GI-Radar 200: Frauen in der Informatik

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

im Sommer wurde der Google-Mitarbeiter James Damore entlassen, weil er in einem internen Memo den geringen Anteil von Frauen in der Technologiebranche mit angeblich biologischen Unterschieden zwischen den Geschlechtern erklärte. Wir nehmen die daraufhin losbrechende Diskussion zum Anlass, dieses GI-Radar dem Thema „Frauen in der IT“ zu widmen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

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Regulierung von Algorithmen + Kreative Köpfe gesucht + Ferngesteuerte Haustiere + ePrivacy-Verordnung + Ada-Lovelace-Festival + Grace Hopper Celebration + Frauen in der Informatik + GI-Wahlen + Informatik Spektrum digital + Neue GI-Fellows + Kooperation mit plus-MINT + WYSIWYG-Programmierung

KURZMITTEILUNGEN

Regulierung von Suchalgorithmen (Zeit). In der scheidenden Bundesregierung wird über ein „Algorithmengesetz“ nachgedacht, das insbesondere die Suchalgorithmen von Facebook und Google regulieren soll.  weiterlesen

Kreative Köpfe gesucht (digital-shapers.com). Ein Konglomerat verschiedener Unternehmen hat den Wettbewerb „digital shapers“ ausgerufen. Hier sind junge Leute aufgerufen, gewachsene Geschäftsmodelle auf den Kopf zu stellen und digitale Lösungen zu suchen. 10.000 Euro Preisgeld sind ausgelobt.  weiterlesen

Robo-Wauzi: das ferngesteuerte Haustier (FAZ). Constanze Kurz denkt in ihrer Kolumne „Aus dem Maschinenraum“ darüber nach, unter welchen Umständen Roboter-Haustiere Akzeptanz finden und was sie können (sollen, dürfen oder werden).  weiterlesen

Folgen der e-Privacy-Verordnung ab Mai 2018 (Digitalcourage, 14 min). Ab dem kommenden Jahr gibt es eine ganze Menge von Änderungen zum Thema Datenschutz. Dieser ausführliche Beitrag erläutert, was sich nächstes Jahr bei Cookies, Verschlüsselung und Einwilligung ändert.  weiterlesen

Aktuelle Veranstaltungen von und für Frauen in der IT:

Ada-Lovelace-Festival. Gerade findet in Berlin diese jährliche Veranstaltung statt, bei der mehr als 70 Frauen in Vorträgen über ihre Erfahrungen mit Technik und Computer sprechen.  weiterlesen

Grace Hopper Celebration. Diese Veranstaltung ist das größte internationale Event für Frauen in der IT. Zuletzt hat es Anfang Oktober in Orlando, Florida, stattgefunden. Mit mehr als 18.000 Teilnehmern wurde ein neuer Rekord verzeichnet.  weiterlesen

GEWINN-Fachtag. Das Projekt GEWINN hat das Ziel, die Forschung zu Gender und Informatik in der Praxis nutzbar zu machen, um weibliche Young Professionals in der Informatik auf ihrem Weg in Spitzenpositionen zu unterstützen. Am 21.11. wird dazu in Berlin ein Fachtag zur Agilität in der Softwareentwicklung ausgerichtet.  weiterlesen

THEMEN IM FOKUS

In diesem GI-Radar stehen „Frauen in der Informatik“ im Fokus.

Stephen Mihm, Geschichtsprofessor an der Universität von Georgia, antwortet bei Bloomberg (bloomberg.com) auf die Ausführungen des früheren Google-Mitarbeiters James Damore (Motherboard). Mihm beschreibt, wie und warum die Software-Pionierinnen in den sechziger Jahren „abgeschafft“ wurden. Das Ergebnis der damaligen Entwicklung zeigt uns heute die Statistik.

Was uns die Statistik sagt. In den Jahren 2006–2015 ist die Zahl der beschäftigten IT-Spezialisten in den 28 EU-Ländern im Durchschnitt um 3% gewachsen. Im Jahr 2015 waren von den knapp 8 Millionen im IT-Bereich Beschäftigten 84% männlich. Während im Jahr 2006 noch gut 22% weiblich waren, ist dieser Anteil bis 2015 auf 16% gesunken, in Deutschland von 19,6% auf 16,3% (ec.europa.eu).

Einen kompakten Überblick über die Beschäftigungssituation in Deutschland im Informatik-Bereich gibt die Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Über alle Abschlüsse und Berufsgruppen hinweg liegt der Frauenanteil bei gut 18%. Das mittlere monatliche Bruttoarbeitsentgelt wird für das Jahr 2015 mit 4647 Euro für Männer und 4246 Euro für Frauen angegeben (IAB).

Das Geschlechterverhältnis spiegelt sich ähnlich bei den Studierenden-Anteilen. In den Frühzeiten des Informatik-Studiums betrug in (West-)Deutschland der Frauen-Anteil etwa 20%. Er sank in den frühen 90er-Jahren auf unter 14%, erreichte 2011 wieder 20% und liegt heute bei knapp 25%. (komm-mach-mint.de #1). In den IT Ausbildungsberufen stagniert der Frauenanteil seit Jahren unter 10% (komm-mach-mint.de #2).

