GI-Radar 191: Fragwürdiges Vermächtnis

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

gerade haben sich Innenpolitiker darauf verständigt, den sog. Staatstrojaner auch zur Überwachung von verschlüsselten Messenger-Diensten einzusetzen. Diese Initiative steht am Ende einer langen Serie (s. Kurzmitteilungen). In den letzten Monaten der aktuellen Wahlperiode bringt die Bundesregierung noch einmal eine Vielzahl von umstrittenen Sicherheitsgesetzen auf den Weg. Passend dazu zeigen wir Ihnen im Fundstück an einem Beispiel, welche Informationen sich aus harmlosen Metadaten rekonstruieren lassen.

Viel Spaß bei der Lektüre!

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MRT für KI + Steuer auf E-Books + Online-Bezahlung wird billiger + KI lernt lügen + Leben auf dem Mars + Gläserne Bürger + Digitales Erbe + Informatik-Spektrum online + Digitale Schulen + Informatik in der Pflege + Metadaten-Analyse

KURZMITTEILUNGEN

MRT des künstlichen Gehirns (Zeit). Wie kommen maschinelle Lernverfahren zu ihren Entscheidungen? In Berlin verbessern Forscher die Transparenz solcher Systeme.  weiterlesen

Weniger Steuern auf E-Books (heise). Es gibt Bestrebungen des EU-Parlaments, die Steuern für E-Books zu senken.  weiterlesen

Zahlungsmittel-Aufschläge in Zukunft verboten (heise). Die Gebühren für gängige Zahlungsmittel wie Kreditkarten entfallen ab Januar 2018.  weiterlesen

Künstliche Intelligenz lernt lügen (Quartz, engl.). Facebook hat einem System das Verhandeln beigebracht. Der Clou: Die Software hat selbst herausgefunden, dass es sich lohnen kann, mit verdeckten Karten zu spielen.  weiterlesen

Leben auf dem Mars möglich (heise). Simulationen an der Stony Brook University zeigen: Vor etwa drei Milliarden Jahren herrschten auf dem Mars lebensfreundliche Bedingungen.  weiterlesen

Gläserne Bürger (Zeit). Die Bundesregierung weitet die Überwachung des Internets Zug um Zug aus. Der Kommentar hinterfragt Vorgehensweise und Ziele.  weiterlesen

THEMEN IM FOKUS

Viele Bürgerrechtler sind besorgt, dass uns die Bundesregierung einen Überwachungsstaat hinterlässt. Wichtig ist aber auch der Umgang mit dem eigenen digitalen Vermächtnis. Genau darum geht es dieses Mal in unserem Fokus-Thema.

Digitales Erbe. Was passiert mit dem digitalen Erbe von Verstorbenen, wer hat Zugriff auf E-Mail-Konto, Facebook-Account und E-Book-Sammlung? Nur wenige Nutzer haben sich mit dieser Frage bereits auseinandergesetzt. Nach deutschen Erbrecht gehen sie an die Erben (Bayerischer Rundfunk). Bei deutschen E-Mail-Anbietern kann man sich üblicherweise mit dem Personalausweis und dem Erbschein ausweisen und erhält Zugriff auf das entsprechende Konto (Das Erste). Der Zugriff auf den Facebook-Account ihrer verstorbenen Tochter wurde den Eltern in einem kürzlich gefällten Urteil allerdings verwehrt (Spiegel Online). Die Verbraucherzentrale gibt konkrete Tipps, wie man das Digitale Erbe regeln sollte (Verbraucherzentrale).

GI-MELDUNGEN

Das neue Informatik Spektrum ist online. Im GI-Mitgliederbereich finden Sie das komplette Informatik Spektrum zum Herunterladen. Sollten Sie dort noch nicht registriert sein, können Sie das jederzeit ganz einfach nachholen.  weiterlesen

Erste „Digitale Schulen“ ausgezeichnet. Im Vorfeld des Digitalgipfels haben GI, die Initiative „MINT Zukunft schaffen“ und der Internet-Verband eco das Signet „Digitale Schule“ aus der Taufe gehoben und die ersten Schulen ausgezeichnet.  weiterlesen

Informatik-Leitlinien für Pflegeberufe. Dass die Pflege in Zukunft wichtiger wird, ist kein Geheimnis. Die Digitalisierung macht auch vor diesen Berufen nicht Halt. Solide Kenntnisse im Umgang mit technischen Anwendungen sind daher unverzichtbar. Die GI hat deshalb eine Leitlinie für den Erwerb entsprechender Fähigkeiten entwickelt.  weiterlesen

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FUNDSTÜCK

Mächtige Metadaten-Analyse. Im Jahr 2015 wurde die italienische Sicherheitsfirma Hacking Team selbst Opfer eines Hacker-Angriffs. Die Angreifer entwendeten E-Mails und interne Dokumente im Umfang von 400 GB. Die Veröffentlichungen gaben Einblick in die umstrittenen Praktiken der Firma, die sich auf die Entwicklung von Überwachungssoftware für Polizei und Geheimdienste spezialisiert hat. Wissenschaftler der serbischen Share Foundation nutzen das Datenleck für einen guten Zweck: Sie zeigen an konkreten Beispielen, welch tiefe Einblicke sich allein anhand der Analyse der Metadaten (Header) von E-Mails gewinnen lassen. Ihr umfangreicher Bericht ist aufwändig illustriert und macht einmal mehr deutlich, dass Metadaten alles andere als harmlos sind.  Zum Bericht (labs.rs, engl., 20 min)

Welcher Text hat Sie zuletzt inspiriert, welches Tool fanden Sie nützlich? Senden Sie uns Ihre Fundstücke!

 

Dies war Ausgabe 191 des GI-Radars. Aufbereitet wurde es von GI-Junior-Fellow Dominik Herrmann, der eigentlich nur seinen digitalen Nachlass organisieren wollte, jetzt aber erst einmal ehrfürchtig seine genau 727 Zeilen umfassende Passwortliste studiert. Tatkräftig unterstützt wurde er dieses Mal von GI-Präsidiumsmitglied Kerstin Lenk, die zugleich Sprecherin des GI-Beirats des wissenschaftlichen Nachwuchses (WIN) ist. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengestellt. Das nächste GI-Radar erscheint am 30. Juni 2017.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.