GI-Radar 248: Informatik-Wettbewerbe

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

im Fokus dieser Ausgabe stehen die bundesweiten Informatik-Wettbewerbe, die erfreulicherweise immer mehr Zulauf bekommen. In den Kurzmitteilungen verweisen wir auf einen lesenswerten Überblicksartikel zum aktuellen Cookie-Banner-Urteil des EuGH. In den GI-Mitteilungen erfahren Sie unter anderem die Namen der neuen GI-Fellows. Unser Fundstück erklärt Ihnen dieses Mal ganz genau, wie die Erde um die Sonne kreist.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

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EuGH zu Cookie-Bannern + Gehalt und Ausbildung + illegale Inhalte in sozialen Medien + Quantencomputer + autonome Waffen und KI + verschlüsselte PDFs unsicher + bundesweite Informatik-Wettbewerbe + informatiCup 2020 + GI-Jahresbericht + GI-Fellows 2019 + KI-Fachleute gesucht + What is a day?

KURZMITTEILUNGEN

Cookie-Nutzung auch in Deutschland zustimmungspflichtig (heise). Bislang hatten es Webseitenbetreiber leicht: die meisten Nutzerinnen und Nutzer klicken nahezu unbesehen auf „Ich habe verstanden“, wenn ein Cookie-Banner auftaucht. So einfach soll es in Zukunft nicht mehr sein. Nach der Klage des Bundesverbands der Verbraucherzentralen hat der EuGH entsprechend geurteilt. Bei heise werden die Reaktionen übersichtlich zusammengefasst.   weiterlesen

Gehalt in der Schule thematisieren (NZZ). Es gibt zu wenig Frauen in der Informatik. Dies wird allenthalben und nahezu überall beklagt, und der Erklärungen gibt es viele. In der Schweiz soll nun ein anderer Weg angedacht werden: die Thematisierung der Gehaltschancen verschiedener Berufe bereits in der Schule.  weiterlesen

Soziale Medien: Inhalte nicht nur löschen, sondern melden (SZ). Derzeit sind soziale Medien verpflichtet, gesetzwidrige Inhalte zu löschen. Die Justizministerin geht einen Schritt weiter. Sie fordert, strafbare Inhalte zu melden, um so den Urhebern auf die Spur zu kommen.  weiterlesen*

Fortschritt beim Quantencomputer (ZEIT, 7 min). Google hat einen Quantencomputer entwickelt, der sogar derzeitige Superrechner hinter sich lassen soll. In einem (nicht offiziell) veröffentlichten Papier wird ein Chip beschrieben, der einige mathematische Probleme offenbar sehr viel schneller löst als herkömmliche Rechner.  weiterlesen

Regulierung von KI in Waffen dringend nötig (Deutschlandfunk). Auf der INFORMATIK 2019 in Kassel war Künstliche Intelligenz eines der großen Themen. Warum man KI in Waffen nicht (mehr) vermeiden kann, und dass deshalb eine internationale Regulierung durchgesetzt werden müsse, erläutert GI-Präsident Hannes Federrath.  weiterlesen

PDF-Verschlüsselung hat Designschwäche (Golem). Deutsche Forscher haben herausgefunden, dass verschlüsselte PDFs unter Umständen auch ohne Kenntnis des Passwortes lesbar sind. Unter dem Schlagwort PDFex sind die Lücken beschrieben. Patches reichen hier nicht zur Heilung; der Standard müsste überarbeitet werden.  weiterlesen

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THEMA IM FOKUS

Bundesweite Informatikwettbewerbe: Rund vier Jahrzehnte Talentförderung innerhalb der GI. Die GI feiert, und das zu Recht: Seit Ihrer Gründung am 16. September 1969, seit 50 Jahren also vertritt sie die Informatik in der Öffentlichkeit.

1980, lediglich 11 Jahre später, als Informatik verhalten Einzug ins deutsche Schulsystem nahm, wurde der Bundeswettbewerb Informatik (BwInf) von der GI auf Initiative von Prof. Dr. Volker Claus ins Leben gerufen. In seiner heutigen, aufgabenorientierten Form besteht der BwInf seit dem 18. Juli 1983. Damals wurde der Kooperationsvertrag zwischen der Gesellschaft für Informatik (Gl) und der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) zur „Durchführung von Jugendwettbewerben im Bereich der Informatik“ unterzeichnet.

