GI-Radar 371: BYTE Challenge – ein Werkstattbericht (Korrektur)

 

Liebe Leserinnen und Leser,

in der heute Nacht versandten Fassung gab es leider einen Fehler: Die Links im Thema im Fokus funktionierten nicht. Wir haben das Problem behoben und schicken Ihnen hiermit eine korrigierte Fassung.

in dieser Ausgabe geht es um Altersgrenzen bei sozialen Medien und deren Einfluss auf Jugendliche, Tracking beim Autofahren, den Zwang zur Nutzung digitaler Geräte für Services und die Risikoprüfung für KI-Systeme in den USA. Das Thema im Fokus behandelt unsere höchst erfolgreiche BYTE Challenge. In den GI-Mitteilungen skizzieren wir die zentralen Forderungen der GI an die zukünftige Digitalpolitik, weisen Sie auf die laufende Bewerbungsrunde für potenzielle Junior-Fellows hin, ermuntern Sie, sich im Mitgliederbereich umzuschauen und zeigen Ihnen die Möglichkeiten auf, über die GI-Webseite einen neuen Job (oder Mitarbeitende) zu finden. Das Fundstück ist ein hörenswerter Podcast von zwei Quereinsteigerinnen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe.

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Altersgrenze bei sozialen Medien + Sog in den Abgrund + Tracking beim Autofahren + Digitalisierung und Ausgrenzung + KI-Risikoprüfung ausgesetzt + BYTE Challenge + Bundestagswahl und Digitalpolitik + Junior-Fellows + Mitgliederbereich + Jobbörse + Female Tech Talk

KURZMITTEILUNGEN

Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien auch in Deutschland? (ZEIT) Vor einigen Wochen ging es hoch her in der Öffentlichkeit: Australien hat eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien beschlossen. Nun gibt es einen ersten Vorstoß auch in Deutschland.  weiterlesen

Traurig, müde, depressiv? Wie soziale Medien anhand einzelner Begriffe Jugendliche Richtung Abgrund treiben können (NZZ). (Der Avatar) Lena (14) scrollt und schaut. Binnen kürzester Zeit verändern sich ihre persönlichen Empfehlungen und die ihr gezeigten Beiträge in den sozialen Medien und bald gibt es die ersten Anleitungen für Selbstverletzungen. Was mit einzelnen Suchbegriffen beginnt, kann sich binnen kürzester Zeit verselbständigen, beschreibt ein Experiment.  weiterlesen

Bin ich beim Autofahren „brav“ genug? Kontrolle aufgeflogen (Spiegel). In Deutschland kann man sich Rabatte erkaufen, indem man sich beim Autofahren tracken lässt. In den USA ist nun aufgeflogen, dass auch ohne Zustimmung getrackt wurde, beispielsweise über eine Tank-App. Also: Augen auf bei der App-Nutzung – auch bei uns.  weiterlesen

Schwimmbadbesuch ohne E-Mail-Adresse? Datenschutz und Datensammeln darf nicht ausgrenzen (Golem). Alexander Rossnagel, GI-Fellow und hessischer Datenschutzbeauftragter, mahnt, die fortschreitende Digitalisierung dürfe nicht dazu führen, dass Einzelne von der Teilhabe am Alltag ausgeschlossen werden. Auch ohne technische Geräte müsse es möglich sein, ein Konto zu eröffnen oder ins Schwimmbad zu gehen.  weiterlesen

Machtwechsel in den USA – KI-Risikoprüfung aufgehoben (Spiegel). Die Welt schaut in diesen Tagen in die USA. Viele Dekrete der neuen Regierung tangieren die Informatikwelt nicht unmittelbar. Allerdings hat der neue Präsident der USA bereits zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, bei der Entwicklung von sicherheitskritischen KI-Technologien künftig keine Risikoprüfungen mehr vorzuschreiben.  weiterlesen

THEMA IM FOKUS

BYTE Challenge – Digitales Lernen. Oder: wie man aus dem Nichts eine große Lernplattform aufbaut. Ein Erfahrungsbericht.

Als 2020 inmitten der Pandemie offensichtlich wurde, wie groß der Bedarf an Digitalisierung, Informatik-Bildung und Unterstützung der Schulen in Deutschland ist, haben wir die BYTE Challenge gegründet, eine Lernplattform mit Wettbewerbscharakter rund um die Informatik, die inzwischen mehrere tausend Schulkinder an über 70 Schulen erreicht. Wir wollen dabei Berührungsängste nehmen und langfristig eine Begeisterung für digitale Technologien wecken. Besonders Schüler*innen, die oft wenig Selbstvertrauen in technische Fächer haben, erhalten hier die Möglichkeit, ihre Potenziale fernab von Geschlechterrollen und Vorurteilen zu entdecken.

