Schwachstellen aufgedeckt: Per Weblogin ins Klärwerk
Zwei Jahre nach ihrer besorgniserregenden Recherche zu Sicherheitsmängeln in Industrieanlagen sind die Sicherheitsforscher Sebastian Neef und Tim Philipp Schäfers erneut fündig geworden. Ein Klärwerk hätten sie sogar komplett über das Internet übernehmen können.
Zwischen Nürnberg und Regensburg liegt das bayrische Örtchen Postbauer-Heng mit dem Motto "... ganz schön lebenswert". Neben einem Schloss mit vielseitigem kulturellen Programm und einer S-Bahn-Anbindung nach Nürnberg gibt es dort eine Kläranlage für das Abwasser der Gemeinde. Diese Kläranlage ist per Webinterface mit dem Internet verbunden - ein Fehler. Zwei Jahre nach ihrer ersten aufsehenerregenden Recherche zur Sicherheit von kritischen Infrastrukturanlagen versuchten die Sicherheitsexperten Sebastian Neef und Tim Philipp Schäfers erneut, in Prozessleitsysteme von Industrieanlagen einzudringen. Im Klärwerk von Postbauer-Heng ist es ihnen gelungen - mit vollen Administratorrechten. Die Anlage war nicht die einzige, die besorgniserregende Sicherheitsmängel aufwies.
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- Es geht auch ohne Steuerung per Internet
Zutritt verschafften sich die Golem.de-Autoren und Internetwache-Betreiber über das Prozessleitsystem Flowchief, auf das sie bei einer Vorrecherche gestoßen waren. Es wird von Klär- und Wasserwerken zur Steuerung ihrer Anlagen genutzt. Die Software arbeitet mit einer Weboberfläche, in der die technischen Innereien der Industrieanlagen abgebildet werden, sich kontrollieren und steuern lassen. "Wir haben dann nach Wasser- und Klärwerken gesucht, deren Flowchief-Installationen über das Internet erreichbar sind", erklärt Neef.
Hierzu nutzten sie den Datenbestand des Webbprojektes Scans.io, das Informationen zu Webservern aus dem gesamten Internet zur Verfügung stellt. Sie fanden 127 Wasser- und Klärwerke, auf deren Login-Seiten sie über das Internet zugreifen konnten. "Auf den ersten Blick sah alles besser aus als gedacht", sagt Schäfers. Die Verbindung zu den Flowchief-Installationen wird per TLS/SSL verschlüsselt. Die 2016 gefundenen Steuerungen eines anderen Herstellers waren größtenteils unverschlüsselt im Internet.
Nutzernamen sind schon vorausgefüllt
Doch auch Verschlüsselung hilft nichts, wenn die Zugangsdaten bereits eingetragen sind. Neef und Schäfers wundern sich, als sie das erste Mal eine Flowchief-Installation mit vorausgefüllten Nutzernamen entdecken: In dem Feld steht WW, für Wasserwerk. Aus Spaß tippen sie WW als Passwort ein und klicken auf Login. Sie staunen nicht schlecht, als sie anschließend Zugriff auf die Verwaltungsoberfläche des Wasserwerk Michelau haben. Die schematischen Darstellungen von Wasserbehältern, Rohrleitungen und Pumpwerken erinnern an Webseiten aus den 90er Jahren.
Bei ungefähr 25 Installationen finden die beiden die Nutzernamen vorausgefüllt vor. Einen Brute-Force-Angriff, also das massenhafte Ausprobieren von Passwörtern, unternehmen sie nicht. "Das wäre gegen unsere Ethik, da es über die normale Benutzung von Webseiten stark hinausgeht und Systeme überlasten kann", betont Schäfers. Zudem bremse die Software einen Brute-Force-Angriff durch kleine Pausen zwischen mehreren Loginversuchen aus.
Neef und Schäfers geben die IP-Adresse einer Kläranlage in ihren Browser ein. Das Weblogin des Prozessleitsystems öffnet sich, der Nutzername ist bereits vorausgefüllt. Das Passwort ist identisch, sie können auf die Weboberfläche zugreifen. Diesmal sind sie allerdings nicht Gast oder Benutzer, sondern Administrator - mit weitreichenden Rechten.
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