Professor unterhält sich mit einem Studenten
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Promotion
Bessere Betreuung für Doktoranden angestrebt

Ein Positionspapier von europäischen Unis listet Vorschläge, wie Forschende bessere Betreuer werden. Nicht jeder solle Doktoranden betreuen dürfen.

01.03.2023

Der Zusammenschluss europäischer Universitäten Leru (League of European Research Universities) plädiert für eine obligatorische Ausbildung für Forschende in der Betreuung von Doktoranden. Der spätere Erfolg der von ihnen betreuten Personen solle zudem über neue Metriken in die Gesamtbeurteilung der Betreuerinnen und Betreuer als Forschende eingehen. Diese und weitere Vorschläge für bessere Standards in der Doktorandenbetreuung in Europa hat die Organisation in einem am Dienstag veröffentlichten Papier zusammengefasst. Zunächst hatte "Times Higher Education" (THE) berichtet. Allgemeines Ziel sei eine "Kultur der Wertschätzung" für Doktoranden.

Wer als Betreuerin oder Betreuer von Promovierenden seine Aufsichtspraxis vernachlässige oder verletze, müsse auf "angemessene Gegenmaßnahmen" treffen, heißt es in dem Papier. Das könnte Nachhilfe in Sachen Ausbildungsfähigkeiten bedeuten, aber auch ein vorübergehender Verlust des Betreuungsrechts oder der Wegfall der Finanzierung. Wer seine Arbeit als Betreuender gut mache, solle entsprechende Preise erhalten oder über andere Metriken in seiner Leistungsbeurteilung belohnt werden.

Neben einer allgemeinen Verpflichtung zu Ausbildungstrainings für Forschende werde von den Professorinnen und Professoren auch erwartet, ihre Betreuungskompetenzen während ihrer gesamten Karriere aufzufrischen. Für bestimmte Szenarien soll es den Vorschlägen zufolge extra Coaching-Angebote für die Betreuenden geben.

Promotionsvereinbarungen nach deutschem Vorbild

Auch die Rahmenbedingungen sollen sich laut Leru ändern: Jeder Forschende solle nur noch eine begrenzte Zahl an Doktoranden betreuen dürfen und einer Dissertation solle nur eine begrenzte Zahl an Betreuenden zugeordnet werden können. Schriftliche Vereinbarungen für Promotionen über die Pflichten der Betreuenden und der Betreuten, wie es sie laut Leru an vielen seiner 23 Mitglieds-Unis und laut "THE"-Bericht vorwiegend in Deutschland gebe, sollen häufiger verwendet werden, um gegenseitige Erwartungen festzuhalten.

Für einige Akademikerinnen und Akademiker soll aber auch ein neuer Karriereweg als "Single Contributor" in Betracht gezogen werden, so das Papier. "Talentierte Forschende ohne ausreichende soziale Kompetenz" sollten so ihre Forschungsziele verfolgen können, ohne Doktoranden betreuen zu müssen. Es sei jedoch schwierig zu unterscheiden, wer die Rolle als Betreuer nicht lernen könne oder wolle, räumte Dr. Claudine Leysinger, eine der Autorinnen, gegenüber "THE" ein.

ckr