GI-Radar 337: Frauen in der Informatik

 

Liebe Leserinnen und Leser, 

in unseren Kurzmitteilungen geht es in dieser Woche unter anderem um einen gemeinsamen Verhaltenskodex von EU und USA in Bezug auf KI-Anwendungen, Möglichkeiten der Forschungsunterstützung, Fotos Ihres Hauses, einen Überblick über KI in der Schweiz sowie die Entwicklung digitalen Geldes. Im Thema im Fokus stellen wir ein Projekt vor, das die Förderung von Frauen in der Informatik zum Ziel hat. In den GI-Mitteilungen finden Sie Kriterien für gelungene Digitalisierungsprojekte, eine Auszeichung für einen Past Präsidenten und die Möglichkeit, sich beim GI-Mentoringprogramm einzubringen.

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KI-Gipfel + Forschungsförderung + Hausfotografie + KI-Atlas der Schweiz + Digitales Geld + Frauen in der Informatik + Kriterien für Digitalisierung + Preis der Fachgruppe TAV + Mentoring eigenes + VPN

KURZMITTEILUNGEN

KI-Gipfel in Großbritannien (ZEIT). Großbritannien bereitet einen Gipfel vor, auf dem Gleichgesinnte ein globales Vorgehen in Bezug auf den Einsatz von KI-Technologien diskutieren werden. Der Gipfel knüpft unter anderem an die geplante gemeinsame Entwicklung eines Verhaltenskodexes der EU und der USA an, der im Frühsommer vorgestellt werden soll. weiterlesen

Forschungsförderung für kleine (IT-)Unternehmen (FAZ). Noch immer tun sich insbesondere kleine Unternehmen schwer, ihre Ideen mittels Forschungsgeldern fördern zu lassen. Dabei gibt es über die Steuerklärung einige Möglichkeiten. weiterlesen

Ihr Haus sichtbar für die Welt? Verpixelung muss neu beantragt werden (Spiegel). Vor über 10 Jahren machte ein Dienst Schlagzeilen, der durch die Straßen fuhr und Häuser fotografierte. Dies soll nun wiederholt werden. Wer das nicht möchte, muss (erneut) widersprechen. weiterlesen

Algorithm Watch trägt KI-Anwendungen zusammen (NZZ): Während ChatGPT in aller Munde ist und mitunter misstrauisch beäugt wird, erfreuen sich andere KI-Anwendungen großer Beliebtheit - beispielsweise die Sortierung von Photos auf dem Handy nach Personen. Für die Schweiz hat Algorithm Watch nun einen Überblick des KI-Einsatzes zusammengestellt.  weiterlesen

Digitales Geld in der EU und den USA (Der Standard). Immer weniger Menschen bezahlen mit Bargeld, die Finanzsysteme haben sich gewaltig gewandelt. Nun gehen die Überlegungen weiter. In der EU wird die Einführung eines digitalen Euros geplant, um von Zahlungsdienstleistern unabhängig zu sein.  weiterlesen

THEMA IM FOKUS

Mehr Mädchen und Frauen für die Informatik gewinnen: In allen Lebens- und Bildungsbereichen wird gefordert, dass Mädchen sich mehr für MINT-Fächer, speziell für Informatik interessieren, mehr junge Frauen sich für eine Ausbildung oder ein Studium in Technik und Informatik entscheiden und Frauen vermehrt an der Digitalisierung der Gesellschaft teilhaben und diese gestalten sollen. Der dahinterstehende Gedanke umfasst eine Erweiterung der Perspektivenvielfalt bei Entwicklung und Gestaltung der Digitalisierung sowie eine deutliche Reduzierung des Fachkräftemangels in diesem Feld (EFI_Gutachten 4 min).

Um diese Ziele zu erreichen, wurde auf Initiative von der Initiative #SheTransformsIT (#SheTransformsIT) das Projekt #FrauWirktDigital (#FrauWirktDigital) ins Leben gerufen, welches von der Stiftung Mercator (Stiftung Mercator) gefördert und vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz.de) umgesetzt wird.

