Polizei setzt Spürhunde als Datenjäger ein

Die Polizei in Deutschland arbeitet zur Sicherstellung von Daten mit Hunden. Ein Teil der Spürhunde wurden umgeschult, anstatt nach Drogen zu suchen, erschnüffeln sie jetzt versteckte Smartphones oder Speichermedien wie USB-Sticks und Festplatten.

Jochen Siegle
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Hunde können sogar Datenträger erschnüffeln. (Bild: Jean-Christophe Bott / Keystone)

Hunde können sogar Datenträger erschnüffeln. (Bild: Jean-Christophe Bott / Keystone)

Die Polizei im Bundesland Nordrhein-Westfalen hat einen Teil ihrer Spürhunde umgeschult und zu Datenschnüfflern ausgebildet. Die Hunde sollen zur Sicherung von Beweisen eingesetzt werden, indem sie versteckten Speichermedien auf die Spur kommen. Die Tiere, die CD, Festplatten, Speicherkarten, USB-Sticks, Smartphones und winzige SIM-Karten finden sollen, waren zuvor bereits als Rauschgiftspürhunde im Einsatz.

Insgesamt fünf ihrer Diensthunde hat die Polizei in einem 20-tägigen Lehrgang fortgebildet. Die offizielle Bezeichnung der Spezialschnüffler lautet Datenspeicherspürhunde.

Die Zusatzausbildung der Polizeihunde ist eine Konsequenz aus dem «Fall Lügde», wie das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen mitteilte. Hier habe ein Datenspeicherspürhund angefordert werden müssen und gute Dienste geleistet.

Im Fall des massenhaften und jahrelangen Missbrauchs von Kindern auf einem Campingplatz in Lügde konnten mithilfe des speziell ausgebildeten Diensthundes Artus der sächsischen Justizbehörde Beweismittel sichergestellt werden. Der Spürhund, der sonst in Gefängnissen Handys erschnüffelt, hatte unter anderem einen USB-Stick in einem Sesselspalt in der zugemüllten Behausung des Hauptbeschuldigten gefunden.

Hunde mit besonderem Riecher

Im Mai konnten auch durch einen Datenspeicherspürhund der Justizbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen mehrere Beweismittel aufgefunden werden.

Bei der Polizei sind diese Spezialhunde ein Novum. Nur der Vorreiter Sachsen hat bereits im Frühjahr mit einem Pilotprojekt begonnen und einen Polizeihund eingesetzt, dessen feiner Geruchssinn auf die Suche nach Speichermedien und Handys trainiert ist. In den USA sollen rund 20 derart abgerichtete Hunde im Polizeidienst sein, in Grossbritannien zwei.

Experten gemäss ist es deutlich schwieriger, Hunde auf Datenträger abzurichten als auf Drogen oder Sprengstoff. Nur wenige Vierbeiner sollen dazu überhaupt in der Lage sein, erschnüffelt wird demnach ein Geruch aus Chemikalien und Werkstoffen.

Bundesweiter Einsatz

Die nun neu ausgebildeten Datenträger-Hunde sind in Köln und Recklinghausen stationiert. Bei Bedarf können sie von dort für Einsätze bundesweit angefragt werden. Nach Angaben des Ministeriums sind die mehr als 300 Diensthunde der nordrhein-westfälischen Polizei als Schutzhunde sowie Spezialisten für Rauschgift, Sprengstoff, Personen, Brandmittel, Leichen und Banknoten im Einsatz.

Auch in der Schweiz gelten Spezialhunde als Geheimwaffen der Polizei und waren im vergangenen Jahr bei mehr als 16 000 Einsätzen in Aktion. In den meisten (knapp 5000) Fällen, um nach Drogen zu suchen – fündig wurden sie bei mehr als 2000 Einsätzen.

Dass die vierbeinigen Helfer sogar noch mehr als nur schnüffeln können, hat im letzten Jahr ein Diensthund in Spanien gezeigt, der sich an einer Herzmassage versuchte, als ein Polizeibeamter zu Übungszwecken am Boden lag.