Erklärungsversuche. Es gibt zahlreiche Studien, in denen die Ursache für das ungleiche Verhältnis untersucht wird. Ganz aktuell leiten Forscherinnen aus amerikanischer Sicht auf der Grundlage qualitativer Interviews ab, dass mehrere Faktoren zusammen kommen müssen, um das nachhaltige Interesse von Mädchen an der Informatik wachzuhalten (ncwit.org): erstens früher Kontakt mit positiver Verstärkung, zweitens Zugang zu gutem Informatik-Unterricht und drittens Peers mit ähnlichen Interessen.

Untersuchungen in Europa und Deutschland zeigen ein ähnliches Bild (microsoft.com). Es gibt eine Reihe von Projekten, in denen eine Umsetzung solcher Erkenntnisse versucht wird. Beispielhaft sei der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen komm-mach-mint.de genannt. Die Gesellschaft für Informatik bringt sich hier zusammen mit mehr als 240 Organisationen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien ein.

Informatikerinnen im Beruf. Eine aktuelle Studie (uni-bamberg.de #1 und uni-bamberg.de #2) der Universität Bamberg untersucht das Thema „Women in IT“. Demnach lässt nicht nur der Fachkräftemangel die Unternehmen inzwischen vermehrt nach weiblichen IT-Experten suchen. Hinzu kommt die Erwartung, dass Frauen neue Sichtweisen und Ideen in die Unternehmen bringen. Die Befragung der Fachfrauen selbst zeigt, dass sie mit ihrer Arbeit überwiegend zufrieden sind, aber Verbesserungspotenzial vor allem bei Weiterbildung, Personalführung und Karrieremöglichkeiten sehen. Die anstehende digitale Transformation bietet vielfältige Möglichkeiten, auch und gerade für IT-Spezialistinnen. Und es gibt sie schon, wie etwa die Auflistung der 25 einflussreichsten Frauen im IoT des „Internet of Things Institute“ zeigt (ioti.com).

Übrigens: Die deutsche IT-Women-Power wird in der GI von der Fachgruppe „Frauen und Informatik“ (www.frauen-informatik.de) repräsentiert – und das seit mehr als 30 Jahren! Anlässlich des Falls „Damore“ hat der Spiegel im August 2017 ein Interview mit Ursula Köhler, Sprecherin der Fachgruppe „Frauen und Informatik“ geführt (Spiegel).

GI-MELDUNGEN

Wahl zu GI-Vorstand und Präsidium. In diesen Tagen sollten Sie Post erhalten haben, um den neuen GI-Vorstand und drei neue Präsidiumsmitglieder zu wählen. Wir wünschen uns eine Wahlbeteiligung wie bei der Bundestagswahl 2017: „70+“. Bitte machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch.  weiterlesen

Informatik Spektrum digital. Heft 5 des Informatik Spektrums steht digital für Sie bereit. Sie finden es nach dem Einloggen im GI-Mitgliederbereich oben links.  weiterlesen

GI-Fellows Sinz und Meinel. Auf der INFORMATIK 2017 sind Elmar Sinz und Christoph Meinel von GI-Präsident peter Liggesmeyer zu neuen GI-Fellows ernannt worden. Wir gratulieren!  weiterlesen

GI und plus-MINT kooperieren. Seit vielen Jahren arbeitet die GI mit den verschiedenen MINT-Initiativen zusammen, um auf die Wichtigkeit frühzeitiger informatischer Bildung hinzuweisen. Mit plus-MINT ist ein weiterer Partner dazugekommen.  weiterlesen

Kennen Sie den GI-Bewegungsmelder? Haben Sie kürzlich eine neue Aufgabe übernommen? Dann melden Sie sich bei uns!

FUNDSTÜCK

WYSIWYG-Programming. “Computing is fundamentally invisible,” Gerard Berry said in his talk. “When your tires are flat, you look at your tires, they are flat. When your software is broken, you look at your software, you see nothing”. Diese Beobachtung bringt eines der Probleme der Software-Entwicklung auf den Punkt. Während man sich das Problem und dessen Lösung oft gut vorstellen kann, verliert man sich beim Schreiben des dazu erforderlichen Programms in Details. Eine Gruppe von Entwicklern möchte das nun ändern. Ihr ambitioniertes Ziel: Programmieren nach dem Paradigma „What you see is what you get“. Unser Lesestück (inkl. Hörversion) beschreibt eindrucksvoll, warum wir hoffen sollten, dass es ihnen gelingt.  Zum Artikel (theatlantic.com, 45 min)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Vorschläge!

 

Dies war die Jubiläumsausgabe 200 des GI-Radars. Aufbereitet wurde sie von GI-Junior-Fellow Dominik Herrmann. Der Frauenanteil im Redaktionsteam des GI-Radars beträgt derzeit übrigens etwa ein Drittel – das ist noch ausbaufähig! Das Thema im Fokus hat die Fachgruppe „Frauen in der Informatik“ beigesteuert. Wir danken insbesondere deren Sprecherin Ursula Köhler für die Koordination. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 3. November 2017.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.