GI-Radar 192: Leerzeichen lohnen sich

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

diese Woche endet für viele Netzpolitiker mit gemischten Gefühlen. Einerseits wird die Vorratsdatenspeicherung vorerst ausgesetzt, andererseits wurde das Gesetz zur Legitimierung von sog. Staatstrojanern verabschiedet (s. Kurzmitteilungen). Unser Thema im Fokus ist weniger politisch: Wir haben aktuelle Studien zusammengetragen, die Software-Entwickler und Open-Source-Software analysieren.

Viel Spaß bei der Lektüre!

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Vorratsdatenspeicherung + Staatstrojaner + Unicode 10 + Unsichere Passwörter bei NPM + Kleidungsstil weltweit + Software-Entwickler analysiert + Studien über Open Source + INFORMATIK 2017 + GI-Vizepräsident in der Tagesschau + Katharina Zweig ausgezeichnet + Kritik an Online-Durchsuchung + KI knackt Ms. Pac Man

KURZMITTEILUNGEN

NotPetya zeigt fundamentale Sicherheitsprobleme auf (tisiphone.net, engl., 7 min). Es deutet sich an, dass die Lösegeldforderung von „NotPetya“, das sich seit Dienstag verbreitet, nur ein Ablenkungsmanöver ist. Sicherheitsforscher wie Lesley Carhart warnen: Backups, Virenschutz, Intrusion-Detection und Sicherheitsupdates reichen nicht!  weiterlesen

Keine Vorratsdatenspeicherung ab 1. Juli (heise). Die Bundesnetzagentur hat nach einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts NRW die Pflicht zur Vorratsdatenspeicherung ausgesetzt.  weiterlesen

Gesetz zum sog. Staatstrojaner verabschiedet (heise). Der Bundestag hat ein umstrittenes Gesetz beschlossen, das es Ermittlungsbehörden erlaubt, zur Überwachung der Kommunikation und zur Online-Durchsuchung Schadsoftware auf den Geräten von Verdächtigen aufzuspielen.  weiterlesen

Unicode Version 10 standardisiert (heise). Neben 56 neuen Emojis (u.a. für Brokkoli, Sandwiches und Kokosnüsse), werden nun auch Schriftsysteme wenig verbreiteter Sprachen unterstützt.  weiterlesen

Sicherheitsprobleme bei NPM (golem). JavaScript-Entwickler greifen häufig auf NodeJS-Pakete aus dem NPM-Repository zurück. Wie jetzt bekannt wurde, verwendeten zahlreiche Entwickler unsichere Passwörter. Offenbar war etwa die Hälfte aller Pakete verwundbar.  weiterlesen

Studie des Kleidungsstils (Technology Review, engl.). Wissenschaftler der Cornell University haben 100 Millionen Bilder von Instagram ausgewertet, um herauszufinden wie sich Menschen auf der ganzen Welt kleiden. Überraschend ist etwa das Ergebnis, dass die Popularität der Farbe Rot im Zeitverlauf abnimmt.  weiterlesen

THEMEN IM FOKUS

Dieses Mal berichten wir über aktuelle Studien aus dem Bereich der Software-Entwicklung.

Wie ticken Software-Entwickler? Was macht Software-Entwickler unglücklich? Dieser Frage sind vier europäische Wissenschaftler nachgegangen (Paper bei ArXiv). Nach Auswertung der Antworten von mehr als 2200 Entwicklern liegen nun Ergebnisse vor: Neben „bei einem Problem nicht weiterkommen“ sind Zeitdruck, schlechte Code-Qualität und unfähige Kollegen die am häufigsten genannten Gründe. Zu den umfangreichsten Befragungen zählt sicherlich die Studie von Stack Overflow (stackoverflow.com). Über 64.000 Entwickler haben sich dort geäußert. Weitere Auswertungen förderten etwa zu Tage, dass C#-Programmierer morgens sehr früh mit der Arbeit anfangen, während C-Entwickler eher nachtaktiv sind (stackoverflow.com). Eine äußerst kontroverse Analyse kommt schließlich zum Ergebnis, dass diejenigen Programmierer mehr verdienen, die zur Einrückung ihres Codes keine Tabs sondern Leerzeichen verwenden (stackoverflow.com).

