Männer und Frauen in der IT: Gibt es wirklich Chancengleichheit in Deutschland?

Der Mann arbeitet, die Frau macht den Haushalt und zieht die Kinder groß – ein Bild aus längst vergangenen westdeutschen Zeiten? Nein, zeigen uns die aktuellen Zahlen. Nach wie vor sind die Rollenbilder stark, und das hat auch Auswirkungen auf den Anteil von Frauen in der IT-Branche.

Artikel von Valerie Lux veröffentlicht am
Wirklich ein veraltetes Rollenbild?
Wirklich ein veraltetes Rollenbild? (Bild: Keystone View/FPG/Getty Images)

Wenn wir über Frauen in der IT schreiben, tauchen in unserem Forum einige Argumente immer wieder auf. Wir haben uns die häufigsten vorgenommen und hinterfragt: Stimmen sie?

Inhalt:
  1. Männer und Frauen in der IT: Gibt es wirklich Chancengleichheit in Deutschland?
  2. Kindererziehung keine Selbstverständlichkeit für Männer

Diesmal: Frauen haben exakt die gleichen Chancen, einen IT-Beruf zu ergreifen wie Männer. Es muss also an irgendwas anderem liegen, dass es nach wie vor so wenige tun.

TLDR: Auf dem Papier sind die Chancen tatsächlich gleich. Allerdings sind die Rollenbilder immer noch so stark, dass Frauen sehr viel häufiger soziale Berufe ergreifen als technische. Hinzu kommt, dass sie nach wie vor meist einen Großteil der Kindererziehung übernehmen.

Wenn es um den extremen Unterschied der Zahl von Frauen und von Männern in der IT-Branche geht, stellt sich die Frage, warum sie so unterschiedliche Berufe ergreifen, obwohl beide Geschlechter dieselben verbrieften Rechte wie Berufsfreiheit besitzen. In welchen Bereichen gibt es zwischen der theoretischen Chancengleichheit und der tatsächlichen Umsetzung noch deutliche Geschlechterunterschiede?

Zur Beantwortung der Frage hat Golem.de ausgewählte Statistiken zusammengefasst, um den aktuellen Stand der Gleichberechtigung zu verdeutlichen. Es zeigt sich, dass die unterschiedliche Berufswahl noch stark an den traditionellen geschlechtsspezifischen Mustern von Kindererziehung und Geldverdienen hängt.

Männer weniger in Pflegeberufen als Frauen

So entscheiden sich zum Beispiel Männer weniger für soziale Berufe als Frauen: In der schulischen Ausbildung zum Krankenpfleger lag der Männeranteil im Ausbildungsjahr 2017/2018 laut Statistischem Bundesamt bei 19 Prozent. Ein Grund für den geringen Männeranteil könnte die niedrige Bezahlung der Pflegeberufe darstellen.

Das Gehalt ist nämlich für Männer bei der Berufswahl wichtiger als für Frauen: Laut der Most-Wanted-Studie der Beratungsfirma McKinsey und des Karrierenetzwerks e-fellows.net zählen sich 24 Prozent der befragten Männer zur Gruppe der "Gehaltsorientierten" bei der Wahl des Berufes und des Arbeitgebers – aber nur 8 Prozent der Frauen.

Das ist auch eine Erklärung dafür, dass Frauen im Schnitt weniger verdienen als Männer. Sie entscheiden sich häufiger für geringer bezahlte Berufe. Etwa drei Viertel des bestehenden Gender Pay Gaps lassen sich auf strukturelle Ursachen wie die Berufswahl zurückführen, heißt es in einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. 2018 verdiente eine Frau durchschnittlich 17,09 Euro brutto pro Stunde, während ein Mann 21,60 Euro mit nach Hause nahm.

Marcel Helbig, Professor für soziale Ungleichheit an der Humboldt-Universität zu Berlin sieht diesen Zustand als nicht wünschenswert an. "Wenn der Staat die Gleichheit fördern möchte, dann sollte er anfangen, die sozialen Berufe besser zu bezahlen – dann würden vermutlich mehr Männer ihn ergreifen und Frauen würden durch ihre Berufswahl nicht mit einem niedrigen Einkommen 'bestraft'", sagte Helbig Golem.de. Noch weniger als unter Krankenpflegern sind Männer im Erziehungsberuf vertreten – Kindergärtner sucht man fast vergebens, wie die Grafik unten zeigt.

Infografik: Männliche Kita-Mitarbeiter noch immer Seltenheit | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Eine Anfrage von Golem.de an das Familienministerium, warum es keine Förderprojekte für Männer in Erzieherberufen gibt, aber eine Quote für Frauen in DAX-Konzernen, beantwortete ein Sprecher wie folgt: "Der Sachverhalt ist in den beiden beschriebenen Fällen sehr unterschiedlich und kann nicht verglichen werden. Beim Thema Führungspositionen geht es darum, Frauen den Zugang zu den Positionen zu ermöglichen."

Gesetze für eine Männerquote in sozialen Berufen lägen vor dieser Legislaturperiode noch nicht vor. Dabei wäre es ein geeignetes Instrument, denn aufgrund der historischen Rolle der Frau für die "Care-Arbeit" in der Familie, trauen sich auch heute noch nur wenige Männer den Bereich der Pflege und Kindererziehung zu, wie die aktuellen Zahlen zeigen.

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Kindererziehung keine Selbstverständlichkeit für Männer 
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NoShitSherlock 03. Dez 2019

Jetzt wäre ich gespannt darauf was passiert, wenn Ihr bei Golem einen Artikel vorschlagt...

nosretep 03. Dez 2019

Und wieder ein Artikel, in dem Menschen, die von Steuermitteln leben gefragt werden, wie...

Eheran 02. Dez 2019

Das habe ich mir beim Lesen auch grad gedacht...

Eheran 02. Dez 2019

Ich sehe bis jetzt weder einen Beleg von dir, noch sonstwas, nur ausweichende Antworten...



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