Gesellschaft für Informatik will mehr Nachhaltigkeit in der IT

Unter dem Motto "Computer Science & Sustainability" wurde auf der INFORMATIK 2021 intensiv diskutiert, wie die Informatik Nachhaltigkeit fördern kann.

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Unter dem Motto "Computer Science & Sustainability" veranstaltete die Gesellschaft für Informatik e. V. (GI) vom 27. September bis zum 1. Oktober ihre virtuelle Jahrestagung INFORMATIK, um damit vor allem das Thema Nachhaltigkeit in der Informationstechnologie voranzubringen. Aus einem Berliner Sendestudio wurden über 150 Vorträge und Diskussionen sowie mehr als 50 Workshops übertragen. Parallel dazu fand die internationale Konferenz zu Umweltinformations- und Kommunikationstechnologie EnviroInfo 2021, die 44. Auflage der Konferenz für Künstliche Intelligenz KI2021 sowie die GI-Studierendenkonferenz SKILL 2021 statt.

Ein zentrales Thema der INFORMATIK 2021 war Nachhaltigkeit, bei dem es vorwiegend darum ging, den CO2-Verbrauch allgemein zu reduzieren. Laut GI-Geschäftsführer Daniel Krupka konzentriere man sich dabei unter anderem auf den Bereich Kryptowährungen – genauer genommen darauf, wie sich digitale Währungen ohne großen Energieverbrauch produzieren lassen. Wo es hilfreich ist, soll zudem eine vorausschauende Wartung betrieben werden, um etwa Ersatzteile von Maschinen bereits vor Eintritt eines Defekts zu ersetzen, um den Ausfall der ganzen Maschine zu verhindern. Ferner ging es um Methoden für effizienteren Code und datensparsamere Methoden.

Das Konzept "Sustainability by Design" soll dafür sorgen, dass Nachhaltigkeit "inhärent am Entstehungsprozess beteiligt" ist und somit bereits während der Konzipierung von Software mitbedacht wird. Um diese Nachhaltigkeit auch umsetzen zu können, brauche eine sozial nachhaltige Informatik diverse Entwicklerteams.

Deutschland schneidet im internationalen Vergleich im Bereich digitalen Lernen schlecht ab, aber nicht nur das: Immer wieder fordern Unternehmen, Forscher und Politiker Informatikunterricht in Schulen. In Ländern wie Estland und Litauen werde laut Krupka deutlich mehr für die Digitalisierung in Schulen und Kitas geleistet.

Zwar gibt es in Deutschland die unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Stiftung Haus der kleinen Forscher, das derzeit eine Lehrerfortbildung zum Thema forschendes Lernen entwickelt, um bei der Integration von digitalen Lernangeboten im Unterricht zu helfen. Dennoch könne mehr getan werden. Vor allem die Coronakrise hat Mängel im Bereich digitaler Bildung aufgezeigt. Wie man Kindern spielerisch die Logiken von KIs vermitteln kann, bleibt für Krupka ein großes Thema.

In Zukunft werden immer mehr Aufgaben durch Maschinen ersetzt werden. In bestimmten Anwendungsfällen können KIs besser arbeiten als Menschen, etwa beim autonomen Fahren. Prof. Dr. Kristian Kersting argumentiert in seinem Vortrag für eine dritte Welle künstlicher Intelligenz: Menschen sollen keine Angst mehr vor neuen Technologien haben, da KI-Systeme nur Werkzeuge sind, die von Menschen programmierte Regeln ausführen oder Datensätze verallgemeinern.

Mit der alle zwei Jahre vergebenen Konrad-Zuse-Medaille erhielt Prof. Dr. Gerhard Weikum eine Anerkennung für seine Beiträge zur Informatik. Präsident der GI, Prof. Dr. Hannes Federrath: "Für die intelligente Organisation und Suche von Information, insbesondere in Big Data, die sowohl in strukturierten Datenbanken als auch weitgehend semi- oder unstrukturiert vorliegen, hat er skalierbare Anfragesysteme und ein effektives Ranking von Anfrageresultaten entwickelt. Gerhard Weikum hat wesentliche Beiträge zur Konstruktion von Wissensbanken geleistet, die schon heute als Grundlage für KI-basierte Suchmaschinen dienen."

Im Rahmen der Veranstaltung hat die GI dieses Jahr vier Personen geehrt, die sich "in herausragender Weise um die Informatik verdient gemacht haben". Dr. Oliver Deussen, Dr. Constanze Kurz, Prof. Dr. Mathias Weske und Prof. Dr. Heidi Schelhowe wurden zu Fellows ernannt. Die Auszeichnungen erfolgten virtuell. "Mit Prof. Dr. Oliver Deussen ehrt die GI einen der weltweit führenden Forscher auf dem Gebiet der Visualisierung. Ein besonderer Fokus seiner Arbeit stellt die Darstellung von Pflanzen, Landschaften und Ökosystemen dar. Dabei legt Oliver Deussen sehr viel Wert auf eine verständliche und populärwissenschaftliche Vermittlung seiner Forschungsthemen."

Zu Junior Fellows ernennt die GI Informatiktalente mit außergewöhnlichen Ideen und Leistungen. Matthias Marx (Universität Hamburg), Dr.-Ing. Fereshta Yazdani (Lufthansa Industry Solutions) und Michael Schaub (RWTH Aachen University) wurden auf der INFORMATIK 2021 ausgezeichnet. Im Rahmen des Junior-Fellowships erhalten die Preisträger, die sich schon früh in den Bereichen IT-Sicherheit, Big Data und Netzwerkforschung bewährt haben, fachliche und finanzielle Unterstützung der GI für die Umsetzung von Ideen.

Den gemeinsam von der GI, der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) und der Schweizer Informatik Gesellschaft (SI) vergebenen Dissertationspreis erhält die Österreicherin Dr. Daniela Kaufmann für ihre Doktorarbeit zur Verifikation von Multiplizierern auf Gatterebene. Eingereicht wurde die Forschungsarbeit an der Johannes Kepler Universität Linz eingereicht und befasst sich mit der formalen Verifikation von arithmetischen Schaltungen mithilfe von algebraischer Beweistechnik. Da digitale Schaltungen zur Vermeidung von Fehlern korrekt funktionieren müssen, hat Frau Dr. Kaufmann in ihrer Promotion ein Verifikationstool entwickelt, mit dessen Hilfe Multiplizierer automatisch verifiziert werden können.

(mack)