GI-Radar 202: Künstliche Realität

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

in den letzten zwei Wochen kamen Neuerungen auf den Markt, die vielleicht schon bald viele von Ihnen verwenden werden: Wir stellen zwei Übersichtsartikel vor, in denen alles steht, was wir momentan über den neuen Firefox-Browser und Apples Face ID wissen (Kurzmitteilungen). Das Thema im Fokus beschäftigt sich mit Fortschritten bei der automatisierten Bildverarbeitung. Es ist beeindruckend und beängstigend zugleich, dass künstlich erzeugte Bilder inzwischen nicht mehr von der Realität zu unterscheiden sind. Im Fundstück können Sie schließlich überprüfen, ob Sie als Uber-Fahrer über die Runden kämen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

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Rachepornos stoppen + Datengetriebener Wahlkreiszuschnitt + Facebook-Ads + Elsevier verklagt ResearchGate + Apple Face ID + Firefox Quantum + Bilderkennung, -verbesserung und -erzeugung + Umfrage zur neuen GI-Webseite + GI-Wahlen + Unterrichtspreis 2017 + Devcamp in Hamburg + Uber-Game

KURZMITTEILUNGEN

„Rachepornos“ stoppen: durch das Hinterlegen auf Facebooks Servern (Zeit). Facebook verhindert nun die unerlaubte Verbreitung intimer Fotos. Betroffene müssen dazu allerdings ihre Bilder vorsorglich an Facebook senden. Die Umsetzung ist zwar gut durchdacht, wirft allerdings dennoch Fragen auf.  weiterlesen

Datengetriebener Wahlkreiszuschnitt (Technology Review). Durch den Zuschnitt von Wahlbezirken können Wahlen massiv beeinflusst werden. Getrieben durch umfangreiche Datenbestände, wird diese Zuschnittsoptimierung in den USA nun zu einem Problem.  weiterlesen

Den Quellen von Facebook-Ads auf die Schliche kommen (The Guardian, engl.). Werbung wird in sozialen Netzwerken stark personalisiert. Wer für welche Zielgruppen bestimmte Werbung schaltet, lässt sich durch ein Projekt des Guardian Australia und ProPublica nachvollziehen.  weiterlesen

Verlag Elsevier verklagt ResearchGate (Deutschlandfunk). Der Streit um den Zugang zu Fachartikeln geht in eine neue Runde: Der Wissenschaftsverlag Elsevier hat nun das Portal ResearchGate verklagt, da Autoren Artikel trotz abgegebener Rechte dort veröffentlicht haben sollen.  weiterlesen

Apple Face ID im Überblick (TechCrunch, engl., 20 min). Face ID ist die Gesichtserkennung, welche Apple in dem gerade erschienenen iPhone X verbaut hat. Die technischen Hintergründe und die daraus resultierenden Möglichkeiten und Risiken werden en dé­tail von TechCrunch beleuchtet.  weiterlesen

Mozilla veröffentlicht Firefox Quantum (Süddeutsche). Nachdem Firefox in den letzten Jahren kontinuierlich Marktanteile verloren hat, wurde nun mit Firefox Quantum eine weitestgehende Neuentwicklung vorgestellt. Ihr Erfolg ist für die Zukunft der Mozilla-Stiftung von herausragender Bedeutung.  weiterlesen

THEMEN IM FOKUS

In dieser Ausgabe geht es um Programme, die sich mit der Erzeugung, Verbesserung und Erkennung von Bildern beschäftigen. Die Verwendung von Deep-Learning-Verfahren führt hier aktuell zu deutlich sichtbaren Verbesserungen.

Fortschritte beim Lösen von CAPTCHAs. CAPTCHAs verhindern im Web unter anderem, dass sich Betrüger automatisiert eine große Anzahl von E-Mail-Adressen anlegen. Dazu werden dem Nutzer zum Beispiel absichtlich stark verzerrte Darstellungen von Wörtern präsentiert. Ein Mensch kann diese (gerade noch) lesen; Verfahren zur Texterkennung scheitern jedoch daran. Wissenschaftler haben nun ein neues Verfahren vorgestellt, das auf Recursive Cortical Networks basiert (Science, engl.). Es kann bestimmte CAPTCHAs mit einer Genauigkeit von über 60 Prozent lösen. Zum Vergleich: Menschen kommen hier auch nur auf etwas mehr als 80 Prozent (Motherboard, engl.). Die Besonderheit: Das Verfahren ist wesentlich generischer als frühere Ansätze, die für jede zu lösende CAPTCHA-Sorte erst mit einer großen Kollektion von Beispiel-Bildern trainiert werden müssen.

