EU-Justizkommissarin Věra Jourová fordert, die Macht von sozialen Netzwerken einzuschränken. Facebook und andere wüssten, "dass das Spielzeug in ihren Händen schwierig zu kontrollieren ist, dass sie sich eine Menge Macht gekrallt haben", sagte Jourová der Süddeutschen Zeitung nach der Anhörung des Facebook-Chefs im US-Kongress. Nötig sei ein Gegenmittel, "eine schlaue Regulierung, die die Risiken herausfiltert und die Internetsphäre ansonsten nicht weiter beeinträchtigt".

Der Datenskandal habe nicht nur dem einzelnen Nutzer, sondern auch der Gesellschaft und der demokratischen Debatte geschadet; das habe Mark Zuckerberg bei seiner Entschuldigung außer Acht gelassen.

Die EU-Kommission denke darüber nach, auch Algorithmen, die wichtigsten Instrumente der Plattformen, zu regulieren, sagte Jourová. Politiker und Wissenschaftler machten sich Sorgen über die Art und Weise, wie die Menschen durch die sozialen Medien "einsortiert und auch diszipliniert werden, ohne dass wir uns wehren können".

Ein Problem sieht Jourová zudem in der Anonymität, hinter der sich die Autoren von Hassbotschaften oft verstecken. "Polizisten sagen mir, dass es ihnen schwerfalle, die Leute aufzuspüren, die Hassbotschaften im Netz platzieren. Wenn ich etwas schreibe, das Tausende Menschen beeinflusst, sollte ich dafür mit meinem Namen einstehen müssen", sagte sie.

Facebook muss mit einem großen Datenmissbrauch umgehen: Die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern des sozialen Netzwerks darunter 2,7 Millionen EU-Bürger waren bei der britischen Firma Cambridge Analytica aufgetaucht und sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump benutzt worden sein.

Der Datenskandal habe vielen US-Bürgern bewusst gemacht, dass private Daten in der EU besser geschützt sind als in den USA dass es also eine Alternative gibt, so die EU-Kommissarin. Sie will sich Ende April mit den nationalen Wahlkommissionen aller EU-Länder treffen. Dabei will sie erfahren, welche Regeln es in den jeweiligen Mitgliedsstaaten gibt, um den Einsatz von sozialen Medien im Wahlkampf zu beobachten und zu begrenzen. Außerdem will Jourová herausfinden, wie "manipulatives politisches Marketing wie im Fall Cambridge Analytica" verboten werden kann.