IGF: Die Jugend fordert mehr Cybersicherheit, Transparenz und Mitsprache

Wenn Angela Merkel das Internet Governance Forum in Berlin eröffnet, liegen die Empfehlungen der Jugend für eine bessere Netzpolitik schon vor.

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IGF: Die Jugend fordert Cybersicherheit, Transparenz und mehr Mitsprache

(Bild: DisobeyArt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Monika Ermert

Erstmals trafen sich am Vorabend des Internet Governance Forums (IGF) der Vereinten Nationen in Berlin 100 junge Menschen, um ihre Empfehlungen für die internationale Netzpolitik zu diskutieren. Anders als die "Alten" einigten sie sich innerhalb eines Tages auf 11 konkrete netzpolitische Empfehlungen zur Sicherheit im Netz, zum Schutz von Kindern und dazu, wie Plattformen reguliert werden sollen.

"Liebe Regierungen, niemand will dass der eigene Energie- oder Wasserversorger gehackt wird!", beginnt das Plenum des Jugend-IGF die Botschaften an die Konferenz. Lebensnotwendige Dienste müssen durch Audits und nationale Strategien abgesichert werden, verbunden mit einem ordentlichen Verfahren zur Veröffentlichung von Schwachstellen. Bei der Cybersicherheit empfehlen sie, noch stärker auf die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand, Unternehmen und Bürger zu setzen und auch darauf zu achten, schneller zu sein: "Wenn Technologie sich fortentwickelt, muss die Politik mitziehen."

Adressaten der Empfehlungen sind dabei nicht allein die Regierungen. Mehrere Forderungen richten die Jungen direkt an die Betreiber von Plattformen im Netz. Von deren Betreibern erwarten sie, dass sie transparent über ihre Algorithmen, ihre Datenverarbeitung und die Art, wie Entscheidungen getroffen werden, berichten.

In Bezug auf Falschinformationen fordern die Jungen kategorisch den Verzicht auf Techniken zum Microtargeting. Wenn es dabei nicht anders geht, sei am Ende doch eine Regulierung durch den Gesetzgeber nötig, heißt es in der letzten Forderung – aber nur im Ausgleich zwischen Grundrechten und Innovation.

Die Politik der Plattformen gehört einem brasilianischen Teilnehmer zufolge zu den bevorzugten Themen der Schüler und Jugendlichen: Ganz einfach, weil sie über die Plattformen als erstes mit dem Netz in Berührung kommen. Gerade in solchen Bereichen sollte die Politik daher mehr auf die Stimme der jungen Nutzer hören. Auch im Bereich des Schutzes von Kindern im Netz bitten die Jungen in ihren Forderungen um mehr Mitsprache.

"Vielleicht brauchen wir so etwas wie Mondays for Networks", sagte Tim Richter, vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen. Richter gehört zu den Organisatoren des deutschen IGF mit dem eigenen Jugendforum. Immerhin würden in den kommenden Jahren auch in der Netzpolitik entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt.

Für die Delegierten beim Jugend-IGF in Berlin fängt nach der Erarbeitung der Botschaften nun die eigentliche Arbeit erst an, sagte Elisabeth Schauermann von der Gesellschaft für Informatik (GI), die als Projektleiterin auftritt. Viele der Delegierten, die unterstützt durch Mittel der Vodafone Stiftung, des Fraunhofer-Instituts, des Goetheinstituts und der GI zum IGF in Berlin gekommen sind, sind in ihren Heimatländern bereits in verschiedener Weise aktiv.

Zwei seien etwa Mitglied im Jugendbeirat des Europarates, der viele Normen zur Netzpolitik macht. "Multi-Stakeholder bedeutet auch, dass man sich mit der Jugend an einen Tisch setzt und sich ihre Erfahrungen anhört", ergänzt Menno Eettema, der beim Europarat in Straßburg für die von Jugendlichen mit entwickelte No-Hate-Speech-Kampagne verantwortlich ist.

Das Jugend-IGF gebe sich dabei natürlich nicht der Illusion hin, dass die Botschaften für Berlin direkt von der Politik aufgegriffen werden, versichert Schauermann. Das Feld der Netzpolitik kampflos den anderen Stakeholdern zu überlassen, mache aber keinen Sinn. "Beim deutschen IGF im September gab es manche Rückmeldungen, dass die Jugend fast schon zu sichtbar war", berichtet sie. Genau diesen Effekt wünscht sie sich für das nun startende IGF in Berlin.

Zum Internet Governance Forum in Berlin:

(mho)