Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe können Sie in einer Podcastserie verfolgen, wie kommunale Dienste lahmgelegt werden. Darüber hinaus geht es um den Stromverbrauch von KI-Anwendungen, Irritationen bei Fotos und die Freilassung von Julian Assange. Das Thema im Fokus widmet sich der Frage, wie Stereotype die Berufswahl junger Menschen beeinflussen. In den GI-Mitteilung finden Sie die Einladung zu unserer Ordentlichen Mitgliederversammlung in Wiesbaden, einen Überblick über die abonnierbaren Newsletter unserer Fachgesellschaft sowie Angebote der Regionalgruppen. Das Fundstück beschäftigt sich mit dem ersten Computer-Programm. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe.
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Podcastserie zum Hacking in NRW + Stromverbrauch von ChatBots + Fotos unbekannter Provenienz + Freilassung von Julian Assange + Berufswahl und Stereotype + Ordentliche Mitgliederversammlung + GI-Newsletter + Veranstaltungen der Regionalgruppen + The First Computer Program
KURZMITTEILUNGEN
Podcast-Serie zum Hacking in NRW (Deutschlandfunk). Haushaltsdaten sind weg, Steuerbescheide können nicht erstellt werden, Mails funktionieren nicht: wie der Angriff auf einen kommunalen Dienstleister Stadtverwaltungen und andere Ämter lahmlegt: eine fünfteilige Podcast-Serie, die sich wie ein Krimi in Echtzeit anfühlt. weiterlesen
Stromverbrauch von KI und Folgen für die Allgemeinheit (ZEIT). Anfragen an KI-Bots verbrauchen deutlich mehr Strom als an eine normale Suchmaschine. Die Techkonzerne planen deshalb ihre eigene Infrastruktur. Die Bevölkerung ist jedoch nach wie vor auf frei verfügbare (und möglicherweise deutlich teurere) Stromanbieter angewiesen. weiterlesen
Fotografierter oder generierter Flamingo? Verwirrung beim Fotowettbewerb (NZZ). Künstlich generierte Bilder sind mitunter nicht mehr von Fotos zu unterscheiden. Auch in Fotowettbewerben stellt dies manchmal ein Problem dar. Nun hat ein Fotograf das Ganze umgedreht: sein „normales“ Foto eines Flamingos gewann einen Preis für ein vermeintlich KI-generiertes Foto. weiterlesen
Julian Assange frei. Ungeklärt bleibt die Frage nach der Verantwortung von Enthüllungsplattformen (Golem). In den Jahren 2010 und 2013 erschütterten die Veröffentlichungen von Julian Assange und Edward Snowden die Welt. In den veröffentlichten Dokumenten ging es zum einen um das Verhalten der USA in verschiedenen Kriegen und zum anderen um die Aktivitäten von US-Geheimdiensten. Nun wurde Julian Assange freigelassen. Welche Verantwortung Enthüllungsplattformen bei der Veröffentlichung von als geheim eingestuften Dokumenten haben, bleibt jedoch nach wie vor unklar. weiterlesen
THEMA IM FOKUS
Mehr Mädchen und Frauen für die Informatik gewinnen, Stereotypen entgegenwirken. Zahlen zur Studien- und Berufswahl in der Informatik zeigen, wie stark das Berufsfeld Informatik von Geschlechterungleichheit geprägt ist. Für die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zu Gesellschaftlichen Wirkfaktoren / Familie und Technikkultur hat das Projekt #FrauWirktDigital untersucht, wie gesellschaftliche Wirkfaktoren die Berufswahl beeinflussen. Weitere Handlungsempfehlungen wurden im Rahmen des Projekts für die Bereiche Bildung (vgl. GI-Radar 337), Frauen in IT-Berufen und Frauen in Gründung und Innovation veröffentlicht.
#FrauWirktDigital beschäftigt sich in der Veröffentlichung „Handlungsempfehlungen Stereotype in Gesellschaft, Bildungsinstitutionen und Familie“ mit dem Thema Stereotype in Gesellschaft, Bildungsinstitutionen und Familie und deren Auswirkungen auf das Berufswahlverhalten von Jugendlichen im Allgemeinen und im Hinblick auf Mädchen mit der Wahl von Studiengängen und Berufen in Informatik und IT im Besonderen. Die Studie zeigt, dass gesamtgesellschaftlich gültige Normen und Werte nach wie vor wirksam sind. Noch immer existieren stereotype Vorstellungen darüber, wie Frauen und Männer sich verhalten sollen, welche Rolle sie in der Gesellschaft einzunehmen haben und wo sie arbeiten sollen und führen dazu, dass junge Frauen (und junge Männer) ihre Studien- und Berufswahl nicht nach Neigung und Interesse, sondern nach ihrer vermeintlichen Geschlechterrolle treffen.
