GI-Radar 193: G20-Nachlese

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

unser Thema im Fokus ist dieses Mal der G20-Gipfel aus Sicht der Informatik. In den Kurzmitteilungen berichten wir unter anderem über die Aufdeckung eines skurrilen Korruptionsfalls, in dem die Schriftart Calibri eine wichtige Rolle spielt.

Viel Spaß bei der Lektüre!

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Studie zu Laptops im Klassenzimmer + Netzneutralität + EFF: Who has your back? + Calibri entlarvt Fälschung + G20-Gipfel + GI-Präsidiumssitzung + GI-Aufkleber + Lehrdeputat senken! + Kommentar zum Autonomen Fahren + Informatiktagungen anmelden + Die Geschichte von Google Books

KURZMITTEILUNGEN

Studie: Laptops gehören nicht ins Klassenzimmer (Scientific American, engl., 7 min). Zuletzt hatte die Bundesregierung den Schulen Geld für eine Aufrüstung ihrer Informationstechnik versprochen. Eine aktuelle amerikanische Studie deutet jedoch (wieder einmal) darauf hin, dass es nicht reicht, Schüler mit Laptops auszustatten. Und: Handschriftliche Notizen sind effektiver.  weiterlesen

Tag der Netzneutralität (Video bei Vimeo, engl.). Das Prinzip der sog. Netzneutralität besagt, dass Internetzugangsanbieter den Datenverkehr aller Dienstanbieter gleich behandeln müssen. In den Vereinigten Staaten ist der Fortbestand der Netzneutralität akut bedroht. Am 12. Juli haben viele Anbieter im Rahmen eines Aktionstags auf die Folgen fehlender Netzneutralität aufmerksam gemacht. Das verlinkte Video fasst die Problematik prägnant zusammen.  weiterlesen

Schutz vor Überwachung durch den Staat (EFF, engl., 110 min). Die Electronic Frontier Foundation hat ihren umfangreichen Bericht „Who has your back? (2017)“ veröffentlicht. Darin wird analysiert, wie Internet-Unternehmen auf Anfragen amerikanischer Ermittlungsbehörden reagieren. Besonders gut schneiden u.a. Adobe und Dropbox ab, zu den Schlusslichtern gehören T-Mobile USA, Amazon und WhatsApp.  weiterlesen

Calibri entlarvt gefälschtes Dokument (The Times of India, engl.). Die pakistanische Regierung ist in einen Korruptionsskandal verwickelt. Nun wurden entlastende Dokumente vorgelegt. Die Ausdrucke stammen angeblich aus 2006 und sind in der Schriftart Calibri gesetzt. Calibri wird von Microsoft aber erst seit dem Jahr 2007 ausgeliefert. Kurios: Die Beschuldigten hatten sogar versucht, das Auslieferungsdatum im Wikipedia-Eintrag von Calibri zu manipulieren.  weiterlesen

Dieses Mal verweisen zufälligerweise alle Kurzmitteilungen auf englische Texte. Finden Sie englische Quellen im GI-Radar gut oder bevorzugen Sie deutsche Quellen? Teilen Sie uns Ihre Meinung per E-Mail oder über die Feedback-Umfrage (Link im Abspann) mit.

THEMEN IM FOKUS

G20-Gipfel in Hamburg. Während in Hamburg die Spuren des G20-Gipfels beseitigt werden, fassen wir im GI-Radar die netzpolitischen Aspekte des Gipfels für Sie zusammen.

Viele haben dieses Großereignis im eigenen Land über Soziale Medien live mitverfolgt. Demos und Ausschreitungen wurden nicht nur von offiziellen Pressevertretern begleitet. Es gab zahlreiche selbst ernannte Internet-Reporter, die ihr Smartphone nutzten, um die Öffentlichkeit zu informieren. Manche übermittelten sogar Live-Videos, etwa über die App Periscope. Auch die Hamburger Polizei war rund um die Uhr auf Twitter und Facebook aktiv und nutzte diese Kanäle für Ankündigungen und zur Beantwortung tausender Anfragen (Nachlese der Befehlsstelle Social Media bei Facebook).