Die Vorbereitung für ein solches Projekt teilt sich in mehrere Bereiche auf. Im Vorfeld ist eine Recherche bestehender Angebote erforderlich und die Ausrichtung des eigenen Projektes an den bisher nicht abgedeckten Bedarf. Im Falle der BYTE Challenge gehörten dazu Gespräche mit der Geschäftsführung der GI sowie der Bundesweiten Informatikwettbewerbe und das Kontaktieren weiterer ehrenamtlicher und außerschulischer Initiativen und von (Informatik-)Lehrkräften. Dabei wurde schnell klar, dass die Heimat eines gemeinnützigen Informatik-Bildungsprojektes für die Breite in der GI sein würde. Dann folgt das Branding, mit der Suche eines Namens, der Gestaltung eines Logos sowie die Wahl eines Mottos. Etwas später wurde dann unser Maskottchen Bitsy „geboren“, das inzwischen schon ein Rundum-Update erfahren hat. Wichtig war schon dabei, dass keine Gender-Stereotype reproduziert werden, was sich bereits in der Wahl der Farbpalette niederschlägt.

Während ein Team aus Ehrenamtlichen und Partner*innen aufgebaut wurde, ausgehend vom Freundes- und Bekanntenkreis und im Laufe der Zeit durch intensives Netzwerken und Plattformen wie GoVolunteer erweitert, musste die Zusammenarbeit organisiert werden. Eine Führungsstruktur und klare Aufgabenverteilungen mit kontinuierlicher Anpassung wurden erforderlich. Wöchentliche digitale Meetings haben uns in der ganzen Zeit geholfen, im Team persönliche Verbindungen zu schaffen und unsere Zeitplanung stets im Blick zu behalten. Die Software zur Projektverwaltung begann mit einfachen, günstigen Hosting-Angeboten, die schrittweise ergänzt, immer möglichst einfach designt und komplett selbst administriert werden. Großen Wert haben wir auf Open Source-Software gelegt, neben Mattermost nutzen wir nextCloudPHPMyAdminJitsi oder BigBlueButton sowie Moodle.

In einem Projekt, wo die Zielgruppe Kinder sind und das mittlerweile auch im Rahmen des staatlichen Schulunterrichtes eingesetzt werden kann, sind Datenschutz und eine rechtliche Sicherheit von größter Bedeutung. Mit der Unterstützung zweier Anwaltskanzleien und einem TÜV-geprüften Datenschutzbeauftragten, haben wir zunächst intensiv recherchiert und dann individuelle AGB und Datenschutzbedingungen sowie maßgeschneiderte Prozesse aufgesetzt. Dazu gehören z.B. je ein Pfad zur Registrierung für Schulen und ein Pfad für individuell teilnehmende Kinder, deren Eltern bei der Registrierung per E-Mail um Zustimmung gebeten werden. Die Umsetzung als Webanwendung konnten wir entsprechend nicht auf dem freien Markt finden, sodass wir hierfür einen eigenen Dienstleister gefunden haben.
Das Hosting von Servern komplett in Deutschland ohne Einbindung externer Ressourcen, die Nutzung nur DSGVO-konformer EU-Dienstleister, eingehende Prüfung jedes einzelnen Services, Transportverschlüsselung usw. sind nur die am ehesten sichtbaren technischen und organisatorischen Maßnahmen. Sorgfältig dokumentierte Prozesse und Verpflichtungserklärungen sind im Hintergrund essenziell.

Eine weitere Säule ist die Finanzierung, die von der Finanzabteilung der GI verwaltet wird. Das Einwerben erfordert mehrere Runden direkter Ansprache potenzieller Fördergeber. Neben finanzieller Förderung haben wir große Unterstützung auch durch Sachleistungen, z.B. Hosting, Räumlichkeiten und Streaming-Ausrüstung, Merchandise-Produkte als Preisgewinne und vergünstigte Dienstleistungen finden können. Wenn das Projekt größer und etablierter wird, wird es einfacher, preisdotierte Wettbewerbe zu gewinnen und Stiftungsgelder einzutreiben.

Der Kern jedoch ist das Kursangebot der Lernplattform. Mehr als 100 Module in drei Sprachen von den Grundlagen der Informatik über digitale Kompetenzen bis hin zu Berufsorientierung und technischen Vertiefungen mussten aufgebaut und gestaltet werden. Videobasierte Lernmaterialien, interaktive Aufgaben und Quizzes sorgen für abwechslungsreiches und zugängliches Lernen, so wie wir es uns erträumt haben. Damit die Qualität und didaktische Methodik stets verbessert wird, haben wir uns mit mehreren Lehrstühlen, Lehrkräften und anderen Initiativen verbündet, bitten allerorten nach Feedback und entwickeln unsere Kurse stets weiter. Ein großer Schritt war die Gründung unseres Beirates, dessen Mitglieder uns intensiv unterstützen. Wichtig ist darüber hinaus die persönliche Vernetzung, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen und zu sammeln.