„Open Source“ weiter auf dem Vormarsch. Die Firma Black Duck hat 819 Entwickler und IT-Fachleute zum Einsatz von quelloffener Software befragt (heise). 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie im vergangenen Jahr mehr quelloffene Software benutzt haben. Zu den häufig zitierten Vorzügen zählen die geringen Kosten und dass kein Vendor-Lock-in zu befürchten sei. Ein Großteil der Befragten äußerte allerdings Bedenken bezüglich der Sicherheit und der Code-Qualität. Nachbesserungsbedarf gibt es weiterhin bei den Lizenzen: Nur etwa die Hälfte der Teilnehmer ging davon aus, dass ihr Unternehmen die Lizenzbestimmungen einhält. Auch Github hat Entwickler zum Einsatz von quelloffener Software befragt (opensourcesurvey.org). Das am häufigsten zitierte Einzelergebnis dieser Studie: Die Hälfte der Befragten hat in Open-Source-Projekten bereits mindestens einmal „negative Interaktionen“ zwischen Entwicklern erlebt. Ein Ergebnis, das nachdenklich macht.

GI-MELDUNGEN

INFORMATIK 2017: jetzt anmelden. Die Anmeldung zur Jahrestagung in Chemnitz ist freigeschaltet. Die Frühbucherfrist läuft bis zum 31. Juli.  weiterlesen

GI-Vizepräsident Hannes Federrath in der Tagesschau. Am 27. Juni erklärte GI-Vizepräsident Hannes Federrath den neuerlichen Hackerangriff, der am Dienstag unter anderem große Firmen, Supermärkte und die Messsysteme in Tschernobyl lahmgelegt hat.  weiterlesen

GI-Junior-Fellow Katharina Zweig ausgezeichnet. GI-Junior-Fellow Katharina Zweig von der TU Kaiserslautern ist mit dem Ars-Legendi-Fakultätenpreis in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik ausgezeichnet worden. Wir gratulieren!  weiterlesen

Kritik an der Online-Durchsuchung. Der Präsidiumsarbeitskreis „Datenschutz und IT-Sicherheit“ warnt vor einem unzulässigen Eingriff in die Grundrechte, sollte die heimliche Online-Durchsuchung und die Etablierung eines „Staatstrojaners“ in die Strafprozessordnung aufgenommen werden.  weiterlesen

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FUNDSTÜCK

Neuer Highscore bei Ms. Pac Man. Unser Fundstück zeigt anschaulich, wie schnell die Entwicklung im Bereich des maschinellen Lernens derzeit vorankommt. Erst 2015 haben Forscher von Google DeepMind demonstriert, wie eine Maschine mittels Reinforcement Learning lernen kann, Spiele-Klassiker wie Breakout und Space Invaders zu beherrschen. Als wesentlich schwierigere Aufgabe gilt das ebenfalls für die Atari-Plattform erschienene Spiel Ms. Pac Mac. Wissenschaftler von Microsoft präsentieren nun einen Ansatz, mit dem es ihnen gelungen ist zum ersten Mal das Maximum von 999.990 Punkten zu erreichen. Neben der wissenschaftlichen Veröffentlichung gibt es ein sehenswertes Video, in dem das Verfahren demonstriert wird.   Zum Bericht (blogs.microsoft.com, engl., 6 min)

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Dies war Ausgabe 192 des GI-Radars. GI-Junior-Fellow Dominik Herrmann hat die Nachrichten für Sie zusammengefasst (und den Quellcode sicherheitshalber mit Leerzeichen eingerückt). In der nächsten Ausgabe wird er von der GI-Präsidiumssitzung berichten, die gerade in Bonn stattfindet. Unterstützt wurde er von Jens-Martin Loebel, Sprecher des Fachbereichs Informatik und Gesellschaft. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 14. Juli 2017.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.