Ähnlich extrem wie die Gewalt auf der Straße war allerdings auch das Verhalten einiger Internetnutzer. Anfangs empörte man sich lediglich über Fotos von mutmaßlichen Kapitalismuskritikern, die mit ihrem iPhone ein Selfie vor einer brennenden Barrikade machten: Der „Riot Hipster“ ist jetzt ein Internet-Meme (jetzt.de). Da die Polizei die Störer lange Zeit gewähren ließ, wurde aber schon bald der Ruf nach Selbstjustiz laut. Sascha Lobo zeigt sich in seiner Kolumne besorgt, wie schnell sich die Wut im Web verselbständigt hat (Spiegel, 6 min).

Die Polizei sah sich mit einem wild gewordenen Internet-Mob konfrontiert, der die Fahndung nach den Tätern an sich gerissen hatte. Dass das eilig bereitgestellten Hinweisgeber-Portal zunächst nicht per HTTPS erreichbar war, war nicht nur wegen des Verstoßes gegen Datenschutzgesetze problematisch, sondern auch weil die Beweiskraft des hochgeladenen Materials dadurch möglicherweise beeinträchtigt wird (Golem).

Leider hat der Krawall die Inhalte des G20-Gipfels in der Berichterstattung verdrängt. Eine kritische Auseinandersetzung mit den netzpolitischen Aspekten findet sich etwa bei den Kollegen von Digitalcourage e.V. (digitalcourage.de, 8 min).

GI-MELDUNGEN

Präsidiumssitzung. Ende Juni fand wieder eine GI-Präsidiumssitzung statt. Zu sehen gab es unter anderem die Entwicklung der Finanzen des Vereins, die in wenigen Monaten startende neue Digitale Bibliothek sowie Entwürfe der neuen GI-Webseite (Relaunch im Herbst). Diskutiert wurde über die Empfehlungen des FB Technische Informatik zur Gestaltung von Studiengängen in diesem Fachgebiet und über die Durchführung der nächsten INFORMATIK-Jahrestagungen.

GI-Aufkleber. Wer sich auch in der Öffentlichkeit als GI-Mitglied „outen“ möchte, kann in der Geschäftsstelle verschiedene Aufkleber bestellen. Wir freuen uns, wenn wir die GI-Sticker künftig häufig auf Laptops, Autos, Ordnern, ... entdecken.  weiterlesen

Lehrdeputat auf 14 Stunden senken. Der zuständige GI-Beirat wendet sich an die Öffentlichkeit und fordert die Senkung des Lehrdeputats an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.  weiterlesen

Bericht zum Autonomen Fahren kommentiert. Die GI-Fachgruppe „Informatik und Ethik“ hat den Bericht des Ministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur kritisch gelesen und kommentiert.  weiterlesen

Informatiktagungen anmelden. Auf der GI-Webseite können alle Informatiktagungen in einen öffentlichen Kalender eingetragen werden. Damit erscheinen sie automatisch auch im Informatik Spektrum.  weiterlesen

Kennen Sie den GI-Bewegungsmelder? Haben Sie kürzlich eine neue Aufgabe übernommen? Dann melden Sie sich bei uns!

FUNDSTÜCK

Die tragische Geschichte von Google Books. Alle Bücher, die jemals erschienen sind, am Rechner durchsuchen zu können, war immer ein Traum der Google-Gründer gewesen. Im Jahr 2004 wurde dieses ambitionierte Projekt gestartet. Mit selbst entwickelten Scan-Stationen haben Google-Mitarbeiter über 25 Millionen Bücher digitalisiert. Ganz recht, das Umblättern geschieht dabei von Hand. Der Mensch ist einfach schneller und zuverlässiger als eine Maschine. Wie so häufig hat Google dabei weder die Autoren noch die Verlage um Erlaubnis gefragt, sondern sich die Bücher aus den Bibliotheken ausgeliehen. Dies führte zu erheblichen juristischen Verwerfungen, die bis auf weiteres verhindern, dass der Traum der Gründer Wahrheit wird.   Zum Bericht (The Atlantic, engl., 35 min)

Dieses Fundstück hat GI-Mitglied Max Maaß vorgeschlagen. Welcher Text hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Fundstücke!

 

Dies war Ausgabe 193 des GI-Radars. GI-Junior-Fellow Dominik Herrmann hat die Nachrichten für Sie zusammengefasst. Unterstützt wurde er dabei von GI-Mitglied Max Maaß. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 28. Juli 2017.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.