Ferner haben sich zahlreiche weitere Formate entwickelt, wie Kinderbücher oder die BYTE Lounge, die einen Raum für Austausch in Form digitaler, offener Fishbowl-Diskussionen schafft. Lehrkräfte, Schüler*innen, Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Ehrenamtliche können hier ihre Erfahrungen teilen und gemeinsam neue Ansätze für Bildung und Digitalisierung entwickeln. Der wertvolle Input aus der Community trägt dazu bei, die Plattform kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Das Wichtigste zum Schluss: Die BYTE Challenge wäre ohne das Engagement ihres Teams nicht denkbar. Mehrere hundert Unterstützer*innen und ein harter Kern von aktiven Ehrenamtlichen bringen ihre Zeit und Talente ein, BYTE weiter voranzutreiben. Diese leidenschaftliche Gemeinschaft zeigt, dass digitale Bildung vor allem von der menschlichen Zusammenarbeit lebt. 

Weitere Informationen zur BYTE Challenge gibt es auf byte-challenge.de.

Dieser Bericht, wie man mit Begeisterung ein großes und erfolgreiches Projekt aufzieht, haben Stefan Hildebrand und Ira Jerabkova beigesteuert. Vielen Dank.

GI-MELDUNGEN

Bundestagswahl 2025: GI-Forderungen für eine Digitalpolitik der Zukunft. Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt und eines der aus Sicht der GI zentralen Themen ist die zukünftige Digitalpolitik. Von digitaler Souveränität über eine umfassende Informatikbildung für alle bis hin zur Förderung von „Open Source“ und dem Schutz vor Cyberangriffen reichen die zentralen Fragen, die die GI identifiziert hat.  weiterlesen

Lust auf den exklusiven Zirkel der Junior-Fellows? Jetzt bewerben! Die GI-Junior-Fellows besetzen innerhalb der GI mittlerweile viele herausragende Positionen und wirken so an der Arbeit an und mit der GI mit. Sie finden sich im Vorstand und leiten die GI-Radar-Redaktion, geben LNI-Reihen heraus, initiieren eigene Projekte und mischen das Präsidium auf. Wir sind auf der Suche nach jungen Informatik-Talenten, die sich bereits profiliert haben und daran interessiert sind, in der GI aktiv mitzumachen. Bewerbungs- bzw. Nominierungsschluss ist der 25. Mai.  weiterlesen

Ihre Beitragsmitteilung und Ihre Mitgliedschaft. In der letzten Woche haben Sie von uns die Nachricht bekommen, dass Ihre Beitragsmitteilung erstellt wurde und im Mitgliederbereich auf Sie wartet. Stimmen noch alle Ihre Daten? Wollen Sie vielleicht eine zusätzliche Fachgruppe abonnieren oder brauchen Sie eine Spendenquittung? In unserem Mitgliederbereich finden Sie viele Funktionen, um Ihre Mitgliedschaft zu administrieren.  weiterlesen

Neuer Job gesucht oder Team erweitern? Wussten Sie, dass die GI eine Stellenbörse bietet? Auf unserer Webseite können Sie Jobs inserieren und finden – einfach eine Anzeige aufgeben oder den bunten Strauß an Angeboten nach Ihrem Traumjob durchforsten.  weiterlesen

 

Kennen Sie eigentlich den GI-Pressespiegel? Dort sammeln wir die Berichterstattung über unsere Fachgesellschaft in Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen. Schauen Sie rein, es gibt da immer wieder Neues oder auch ältere Fundstücke.

FUNDSTÜCK

Female Tech Talk: eine Yogalehrerin und eine Kampfkunsttrainerin in der Informatik. Bevor sie die Informatik entdeckt haben, haben Sara Nill und Elisabeth Steffen etwas ganz anderes gemacht. In ihrer Podcast-Reihe Female Tech Talk berichten die beiden, wie der Quereinstieg aus einer in eine ganz andere Welt funktioniert hat und warum Informatik spannend ist. In mittlerweile vier Staffeln und 56 Folgen erzählen sie auf humorvolle Weise über ihre Entdeckungen, sehen Hühner in Datenbanken und Mathematik als die coole große Schwester der Informatik. Miteinander und mit Gästen dröseln sie auf der einen Seite informatisch-technische Probleme auf, geben auf der anderen Seite aber auch ganz praktische Tipps, wie man beispielsweise mit Kind studiert und wie man eine Bachelorarbeit angeht. Also: Stöpsel ins Ohr und die nächsten Zugfahrten nutzen!  Zum Fundstück (female-techtalk.com)

Dieses Fundstück kommt von Juliane Siegeris von der HTW Berlin. Vielen Dank! Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 371 des GI-Radars vom 24.01.2025. Zusammengestellt hat diese Ausgabe Dominik Herrmann, der der sich beim Tracking seines Autos natürlich als besonders braver Fahrer herausstellen würde – wenn er denn ein Auto hätte. GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter hat die Mitteilungen und Meldungen zusammengetragen. Das nächste Radar erscheint am 7. Februar.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch via X unter @informatikradar zukommen lassen.