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Eine Kamera weist am Bahnhof Südkreuz auf die Videoüberwachung hin.

© Paul Zinken/dpa

Neue Überwachungskameras in Berlin: Testphase für Gesichtserkennung am Südkreuz ist gestartet

Heute ist es soweit: Die umstrittene Testphase zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz beginnt. 300 Freiwillige haben sich gemeldet.

Die Kameras sind eingebaut und nochmals justiert worden; die „Tabuzone“ sollte am Sonnabend markiert werden. Am heutigen Dienstag beginnt der Test zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz. 300 Teilnehmer haben sich nach Angaben der Bundespolizei dafür freiwillig gemeldet.

Der sechsmonatige Versuch soll zeigen, ob es möglich ist, aus Menschenmassen heraus Personen per Kamera automatisch zu erkennen, deren Gesicht zuvor gespeichert worden ist. Ziel ist es nach Angaben der Bundespolizei, Personen auszumachen, von denen eine Gefahr ausgeht oder ausgehen könnte.

Mit der Technik könne es gelingen, Straftaten und Gefahrensituationen im Vorfeld zu erkennen. Mögliche Gefährder könnten vor einem geplanten Anschlag festgestellt werden, begründete die Bundespolizei den bei Datenschützern umstrittenen Versuch. Die Daten aus dem Test sollen nach einem Jahr gelöscht werden.

Drei spezielle Kameras sind dafür im ohnehin bereits mit Videotechnik ausgestatteten Bahnhof Südkreuz installiert worden. Sie erfassen in der Westhalle auf Schöneberger Gebiet einen Teil des Ein- und Ausgangsbereichs vom und zum Hildegard-Knef-Platz sowie die vom Ringbahnsteig in die Halle führende Rolltreppe.

Damit Personen, die nicht aufgenommen werden wollen, ausweichen können, werden die von den Kameras erfassten Bereiche besonders markiert.

Amazon-Gutschein für 25 Euro als Belohnung

Am Versuch nehmen auch mehrere Bundespolizisten teil, um ein spezielles Verhalten erproben zu können. Die Freiwilligen sind Personen, die in der Regel den Bahnhof häufig betreten. 275 sollten teilnehmen, nun sind es sogar mehr geworden.

Aber auch Gegner machen mobil: Gegen den Test hat die Aktion Freiheit statt Angst am Dienstag von 15 Uhr bis 18 Uhr einen Protest am Bahnhof angekündigt. Ihrer Ansicht nach kann der Test dazu führen, dass nicht nur nach Terroristen sondern auch nach Anderen gefahndet wird - Schwarzfahrern, Sprayern, Obdachlosen oder Bettlern etwa.

Niemand könne nach der Testphase der biometrischen Erfassung entgehen ohne auf seine Bewegungsfreiheit zu verzichten, kritisiert die Aktion. Zudem fehle jegliche Zweckbindung der erhobenen Daten.

Die Pläne bei der Videotechnik gehen sogar weiter: In einem zweiten Schritt sollen auch Softwareprogramme getestet werden, die Gefahrenszenarien sowie Objekte erkennen und melden können - zum Beispiel herrenlos herumstehende Taschen oder typische Bewegungsabläufe von Taschendieben. Die freiwilligen Tester wurden auch durch Belohnungen angelockt. Wer den Kamerabereich an mindestens 25 unterschiedlichen Tagen durchquert, erhält einen Amazon-Einkaufs-Gutschein über 25 Euro. Und für die drei Tester, die an mindestens 30 unterschiedlichen Tagen am häufigsten den Testbereich genutzt haben, gibt es zusätzliche Hauptpreise.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU), dessen Haus den Versuch zusammen mit der Bahn und der Bundespolizei initiiert hat, will sich die Technik im August vorführen lassen. Dabei sollen dann auch die Bundespolizisten aktiv werden.

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