1983 gab es das Fach Informatik in Nordrhein-Westfalen an Gymnasien erst seit 4 Jahren, und wenige private Haushalte verfügten über einen eigenen Computer. Um so bemerkenswerter ist es, dass bereits zu diesem Zeitpunkt eine Initiative zur Förderung des informatischen Nachwuchses ergriffen wurde.

Der BwInf leistet umfangreiche Förderung. Zunächst durch das Teilnehmen selbst: Das eigene informatische Talent zu entdecken und dieses weiter zu entwickeln ist ein großer, persönlicher Erfolg für jeden Teilnehmenden und motiviert zum Weitermachen, im besten Fall bis ins Finale, wo Aufgaben auf Hochschulniveau bearbeitet werden

„Genau wie die Athleten bei sportlichen Großereignissen erreichen die Jugendlichen während des Wettbewerbs Höchstleistungen. Das ist einfach spannend zu verfolgen und macht Lust auf Informatik.“ – Dr. Wolfgang Pohl, BWINF-Geschäftsführer

Neben der Teilnahme sind die BwInf-Workshops, die von Hochschulen oder Unternehmen ausgerichtet werden, zu einem wichtigen Förderinstrument geworden. Hier sammeln die jungen Menschen Praxiserfahrungen und knüpfen wertvolle Kontakte. Der Austausch mit Gleichgesinnten, aber auch die Kontakte zu Studierenden, Professorinnen und Professoren sowie Informatikerinnen und Informatikern aus Wirtschaft und Wissenschaft liefern wertvolle persönliche Impulse. Seit über 30 Jahren lernen BwInf-Teilnehmer beim „Jugendforum Informatik“ in Baden-Württemberg dazu, und im März 2005 lud das Hasso-Plattner-Institut zum ersten Mal zu einem Workshop ein – und tut das seitdem jedes Jahr. Stefan Neubert, ehemaliger BwInf-Preisträger, hat als Schüler über den BwInf-Workshop am HPI seinen Studienort gefunden. Heute ist er als Doktorand wissenschaftlich am HPI tätig.

„Ich hab tatsächlich das meiste, was ich vorm Studium über Informatik gelernt habe, aus der Bearbeitung der Aufgaben im BwInf gelernt. Ich hab mir dadurch schon eine ganze Ladung Fähigkeiten angeeignet.“ – Stefan Neubert, ehemaliger BwInf-Preisträger

Mittlerweile gibt es zehn regelmäßige BwInf-Workshops. Als Ausrichter fördert Google zum Beispiel mit dem Girls@Google Day speziell die Teilnehmerinnen. Die Zusammenarbeit mit Google als Workshop-Partner für Mädchen besteht 2020 seit 10 Jahren. Bei Vanessa Ackermann, BwInf-Preisträgerin, ist der Tag bei Google heute noch auch als fachliches Erlebnis präsent. Die junge Frau haben die Erlebnisse rund um die BwInf-Teilnahme zum Informatikstudium gebracht.

„Der BwInf ist ein besonders schöner Wettbewerb, weil er sehr chancengleich ist. Ich habe so viele positive Erfahrungen gesammelt, dass ich mich zu einem Informatikstudium entschlossen habe.“ – Vanessa Ackermann, ehemalige BwInf-Preisträgerin

