GI-Radar 223: Maaßen geht, Massenüberwachung bleibt

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Thema im Fokus für diese Ausgabe – aktuelle Entwicklungen im Überwachungsstaat – war schon aufgeschrieben, da erreichte uns die Meldung, dass Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen ins Innenministerium wechselt und dort für Fragen der Sicherheit zuständig sein wird. In den Kurzmitteilungen präsentieren wir Ihnen unter anderem ein Werkzeug, das Ihnen Argumente für die nächste Diskussion liefern kann. Über das Fundstück freuen sich vermutlich vor allem die Studierenden in der GI.

Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe!

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Datenschutzmängel in Krankenkassen-App + DGB: mehr Weiterbildung + Smart Home + CHEFIN: Unterstützung gesucht + Argumente finden + Überwachungsstaat: quo vadis? + DSGVO-FAQ der GI + GI-Veranstaltungskalender + neues Informatik Spektrum + Bahnfahrten für 50 Euro + Informatik-Olympiade: Medaillen für Deutsche + GI/DAAD-Kooperation: Praktika + Times Newer Roman

KURZMITTEILUNGEN

Gesundheits-App Vivy mit Datenschutz-Mängeln (Spiegel). Nachdem die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte weiterhin stockt, haben 16 Krankenkassen und -versicherungen das Zepter selbst in die Hand genommen. Ihre App „Vivy“ bietet u.a. eine digitale Patientenakte. Das Problem: Während der Nutzung werden Daten an mehrere Drittanbieter übermittelt.  weiterlesen

DGB fordert mehr Weiterbildung (FAZ). Aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund mehr Weiterbildung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums sind nur gut 40% der Beschäftigten auf den digitalen Wandel vorbereitet.  weiterlesen

Schlaues oder dummes Smart Home (SZ, 10 min). Wie intelligent das vernetzte Haus ist, hängt von vielen Faktoren ab. Die Bedienbarkeit der Geräte und Anwendungen ist das Eine. Das Andere ist die Bereitschaft der Nutzerinnen und Nutzer, sich mit der Technik zu befassen und sich Gedanken darüber zu machen, was das Haus alles alleine können und machen soll, und wo doch lieber die Bewohner agieren sollten.  weiterlesen

BMBF-Forschungsprojekts CHEFIN sucht Unterstützung (Unipark, 20 min). Im BMBF-Projekt CHEFIN (Chancengerechte Entwicklung von Frauen im MINT-Bereich) wird das Berufsleben von Frauen und Männern im Hinblick auf die möglicherweise unterschiedliche Karriereentwicklung in Unternehmen und dem öffentlichen Sektor untersucht. Hier bittet die TU Dortmund als Kooperationspartner um unsere Hilfe.  weiterlesen

Automatisches Finden von Argumenten (TU Darmstadt). Mit dem Werkzeug ArgumenText lassen sich automatisch Pro- und Contra-Argumente in großen Textsammlungen identifizieren. Man muss lediglich ein Stichwort eingeben, zurückgeliefert werden Argumente mit Quellenangabe. Ein erster Demonstrator ist seit kurzem online verfügbar.  weiterlesen

THEMA IM FOKUS

Überwachungsstaat – quo vadis? Es ist viel passiert in den letzten Jahren: Quellen-TKÜ, Online-Durchsuchung, Vorratsdatenspeicherung und Body-Cams sind die Begriffe, die immer wieder auftauchen, wenn es um ein Thema geht, das alle betrifft und über das deshalb auch nicht weniger gestritten wird: informationstechnische Eingriffe von Behörden zu Zwecken der öffentlichen Sicherheit. Dabei wird der Bürger durch die Verfassung doch vor derlei Maßnahmen geschützt – oder? Zumindest hat das Bundesverfassungsgericht mit dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung und dem Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme – auch als Computergrundrecht bezeichnet – entsprechende Voraussetzungen geschaffen.

Die Grundrechte aber gelten nicht unlimitiert, und so ist es nicht zuletzt auch immer wieder die Aufgabe des Bürgers selbst, diese in unsicheren Zeiten zu verteidigen. Dieser Tatsache ist es auch geschuldet, dass jüngst eine regelrechte Klagewelle angelaufen ist: Angefangen beim „Staatstrojaner“, dessen Einsatz vom Bundesverfassungsgericht nur in eng geregelten Ausnahmefällen für legitim befunden wurde, nunmehr aber zur Standardmaßnahme bei der Strafverfolgung zu avancieren scheint (Tagesspiegel) und darüber hinaus die Aufrechterhaltung von Sicherheitslücken in Software fördert (Zeit) bis hin zum neuen Polizeigesetz Bayerns, das mit seinen umfassenden Überwachungsbefugnissen gleich drei Bundestagsparteien zur Klage veranlasst hat (Deutsche Welle). 