#FrauWirktDigital analysiert in einer Metastudie erfolgreiche Projekte und Initiativen, die kurz-, mittel- und langfristig dazu beitragen sollen, Mädchen und Frauen für Informatik zu gewinnen und Frauen in gestaltende Positionen der Digitalisierung zu bringen. Die aus der Analyse gewonnenen Erkenntnisse werden in Handlungsempfehlungen übersetzt und folgen den Stationen im Bildungsverlauf: Schule und außerschulische Angebote, Wettbewerbe, Mentoring- und Berufsorientierungsangebote, Ausbildung und Hochschule. (Volltext der Empfehlungen: Mädchen und Frauen in die Informatik, 80 min)

Die Handlungsempfehlungen enthalten konkrete Vorschläge zur grundsätzlichen Gestaltung der Angebote und Forderungen nach Langfristigkeit und Verlässlichkeit von niedrigschwelligen Angeboten, die sich gegenseitig ergänzen und aufeinander aufbauen. Mädchen soll bereits früh die Begegnung mit Informatik ermöglicht und kontinuierlich angeboten werden. Mit den Handlungsempfehlungen werden Akteur*innen im Bildungswesen ebenso angesprochen wie Aktive in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Damit soll in Schule, bei außerschulischen Angeboten, wie z.B. Mentoring-Angeboten, Wettbewerben oder Berufsorientierungsmaßnahmen, bei der dualen oder akademischen (Aus-)Bildung mehr Chancengerechtigkeit beim Zugang und der Teilnahme an Informatikangeboten erreicht werden.

Um dies zu erreichen, ist u.a. die Qualifizierung der beteiligten Aktiven, d.h. der Lehrkräfte und Dozent*innen in Schulen und Hochschulen, der Ausbilder*innen in den Betrieben und des Personals in Beratungsstellen notwendig: Sie alle benötigen als Qualifikation Genderkompetenz, um reflektiert handeln zu können (Kultusministerkonferenz, 17 min). 

Ganz konkret umfassen die Handlungsempfehlungen mehrere Forderungen. Wesentlich ist die Einführung eines Pflichtfachs Informatik in der Schule (Informatik-Monitor-Fazit, 2 min). Damit werden alle Schülerinnen und Schüler erreicht, und zwar unabhängig von ihrem soziodemografischen/-ökonomischen Hintergrund (Informatik für alle, 25 min). Insbesondere deutlich mehr Mädchen und junge Frauen erhalten darüber einen fundierten Zugang zu Informatik als dies bisher über Elternhaus, Peer Group, Freizeit und außerschulische Angebote erreicht werden kann.

Auch Informatik-Wettbewerbe (Bundesweite Informatikwettbewerbe) bieten gute Möglichkeiten, mehr junge Frauen auf Informatik und die damit verbundenen Potenziale zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme aufmerksam zu machen. Dafür müssen die Wettbewerbe jedoch bei der Aufgabenstellung Elemente wie kreatives, forschendes Lernen und die freie Wahl eines Forschungsthemas enthalten (Studie Mädchen in der Informatik 3 min). Wenn es dann noch gelingt, eine verlässliche Teilnahme junger Frauen höherer Jahrgangsstufen an Informatik-Wettbewerben zu erreichen, bieten sich gute Chancen für eine Ausweitung des Interessenspektrums dieser Frauen in Richtung Informatik.

Mentoring-Angebote für Frauen sind unterstützende Maßnahmen, um Mädchen und junge Frauen auf ihrem Weg in die Informatik zu stärken (Mentoring: Einzelfall- und Meta-Analysen, 35 min). Dies gilt insbesondere bei den Übergängen in die jeweils nächste Bildungsstufe, also von der Schule in die Ausbildung oder die Hochschule oder von der Ausbildung/dem Studium in den Beruf. Mentoring-Angebote ermutigen aber nicht nur die Schülerinnen und unterstützen sie bei der Vernetzung; Mentoring-Angebote erhöhen auch die öffentliche Sichtbarkeit für die Institutionen, die Mentoring anbieten.

Die Hochschulen werden aufgefordert, intensive Kontakte zu Schulen mit Informatikschwerpunkt zu pflegen und bei Orientierungsveranstaltungen und Einführungswochen auf eine stärkere Vernetzung der Studentinnen zu setzen. So fördern sie von Beginn an den Aufbau unterstützender Netzwerke. Auch sollten die Hochschulen in ihren Curricula auf einen stärkeren Berufsbezug von Informatik-Studieninhalten achten und insbesondere die Bedeutung von Informatik-Studieninhalten sowie deren Anwendbarkeit und Nachhaltigkeit für die Gesellschaft hinweisen. Damit kann eine stärkere Bindung – nicht nur – von Frauen an IT-Studiengänge erreicht werden.