Stereotype zeigen sich unter anderem in traditionellen Rollenzuweisungen in Familie und Beruf sowie in einem geschlechtsspezifischen Berufswahlverhalten von Jugendlichen, das zu einem geringen Frauenanteil in IT, Technik und Informatik führt.
Anhand ausgewählter Good-Practice-Beispiele, die #FrauWirktDigital im Rahmen der Studie identifiziert hat, wird zu den Themen Eltern, Gesellschaft, Schule und Informatik-Fachbereichen aufgezeigt, wie es gelingen kann, nach wie vor wirksame Stereotype in Gesellschaft, Bildungsinstitutionen und Familien zu verändern. Good-Practice-Beispiele wie die „Lange Nacht der Wissenschaften Berlin“ (Information zur Langen Nacht der Wissenschaft Berlin 2023 ist abrufbar unter langenachtderwissenschaften.de) oder Angebote anderer Städte (z.B. Mainzer Wissenschaftsallianz finden sich unter wissenschaftsallianz-mainz.de) zeigen, wie ein Grundverständnis für Wissenschaft, Technik und Informatik für alle Altersgruppen vermittelt werden kann. Die Angebote sollten niedrigschwellig sein und auch weibliche Rollenvorbilder an allen Stellen der Vermittlung einbeziehen.
Die aus den Erkenntnissen abgeleiteten Handlungsempfehlungen wirken indirekt auf die Veränderung von stereotypen Vorstellungen in der Gesellschaft: Eine Sichtbarmachung von Frauen insbesondere in der Informatik auf allen Qualifikationsstufen soll dazu führen, sie in der Gesellschaft als etwas Selbstverständliches wahrzunehmen. Good-Practice-Beispiele sind hier das Professorinnenprogramm der Bundesregierung (bmbf.de) und das Projekt „Hack the Wiki Gap – Innovative Frauen sichtbar machen“ (innovative-frauen-im-fokus.de). Gefordert wird in diesem Zusammenhang von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, weibliche Vorbilder in der Informatik sichtbar zu machen und ihnen Raum und Bühne zu geben, ihre Leistungen darzustellen. „Hack the Wiki Gap“ könnte als innovatives Format in das Curriculum des Informatikstudiums übernommen werden.
Im Fokus Schule und Informatik-Fachbereiche werden stereotype Rollenbilder und männliche Fachkulturen näher beleuchtet. Es zeigt sich, dass geschlechterstereotype Vorstellungen über den gesamten Bildungsverlauf an Kinder und Jugendliche weitergegeben werden und sich diese auch immer noch in den Fachkulturen der Informatik-Fachbereiche wiederfinden. Veränderung könnte hier die gendersensible Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften bringen, um oftmals unbewusste Muster zu erkennen und aufzubrechen.
Um Stereotypen entgegenzuwirken, ist eine klischeefreie Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zentral. Die hierzu ausgesprochenen Handlungsempfehlungen zielen vor allem auf einen Kulturwandel in den Informatikdisziplinen. Außerdem wird ein stärkerer Praxisbezug, anwendungsbezogene Didaktik und die verstärkte Einbindung von interdisziplinären, sozialen Themen sowie Nachhaltigkeitsthemen gefordert, um so den Frauenanteil in Informatikstudiengängen nachhaltig zu erhöhen. So zeigt zum Beispiel der Frauenanteil von je über 45 Prozent in den Studienbereichen Medizinische und Bio-Informatik im Vergleich zu 19,5 Prozent weiblicher Studierender im Fach Informatik (jeweils WS 2022/23), dass eine interdisziplinäre Ausrichtung von Informatik-Studiengängen ein Anreiz für Frauen ist, diese Bereiche zu wählen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2023).
Die Elterngeneration der Jugendlichen, die sich heute in der Berufsorientierungsphase befinden, ist durch die existierenden gesellschaftlichen Normen und Werte geprägt. Das gesamtgesellschaftliche Umfeld und die Familie sind also zwei stark aufeinander einwirkende Kräfte, die die persönliche Entwicklung und die Berufswahl beeinflussen. Die Studie zeigt, dass insbesondere der Einfluss der Eltern auf die Berufsorientierung und die Berufswahl ihrer Kinder groß ist. Dies ist besonders bedeutsam, da die Einstellung und das Verhalten der Eltern prägend auf Kinder wirken und somit auch das Interesse für oder gegen einen Beruf in Digitalisierung und Informatik beeinflussen. Entsprechend spielen diese komplexen Interaktionen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Einstellungen und Karriereentscheidungen junger Menschen.
Hierzu sollten u.a. Eltern bei Berufsorientierungsveranstaltungen über Digitalisierung und Informatikberufe informiert werden und durch die politischen Akteur*innen die Bedeutung von Digital- und Informatikkompetenzen für alle Menschen vermittelt werden. Gute Beispiele hier sind Kooperationen von Arbeitsagenturen mit Unternehmen unter Einbeziehung der Eltern in Form von „Elternabenden“ (arbeitsagentur.de) und die Schnupperausbildung des Ada-Lovelace-Projekts in Koblenz (ada-lovelace.de), bei der Eltern zu den Begleitveranstaltungen eingeladen sind.
