GI-Radar 227: Erfindergeist

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

es ist eines unserer Anliegen, dass die GI in der Öffentlichkeit sichtbarer wird. Umso mehr freut es uns, dass wir in den Kurzmitteilungen auf einen Beitrag eines unserer Vizepräsidenten in der SZ verlinken können. Im Thema im Fokus geht es um den zweifelhaften Trend, dass sich Firmen heutzutage am liebsten neu erfinden würden. Passend dazu erzählt das Fundstück die Geschichte von Velodyne, denen genau dies gelungen ist.

Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe!

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Keine Hundehaufen + Interview mit Toby Walsh + Elefantenjagd und Datenjagd + Interview mit Julian Nida-Rümelin + DSGVO-Beschwerden + Beständiges versus IT-Trends + Präsidiumswahl 2018 + Neues Informatik Spektrum + DevCamp in Aachen + Velodyne

KURZMITTEILUNGEN

Informatikerinnen und Informatiker sollten ihr Hirn nicht an Hundehaufen verschwenden (SZ). GI-Vizepräsident Alexander von Gernler vergleicht Ansehen und Abstieg der Banker vor zehn Jahren mit dem mancher Informatikerinnen und Informatiker von heute: viel Macht, viel Einkommen, wenig Verantwortungsbewusstsein – und wenig Auseinandersetzung mit ethischen Fragen der eigenen Profession. Informatikfachleute von heute können die Welt mit ihren Anwendungen – insbesondere auch mit der KI – in solch gravierender Weise beeinflussen, dass sie eine ganz besondere Verantwortung haben und sich dieser auch stellen sollten, meint unser Vizepräsident.  weiterlesen

Toby Walsh: KI kann unser Leben besser machen, aber nicht Respekt und Liebe ersetzen (Netzpolitik, 13 min). Viele fürchten sich vor der KI, andere stellen Algorithmen in selbstfahrenden Autos in Frage. Der KI-Forscher Walsh ist davon überzeugt, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz unser Leben erleichtern wird. Dazu müsse man sich allerdings vorab auf das gesellschaftlich Gewollte und gemeinsame Werte verständigen, und auch darauf, was KI nicht leisten kann oder sollte.  weiterlesen

Was die Elefantenjagd mit der Datenjagd zu tun hat (SZ). Wenn Google und Facebook mit uns fertig sind, bleiben wir als Kadaver zurück, und sie haben das Elfenbein – unsere Daten. Mit diesem plakativen Vergleich erläutert Shoshana Zuboff, was von uns für die großen Konzerne wichtig ist und was nicht. Überwachungskapitalismus nennt sie das Datensammeln der Unternehmen, und sieht darin eine Gefahr für Demokratie und Wirtschaftsordnung. Sich dem zu entziehen, wird jedoch durch die Abhängigkeit von den entsprechenden Diensten (und/oder die eigene Bequemlichkeit) immer schwieriger.  weiterlesen

Starke KI – schwache KI. Julian Nida-Rümelin im Interview über Alan Turing und Kurt Gödel (Capital). Hat der Algorithmus eine Seele? Wird die KI menschenähnlich? Oder simuliert sie nur Dinge, die sie vom Menschen gelernt hat? Ist das Gehirn einem neuronalen Netz vergleichbar, oder doch ganz anders? Diesen und anderen Fragen geht der Philosoph Julian Nida-Rümelin in einem Interview nach.  weiterlesen

Verstoß gegen die DSGVO in großem Stil: Beschwerde gegen sieben Firmen eingelegt (Netzpolitik, 6 min). Die britische Nicht-Regierungsorganisation Privacy International hat Beschwerde gegen sieben Unternehmen eingelegt, die in der Öffentlichkeit zwar wenig bekannt sind, aber im großen Stil mit Daten handeln. Laut der Initiative verstoßen sie gegen die im Mai 2018 in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung, indem sie Daten aus unterschiedlichen Quellen sammeln, zusammenführen und verkaufen.  weiterlesen

THEMA IM FOKUS

Über Beständiges und IT-Trends. Kein Jahr vergeht ohne neue IT-Trends. Die sogenannten „hype cycles“ (Wikipedia) bestimmen dabei auch den Takt, in dem große Unternehmen und Risikokapitalgeber ihr Geld investieren – das alles tun sie, um beim vermeintlichen „next big thing“ dabei zu sein. Insgesamt sind im Jahr 2016 beispielsweise 5,7 Mrd. Euro in den Beteiligungskapitalmarkt geflossen (VC-Magazin.de).