Doch schon lange stehen die Buchstaben B, W, I, N und F nicht mehr nur für den Bundeswettbewerb Informatik, sondern für das Gesamtangebot der „Bundesweiten Informatikwettbewerbe“ (BWINF). Heute richtet BWINF drei Schülerwettbewerbe aus: den Informatik-Biber, den Jugendwettbewerb Informatik (JwInf) und eben den Bundeswettbewerb Informatik (BwInf). Während der Biber als Breitenwettbewerb angelegt keine Vorkenntnisse erfordert, ermöglicht der JwInf erste Schritte auf dem Weg zum Programmieren. Teilnehmende der letzten JwInf-Runde lösen bereits leichtere Aufgaben des Bundeswettbewerbs Informatik. BWINF ist außerdem für die Auswahl und Teilnahme des deutschen Teams bei der Internationalen Informatik-Olympiade (IOI) verantwortlich. Das BWINF-Angebot ist pyramidal organisiert: Die Wettbewerbe bauen fachlich aufeinander auf.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die an den Wettbewerben von BWINF teilnehmen steigt stetig. 373.406 Schülerinnen und Schüler machten beim Biber 2018 mit, 16.494 waren es 2019 beim JwInf und 1.682 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 37. BwInf.

BWINF fördert also mittlerweile Hunderttausende junger Menschen jährlich. Doch angesichts dieser Resonanz ist Förderung nicht mehr die einzige Wirkung der Wettbewerbe. Schon die Unterzeichner des BwInf-Vertrags von 1983 wollten Aufklärung und damit auch Werbung für die Informatik. Mit dem BwInf sollte, „vornehmlich im Schulbereich, die Einsicht in Methoden und Anwendungen der Informatik auf breiter Basis gefördert werden“. Diese breite Basis ist mit zuletzt annähernd 400.000 jährlichen BWINF-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern eindrucksvoll erreicht. Seit 2016 lautet das Motto des Informatik-Biber „Informatik für alle“. Dass dies auch das Motto der letzten GI-Fachtagung Informatik und Schule (INFOS) des Fachausschusses „Informatische Bildung in Schulen” war, zeigt einerseits, wie gut die Wettbewerbe zu den allgemeinen Zielen der GI passen und welch wichtiges Werkzeug sie für die GI geworden sind.

Dieser Beitrag wurde freundlicherweise von der BwInf-Geschäftsstelle verfasst. Vielen Dank!

GI-MELDUNGEN

informatiCup gestartet. Auf der INFORMATIK 2019 in Kassel fiel der Startschuss für den diesjährigen informatiCup. Bis zum 30. November können sich Teams zur Teilnahme anmelden. Ziel ist die Erstellung eines Programms, das die Menschheit rettet.  weiterlesen

GI-Jahresbericht 2018/2019 erschienen. Der Präsident hat auf der Mitgliederversammlung der GI über die Aktivitäten der letzten 12 Monate berichtet. Wer nicht live dabei sein konnte, kann hier nachlesen, was im letzten Jahr passiert ist.  weiterlesen

Fellow-Geheimnis gelüftet. Bis zum Abend des Banketts auf der INFORMATIK 2019 war es ein Geheimnis, wer Fellow 2019 wird. Nun sind sie bekannt: Oliver Günther, Guido Herrtwich, Katharina Morik und Günther Müller sind die neuen Fellows der GI. Wir gratulieren.  weiterlesen

KI-Fachleute gesucht. Die GI sucht die KI-Newcomerinnen und -Newcomer 2019. Noch bis zum 16. Oktober können sich Interessierte in einem einfachen Online-Verfahren bewerben oder jemanden nominieren. Einzige Bedingungen: die Person darf nicht älter als 30 Jahre alt sein (Stichtag 5.12.2019) und muss mit oder über Künstliche Intelligenz (KI) forschen, publizieren oder wissenschaftsorientierte Projekte realisieren.  weiterlesen

FUNDSTÜCK

What is a day? Minutelabs.io veröffentlicht interaktive audiovisuelle Webseiten, die komplexe Zusammenhänge begreifbar machen. Wir verlinken auf ein Minutelab aus dem Feld der Astronomie. Den Weg der Erde um die Sonne haben Sie vielleicht schon oft gesehen – so gut erklärt wie hier bekommt man es aber selten.   Zur Seite (minutelabs.io, engl.)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 248 des GI-Radars. Zusammengestellt hat sie Dominik Herrmann, der jetzt noch sehnsüchtiger darauf wartet, dass die Tage wieder länger werden. Die Mitteilungen hat wie immer GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen.  Das nächste GI-Radar erscheint am 18. Oktober 2019.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.