Derweil sich die Bürgerrechtsvertreter formieren, bleibt auch die Bundesregierung nicht untätig und will die schon seit langem umstrittene Vorratsdatenspeicherung erneut vor dem Europäischen Gerichtshof prüfen lassen (Deutschlandfunk), obwohl das Instrument bereits vom Bundesverfassungsgericht und dem EuGH für rechtswidrig erklärt wurde. Und wie geht es nun weiter mit der polizeilichen Body-Cam? Auch wenn sich hiergegen zumindest zurzeit noch kein expliziter Widerstand formiert, so sollte doch unter technischen Gesichtspunkten auch darauf ein Blick geworfen werden, denn entdeckte Softwarelücken könnten die Integrität des aufgezeichneten Beweismaterials durchaus in Frage stellen (ZDnet).

Diesen Beitrag hat Dennis-Kenji Kipker verfasst. Vielen Dank! Ihre Themenvorschläge können Sie uns gerne per E-Mail an redaktion@gi-radar.de senden.

GI-MELDUNGEN

DSGVO-Hinweise für Fachgruppen und GI-Veranstaltungen. Die GI-Geschäftsstelle hat einen FAQ-Katalog zusammengestellt, wo die Datenschutzgrundverordnung die Arbeit der Fachgruppen tangiert, was bei Tagungen und Mailinglisten zu beachten ist und was eventuell den Ehrenamtlichen und/oder der Geschäftsstelle rechtliche Probleme bereiten kann. Falls Sie weitere Fragen zu Ihrer GI-Arbeit haben, lassen wir sie gerne von unserem Datenschutzbeauftragten klären und nehmen sie in unseren Katalog auf.  weiterlesen

GI-Veranstaltungen in Kalender veröffentlichen. Wenn Sie eine größere Öffentlichkeit für Ihre Workshops, Tagungen oder Veranstaltungen Ihrer Regionalgruppen wünschen, können Sie diese in unseren Veranstaltungskalender eintragen. Hierzu müssen Sie bitte ein kurzes Formular ausfüllen. Anschließend erscheint Ihre (informatikrelevante) Veranstaltung im Webkalender und dem Informatik Spektrum.  weiterlesen

Das neue Informatik Spektrum ist da. Heft 4 des Informatik Spektrums ist erschienen. Das komplette Heft als PDF-Download finden Sie nach dem Einloggen im Mitgliederbereich. Einzelartikel haben wir in unserer Digitalen Bibliothek bereitgestellt.  weiterlesen

Für 50 Euro mit der Bahn durch ganz Deutschland. Die GI hat mit der Bahn eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Darüber können Sie für 49,90 Euro zu GI-Veranstaltungen fahren – egal, wie weit diese weg sind und ob es sich um Tagungen, Workshops oder Fachgruppentreffen handelt. Das Buchungsformular mit den genauen Konditionen haben wir hier verlinkt.  weiterlesen

Medaillen für deutschen Informatik-Nachwuchs (heise). Das deutsche Team des BWINF (Bundesweit Informatiknachwuchs fördern) hat bei der internationalen Informatik-Olympiade in Japan drei Medaillen gewonnen. Wir gratulieren Tobias Schindler aus Kelheim, Erik Sünderhauf aus Werdau und Florian Jüngermann aus Mayen.  weiterlesen

GI und DAAD kooperieren bei Forschungsaustausch (DAAD). Im Rahmen des RISE 2019-Programms vermittelt der DAAD Informatik-Promotionsstudierenden Praktikanten aus Nordamerika, Großbritannien oder Irland als Unterstützung für experimentelle Arbeiten. Der DAAD unterstützt die in den Sommermonaten stattfindenden Forschungspraktika mit Stipendien, finanziert durch Mittel des Auswärtigen Amts und durch institutionelle Kooperationen. Die Forschungspraktikanten erhalten ein monatliches Stipendium, Versicherungsleistungen und werden zu einem dreitägigen RISE-Treffen in Heidelberg eingeladen. Hier können Sie Ihr Praktikum noch bis zum 15. Oktober anbieten.  weiterlesen

FUNDSTÜCK

Times Newer Roman. Wie viele Seiten muss ich mindestens abgeben? Eine Frage, die man sich sowohl in der Hochschule als auch im Arbeitsalltag immer wieder stellt. Und das obwohl doch eigentlich klar ist, dass die Anzahl der Seiten keine gute Messgröße für den Umfang eines Dokuments ist – wie viele Wörter auf eine Seite passen hängt schließlich von vielen Faktoren ab. Manche denken, dass man Vergleichbarkeit herstellen kann, indem man einfach alle Parameter festlegt (DIN A4, 3cm Rand umlaufend, 12pt Times New Roman, usw.). Schreibfaule können sich jetzt die neue Schriftart Times Newer Roman installieren. Hier ist jedes Zeichen 5–10% breiter als beim bekannten Vorbild. Das Ergebnis überzeugt: In einem 15-seitigen Dokument beträgt die Ersparnis bereits fast 900 Wörter (13%). Brauchen Hochschullehrer nun also vertiefte Kenntnisse in Typographie? Vielleicht ist es aber auch einfach an der Zeit, den Seitenumfang als Messgröße abzuschaffen.   Zur Webseite (engl.)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 223 des GI-Radars. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Diese Ausgabe wurde wie immer von Dominik Herrmann zusammengestellt, der sich im GI-Radar mit typographischen Tricks zurückhält, diese aber gerne nächste Woche am Rande der Jahrestagung in Berlin verrät. Das nächste GI-Radar erscheint am 5. Oktober 2018.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.