet. Unterstützt hat ihn dabei Jens-Martin Loebel, der Sprecher des Fachbereichs Informatik und Gesellschaft. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengestellt. Das nächste GI-Radar erscheint am 24. Februar 2017.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr (redaktion@gi-radar.de). Ihre Links und Texte können Sie uns auch auf Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.

Ihre Meinung ist gefragt! Das neue GI-Radar sieht anders aus und setzt andere Schwerpunkte. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Daher bitten wir Sie auch diese Woche noch einmal herzlich, uns drei kurze Fragen zu beantworten: Zur Umfrage bei SurveyMonkey