Mittlerweile gilt es in Großkonzernen als „hip“, sich selbst zu „disruptieren“, Design Thinking (Wikipedia) im Management einzusetzen oder in das Silicon Valley zu reisen. Sicherlich ist ein Blick auf Innovationen, neue Technologien und nach vorn sinnvoll, allerdings kann aus einem Großkonzern nur schwer ein Startup werden (zukunftsinstitut.de, 8 min). Mittlerweile hat sich zudem ein regelrechter Boom rund um Ausflüge in die Startup-Welt entwickelt, ohne dass überhaupt eine ausreichende Reflexion der ethischen Bedeutung entsprechender Geschäftsmodelle vorgenommen wird.

Bei Unternehmensgründungen sollte es nicht um die vermutlich hundertste App zu einer Problemstellung (bspw. zum Bestellen von Essen) gehen oder darum, unbedingt die Blockchain zu nutzen, weil sie in der Gunst der Investoren weit oben zu stehen scheint. Auch der Anspruch der „Weltverbesserung“ durch Startups (Zeit, 10 min) und die Idee des „guten“ Teilens in der modernen „Sharing Economy“ (Zeit, 7 min) zerfallen bei genauerer Betrachtung und entlarven sich als Katalysatoren prekärer Beschäftigungen, massiver Abhängigkeiten und sozial-gesellschaftlicher Herausforderungen.

Es ist mehr als fraglich, ob erfolgreiche, existierende Unternehmen sich an solchen Geschäftsmodellen orientieren sollten. Anstelle sich auf die Beobachtung von Startups zu konzentrieren sollten sie sich um kundenzentrierte Problemlösungen bemühen, ohne ethische Grundsätze wie das Allgemeinwohl und die Nachhaltigkeit aus den Augen zu verlieren.

Diesen Beitrag hat GI-Junior-Fellow Tim Philipp Schäfers verfasst. Vielen Dank! Ihr Feedback zu diesem Gastbeitrag können Sie uns gerne an redaktion@gi-radar.de senden.

GI-MELDUNGEN

Weiter wählen! Bislang haben rund 1503 GI-Mitglieder bei der GI-Präsidiumswahl ihre Stimme online abgegeben. Da ist noch eine ganze Menge Luft nach oben. Alle Kandidatinnen und Kandidaten freuen sich über viele Stimmen. Bitte machen Sie deshalb rege von Ihrem Stimmrecht Gebrauch.  weiterlesen

Das neue Informatik Spektrum ist da. Behandelt werden unter anderem Themen wie verlässliche Software, PC-Bildschirme für gesunde Augen, Performance Engineering und Suprenum 25. Als Komplett-PDF steht Ihnen das Spektrum im Mitgliederbereich zur Verfügung, zu den Einzel-Artikeln kommen Sie über unsere Digitale Bibliothek.  weiterlesen

DevCamp in Aachen. Am 23. November geht das nächste GI-DevCamp in Aachen an den Start. In Vorträgen, Workshops und BarCamps wird konkretes Entwicklerwissen vorgestellt und selbst erarbeitet. Selbst Themen vorschlagen, sich in kleinen Gruppen zusammenfinden und den Tag nach den eigenen Interessen gestalten: das sind unsere DevCamps. Noch gibt es Plätze!  weiterlesen

FUNDSTÜCK

Getrieben vom Erfindergeist: Velodyne. Unser Fundstück erzählt eindrucksvoll die Geschichte von David Hall und seiner Firma Velodyne. Zunächst stellte man dort hochwertige Lautsprecher her. Dann wurde die Firma zum Pionier für LIDAR-Systeme (light detection and ranging). Viele Konzepte für das autonome Fahren nutzen solche Lösungen, um ihre Umgebung zu erkennen. Ob Velodyne seinen Vorsprung halten kann, ist allerdings ungewiss. Den Gründer stört das nicht – er hat schon ein neues Projekt.   Zum Beitrag (theverge.com, engl.)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 227 des GI-Radars. Aufbereitet wurde sie von Dominik Herrmann, der sich nach knapp 50 Ausgaben im „neuen“ Format fragt, ob es eigentlich nicht längstens an der Zeit ist, dass sich das GI-Radar wieder einmal neu erfindet. Die GI-Mitteilungen hat wie immer GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint (in altbekannter Aufmachung) am 30. November 2018.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.