Fortschritte bei der Bildverbesserung. Sie kennen vielleicht Szenen in Filmen, wo ein Techniker aus einem stark verpixelten Bild, auf dem überhaupt nichts zu erkennen ist, mit einem Spezialverfahren feinste Details zum Vorschein bringt. Dass so etwas in Zukunft möglich ist, ist weiterhin zweifelhaft. Dennoch überrascht der noch in Entwicklung befindliche Dienst „Let's Enhance“ (Webseite, engl.): Das System wurde mit einer Vielzahl von Bildern trainiert, um zu lernen, wie man Bilder verbessern kann. So lassen sich Bilder stark vergrößern ohne an den Kanten zu verpixeln, JPEG-Artefakte entfernen und Details nachschärfen (mashable.com, engl.). Bislang erforderten solche Korrekturen Handarbeit in Photoshop.

Künstlich erschaffen, aber fotorealistisch. Die Firma nVidia hat ein neues Verfahren zur Erzeugung von realistischen Bildern vorgestellt, die so echt aussehen, dass man schon genau hinschauen muss, um den Schwindel zu entdecken (Golem). Im Vergleich zu früheren Arbeiten enthalten die Gesichter, Tiere und Objekte wesentlich mehr Details. Zukünftig könnten damit künstliche Gesichter erstellt werden, die keinem real existierenden Menschen gehören, was sich etwa im Marketing kostensenkend auswirkt. Auf der anderen Seite birgt diese Technologie allerdings erhebliches Missbrauchspotenzial.

GI-MELDUNGEN

Umfrage zur neuen GI-Webseite. Sie haben wahrscheinlich bereits bemerkt, dass sich die GI  unter https://gi.de/ im neuen Gewande präsentiert. Nun interessiert uns, wie Ihnen der neue Auftritt gefällt. Bitte nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit für eine kurze Umfrage (Link führt zum Anbieter SurveyMonkey).  weiterlesen

GI-Wahlen: noch 14. Tage. Bis zum 1. Dezember um 12 Uhr können Sie Ihre Stimme noch abgeben, mit der Sie über den neuen Vorstand und drei neue Präsidiumsmitglieder entscheiden. Bitte machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch, sofern noch nicht geschehen. Vielen Dank!  weiterlesen

Unterrichtspreis 2017. Julian Dorn, Informatiklehrer am Louise-Otto-Peters-Gymnasium in Leipzig, wurde auf der INFORMATIK 2017 für seine Unterrichtseinheit „friendzone – a social network is rising“ ausgezeichnet.  weiterlesen

Devcamp – die Informatiktage in Hamburg. Am 24./25. November 2017 findet in Hamburg unsere Nachwuchsveranstaltung statt. Neben Fachvorträgen und Workshops gibt es ein Barcamp zu Themen der Softwareentwicklung. Die Anmeldung für Studierende und young professionals läuft noch.  weiterlesen

FUNDSTÜCK

Das Uber-Game. Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es sich wohl anfühlt, für das Startup Uber als Fahrer tätig zu sein. Im Uber-Game können Sie den Arbeitsalltag eines Uber-Fahrers nachspielen. Nett animiert trifft man als Spieler Entscheidungen, wie und auf welche Art und Weise dem Job nachgegangen wird – vom Jagen besonders lukrativer Aufträge bis hin zum Umgang mit problematischen Fahrgästen. Bereitgestellt wird dieses interaktive Browser-Spiel von der Financial Times. Alle Ereignisse basieren auf Schilderungen von Uber-Fahrern. Im Kern geht es darum, zu entscheiden, ob man als Fahrer auf kurzfristige Gewinne oder auf Nachhaltigkeit setzt. Nach etwa 10–15 Minuten erfährt man nicht nur den Nettoverdienst, sondern auch, wie sehr sich die eigenen Entscheidungen von denen der anderen Spieler unterscheiden.   Zum Spiel (ft.com)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Vorschläge!

Korrektur: An dieser Stelle haben wir in der letzten Ausgabe auf das Programm „Shelley“ hingewiesen. Ein freundlicher Leser hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass „Frankenstein“ nicht wie behauptet von einem Mann, sondern von einer Frau – nämlich Mary Shelley – geschrieben worden ist.

 

Dies war Ausgabe 202 des GI-Radars. Aufbereitet wurden die Texte von Dominik Herrmann, der jetzt ein schlechtes Gewissen hat, weil er zu den 12% der Nutzer gehört, die im Uber-Game ihren Sohn versetzt haben, um höhere Einnahmen zu erzielen – und am Ende hat das Geld dann trotzdem nicht gereicht. Tatkräftig unterstützt wurde er von Junior-Fellow Matthias Weidlich. Junior-Fellow Johannes Schöning hat wieder Ideen für Kurzmitteilungen beigesteuert und GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter hat die GI-Mitteilungen zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 1. Dezember 2017.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.