Schließlich werden die Unternehmen und Betriebe aufgefordert, eine geschlechtergerechte Willkommenskultur zu etablieren. Dies bedeutet, bei Stellenanzeigen auf eine klischeefreie Formulierung zu achten, Ausbildungsbotschafterinnen bei der Gewinnung von Frauen einzusetzen sowie für den späteren Berufsverlauf karrierefördernde Fortbildungsangebote, wie z.B. Programme zur Vereinbarkeit von Beruf und Leben, Führen in Teilzeit und im Team anzubieten. Mit diesen Maßnahmen steigern Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber – nicht nur für Frauen. 

Maßnahmen müssen ineinandergreifen: Eines verdeutlichen die Handlungsempfehlungen aber auch: Es gibt nicht den einen Weg zur Steigerung des Frauenanteils in Informatik und Digitalisierung. Vielmehr ist eine Verknüpfung zahlreicher Maßnahmen und Wege ebenso erforderlich wie eine konkrete Ermutigung der Aktiven in Gesellschaft, Bildung, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, die die identifizierten Ziele in wirtschaftliches, gesellschaftliches und politisches Handeln umsetzen müssen. Erst so ist es möglich, nachhaltige Erfolge und langfristig eine paritätische Besetzung von Frauen und Männern auf allen Ebenen in der IT-Branche zu erreichen.

Zum Volltext der Handlungsempfehlungen Bildung: Mädchen und Frauen in die Informatik, 80 min.

Geschrieben haben diesen Beitrag Ulrike Struwe (kompetenzz e.V.) und Ira Diethelm (Universität Oldenburg und Mitglied des Steuerungskreises der Initiative SheTransformsIT). Vielen Dank!

GI-MELDUNGEN

Kriterien für eine gelungene Digitalisierung veröffentlicht. Das Wort Digitalisierung ist in aller Munde. Aber ist auch alles, was digital ist oder digitalisiert wurde, gelungen, bzw. besser als vorher? Über welche Kriterien und Maßnahmen für eine sinnvolle und erfolgreiche Digitalisierung nachgedacht werden sollten, haben Mitglieder des gleichnamigen Präsidiumsarbeitskreis zusammengefasst. weiterlesen

Past President Peter Liggesmeyer mit Preis der GI-Fachgruppe TAV ausgezeichnet. In diesem Jahr geht der Deutsche Preis für Software Qualität der GI-Fachgruppe TAV an GI Past President Peter Liggesmeyer. Der von GI, dem German Testing Board und dem ASQF ausgelobte Preis wird jährlich an eine Person vergeben, die sich in besonderer Weise um die Qualitätssicherung von Softwaresystemen verdient gemacht hat. Wir gratulieren!  weiterlesen

Mentoring-Programm für GI-Mitglieder: Interessierte gesucht! Unsere Mentoring-Programm läuft nun seit geraumer Zeit, die ersten Mentorings sind abgeschlossen. Wir bieten deshalb Interessierten wieder die Möglichkeit, hier mitzumachen, sowohl als Mentorin, bzw. Mentor als auch als Mentee.  weiterlesen

 

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FUNDSTÜCK

„Privacy to go“ – warum und wie man sein eigenes VPN selbst in die Hand nehmen sollte. Unser Fundstück behandelt, wie man für sich und sein Umfeld ein eigenes VPN bei einem deutschen Cloudprovider einrichtet. Dadurch kann man einen plattform- und geräteübergreifenden Werbeblocker einsetzen und sich vor Tracking, unerwünschter Werbung und Schadsoftware schützen. Die Darstellungen richten sich an technisch Versierte, geben aber auch fachlich Interessierten einen guten Einblick, wie man sich mit frei verfügbaren Werkzeugen gegen Tracking schützen kann.  Zum Fundstück (github.com)

Betreut wird dieses Projekt von GI-Mitglied Thomas Merz, der uns auch darauf aufmerksam gemacht hat. Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 337 des GI-Radars vom 16.06.2023. Zusammengestellt hat diese Ausgabe Dominik Herrmann, der Ihnen versichert, dass das GI-Radar frei von personenbezogenem Tracking ist. GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter hat die Mitteilungen und Meldungen zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 30. Juni 2023.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.