Kooperation ist wichtig: Die Handlungsempfehlungen zu den unterschiedlichen Themen zeigen, dass ein Zusammenwirken aller Beteiligten notwendig ist, um Schülerinnen den Weg in Informatikausbildungen und -berufe zu öffnen und Stereotype zu überwinden. Von den Eltern über die Studien- und Berufsorientierungsverantwortlichen in den Schulen und Ämtern, Informatiklehrkräfte, Gleichstellungsbeauftragte, weiblichen Informatikfachkräfte bis hin zu Politikerinnen und Politikern wird ein Zusammenspiel aller Akteur*innen benötigt, um über Stereotype in der Informatik und die Vielfalt der späteren Berufsmöglichkeiten in der Informatik zu informieren, die Stereotype aufzubrechen, damit Kinder und Jugendliche fundiert und praxisbasiert für die Karrieremöglichkeiten in Informatik sensibilisiert werden können.
Zum Volltext der Handlungsempfehlungen Stereotype: Handlungsempfehlungen_Stereotype.
Das Projekt #FrauWirktDigital (#FrauWirktDigital) wurde von der Initiative #SheTransformsIT (#SheTransformsIT) ins Leben gerufen, von der Stiftung Mercator (Stiftung Mercator) gefördert und vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. (kompetenzz.de) umgesetzt.
Dieses Thema im Fokus wurde beigesteuert von Viola Riemann vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. und unserem ehemaligen Präsidiumsmitglied Prof. Dr. Ira Diethelm von der Universität Oldenburg. Vielen Dank!
GI-MELDUNGEN
Einladung zur Ordentlichen Mitgliederversammlung am 24. September in Wiesbaden. Wie in jedem Jahr laden wir alle Mitglieder herzlich zu unserer Ordentlichen Mitgliederversammlung ein. Hier steht Ihnen der Vorstand Rede und Antwort, stellt Ihnen die finanzielle Situation der GI vor, Sie können die Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zum GI-Präsidium begutachten und Fragen stellen. Die Einladung finden Sie im Mitgliederbereich. weiterlesen
GI-Newsletter: mehr als das Radar. Ein Überblick. Gerade lesen Sie unser Radar – wie schön! Aber in der GI haben wir noch etliche weitere Newsletter, die für Sie interessant sein könnten: zu unseren Projekten, den Veranstaltungen – und unser Magazin .inf hat auch einen. Wir haben Ihnen alles komplett in einem Überblick zusammengestellt. weiterlesen
Die GI vor Ort – reales Leben in den Regionalgruppen. Neben den wissenschaftlichen Konferenzen der GI-Gliederungen finden regelmäßig Veranstaltungen in unseren Regionalgruppen statt. In den nächsten Wochen gibt es beispielsweise Angebote der Regionalgruppen München, Südbaden, Rhein-Main und Ostwestfalen/Lippe. Lust, sich auch regional zu vernetzen? Im Kalender finden Sie die entsprechenden Termine. weiterlesen
Kennen Sie eigentlich den GI-Pressespiegel? Dort sammeln wir die Berichterstattung über unsere Fachgesellschaft in Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen. Schauen Sie rein, es gibt da immer wieder Neues oder auch ältere Fundstücke.
FUNDSTÜCK
Wer schrieb eigentlich das erste Computerprogramm der Geschichte? Die Codeskizzen des Mathematikers und Erfinders Charles Babbage sind vielleicht der erste Versuch, komplexe Algorithmen mit einem Computer zu mechanisieren. Raul Rojas beschreibt im heutigen Fundstück, wie Babbage 1837 das erste Computerprogramm für seine nicht vollendete sogenannte „Analytical Engine“ schrieb. Die Analytical Engine hätte der erste Computer der Welt sein können, mit einem Prozessor und einem separaten Speicher, programmiert durch Lochkarten. Babbages Programm für die Lösung linearer Gleichungssysteme ist ein Meilenstein der Informatikgeschichte – lesenswert! Zum Fundstück (acm.org, engl.)
Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!
Dies war Ausgabe 360 des GI-Radars vom 28.06.2024. Zusammengestellt hat diese Ausgabe Dominik Herrmann, der Sie bei dieser Gelegenheit gerne daran erinnert, dass Ada Lovelace, die als erste Programmiererin der Welt gilt, mit Charles Babbage zusammengearbeitet hat – und von ihr gibt es übrigens ein GI-Poster, das Sie in der GI-Geschäftsstelle bestellen können. GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter hat die Mitteilungen und Meldungen zusammengetragen. Das nächste Radar erscheint am 12. Juli.
Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch via X unter @informatikradar zukommen lassen.
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