Zwei texanische Forschende haben den Impfstoff Corbevax zum Schutz vor Sars-CoV-2 entwickelt. Dieser soll ärmeren Ländern bei der besseren Versorgung helfen.

Während in reicheren Ländern schon die dritte oder vierte Booster-Impfung zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus zur Verfügung steht, haben viele Menschen in ärmeren Ländern immer noch keine Erstimpfung erhalten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diesen Zustand mehrfach kritisiert. Auch der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung von Impfstoffen gefordert. Denn es scheint ein wichtiger Schritt dabei, die Entstehung neue Coronavirus-Varianten zu verhindern. Denn bei neu entstehenden Varianten besteht auch immer die Gefahr, dass es sich um sogenannte Escape-Varianten handeln könnte. Bei Escape-Varianten sind Impfstoffe weniger wirksam, sodass es zu Impfdurchbrüchen kommen kann.
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Open-Source-Impfstoff Corbevax: Notzulassung in Indien

Kein klassisches Pharmaunternehmen, sondern die beiden Forschenden Peter Hotez und Maria Bottazzi vom Houstoner Texas Children's Hospital haben kürzlich den Impfstoff Corbevax entwickelt. Dieser Impfstoff erhielt Ende Dezember 2021 eine Notzulassung in Indien.

Seit Jahrzehnten forscht das Team bereits an Impfstoffen. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie haben sie damit begonnen, ein Vakzin zum Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung zu entwickeln.

Verzicht auf Patentanmeldung

Dabei haben die Forschenden auf eine Patentanmeldung verzichtet, deswegen wird Corbevax auch als Open-Source-Impfstoff bezeichnet.

Die Entwicklung gestaltete sich für die Forschenden besonders deswegen schwierig, weil sie überhaupt keine finanzielle Unterstützung von der US-Regierung erhalten haben. Denn die hatte ihrerseits ein eigenes großes Programm zur Impfstoffentwicklung auf den Weg gebracht.

Es gab einen Fördertopf, in den hauptsächlich Privatleute eingezahlt haben sollen. Letztendlich sind so sechs bis sieben Millionen US-Dollar zusammengekommen. Keine große Summe im Vergleich zu dem, was Pharmakonzernen wie Moderna oder Biontech/Pfizer an staatlicher Förderung zur Verfügung steht.

Besonders günstige Herstellung möglich

Bei Corbevax handelt es sich um einen Proteinimpfstoff – also eine schon länger bekannte Technologie, an der die beiden Ärzte seit Jahrzehnten geforscht haben. Geimpft wird ein Teil des Spike-Proteins von der Virus-Oberfläche – das trainiert dann das menschliche Immunsystem, zum Beispiel darauf, Antikörper gegen Sars-Cov-2 zu bilden.

Eine ähnliche Methode wie bei Novavax. Dieser Proteinimpfstoff wurde gerade erst in Europa zugelassen. Das besondere an Corbevax ist, dass es besonders günstig hergestellt werden kann, weil es in ganz einfachen, leicht verfügbaren Hefezellen gezüchtet wird.

Die Produktion soll 3 Dollar pro Dosis kosten, das heißt, dass es wohl deutlich weniger kosten würde als die mRNA-Impfstoffe.

Auch die Aufbewahrung wäre einfacher: Das Protein, das verimpft wird, soll laut Hersteller ziemlich stabil sein. Man müsste den Impfstoff nicht einfrieren, sondern könnte ihn bei 4 Grad in einem Kühlschrank lagern.

Datenlage noch gering

Die Entwickler haben klinische Studien abgeschlossen, das heißt, Versuchspersonen mit Corbevax geimpft. Nach eigenen Angaben haben sie dabei eine sehr hohe Wirksamkeit erzielt. Bis zu 80 Prozent Schutz soll der Impfstoff gegen eine symptomatische Infektion mit der Delta-Variante des Coronavirus bieten.

Zudem soll Corbevax besser verträglich sein als beispielsweise der Vektorimpfstoff AstraZeneca. Das könnte zuversichtlich stimmen, allerdings ist die Studie mit nur 3000 Teilnehmenden relativ klein. Außerdem sind die Daten bisher nicht veröffentlicht worden, das bedeutet, dass es bisher keine peer reviews, also offizielle Prüfung durch andere Forschende gegeben hat.

Ein weiterer Punkt: Bisher ist auch noch nicht bekannt, wie gut der Impfstoff vor der Omikron-Variante schützt. Um weitere Daten zu erheben oder den Impfstoff weiterzuentwickeln, benötigen die Forschenden mehr Fördergelder.

Weltweite Impfversorgung für ein Ende der Pandemie

Schon jetzt schätzen Fachleute den neuen Open-Source-Impfstoff als vielversprechend ein. Sollte er wirklich so wirksam sein wie bisher angenommen, dann könnte er einen grundlegenden Baustein für eine weltweite Impfstoffversorgung darstellen: Mit einer günstigen und einfachen Produktion und ohne teure Lizenzen.

Das wäre nicht nur für Menschen in Indien, in Südamerika oder in Afrika wichtig, sondern weltweit. Denn Forschende gehen davon aus, dass es eine notwendige Grundlage dafür ist, die Pandemie überall in den Griff zu bekommen, somit auch in Europa. Denn es gibt Hinweise, dass Varianten wie Delta oder Omikron sich wahrscheinlich bei Ungeimpften in Ländern entwickelt, in denen es nicht genug Impfstoff gibt.

Shownotes
Weltweite Impfstoffversorgung
Mehr Gerechtigkeit durch Open-Source-Impfstoff
vom 17. Januar 2022
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Anne Tepper, Deutschlandfunk Nova