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Studie zu »Dark Patterns« Viele populäre Webangebote manipulieren ihre Nutzer

Bestimmte Buttons sind farblich hervorgehoben, Timer drängen zum schnellen Kauf: Eine Untersuchung im Auftrag der EU-Kommission zeigt, dass zahlreiche große Onlinedienste auf solche Tricks setzen.
Bezahlen beim Onlineshopping (Symbolbild): Viele Händler tricksen mit »Dark Patterns«

Bezahlen beim Onlineshopping (Symbolbild): Viele Händler tricksen mit »Dark Patterns«

Foto: Imaginechina-Tuchong / IMAGO

Sogenannte Dark Patterns sind weitverbreitet und werden zunehmend von Unternehmen aller Größenordnungen eingesetzt. Nahezu alle in der EU beliebten Websites und Apps versuchen auf mindestens eine Weise, die Entscheidung von Verbraucherinnen und Verbrauchern durch psychologische Tricks oder manipulative Designelemente zu beeinflussen. Das geht aus einer Studie hervor, die die EU-Kommission in Auftrag gegeben hatte.

Die am häufigsten entdeckten »Dark Pattern«-Kategorien waren demnach versteckte Informationen beziehungsweise falsche Hierarchien, Vorauswahlen, virtuelle Drängel- und Gängeleien (»Nagging«), schwierige Stornierungen sowie Zwangsregistrierungen.

Ein typisches Beispiel: Bei der Auswahl, welche Cookies man zulassen möchte, erscheint die datenschutzunfreundliche Auswahl oft farblich unterlegt. Die Schaltfläche für besseren Datenschutz dagegen wird unauffällig dargestellt (genauso ist es übrigens auf der Website, auf der sich die Studie abrufen lässt ).

Für die Studie waren jene 45 Websites und 30 Apps analysiert worden, die über alle 27 EU-Mitgliedstaaten hinweg den meisten Internetverkehr erzeugen. Dazu zählten die Seiten von Google, Amazon, Facebook, Ebay, Zalando sowie Ikea und Programme wie die Chrome-App, WhatsApp, TikTok und »Brawl Stars«.

Schaden für Verbraucher und Markt

Der Auswertung zufolge nutzen E-Commerce-Plattformen gern Countdown-Timer und Hinweise auf vermeintliche zeitliche Begrenzungen. Drängel- und Gängelversuche finden sich insbesondere auf Websites und in Apps aus den Bereichen Gesundheit und Fitness.

Die Fähigkeit des Durchschnittsverbrauchers, den Einsatz solcher Praktiken zu erkennen, ist laut der Studie »eher begrenzt«. Dabei könnten »Dark Patterns« und manipulative Personalisierung zu finanziellen Schäden, Autonomie- und Privatsphäreverlusten, kognitiven Belastungen und psychischen Schäden führen. Die nachteiligen Auswirkungen auf den Wettbewerb, die Preistransparenz und das Vertrauen in den Markt seien als bedenklich einzustufen, heißt es.

Flankiert wurde die Studie von Verhaltensexperimenten, bei denen sowohl die neurophysiologischen und psychologischen Reaktionen auf unlautere Praktiken als auch deren Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung untersucht wurden.

Kalkuliertes Spiel mit Emotionen

Dabei stellte sich heraus, dass Praktiken wie »versteckte Informationen«, das »Spielen mit Emotionen« und das »Spielen mit Emotionen in Kombination mit Personalisierung« durchaus Entscheidungen beeinflussen und ursprüngliche Präferenzen außer Kraft setzen können. Besonders betroffen davon seien Ältere und Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau.

Zudem hätten die Experimente gezeigt, dass etwa Pop-ups – als Beispiel für eine »erzwungene Handlung in Verbindung mit Personalisierung« – die Herzfrequenz der Probanden erhöhten und bei ihnen häufig Frustration auslösten.

Insgesamt, so heißt es, hätten sich aber keine ausreichenden Beweise dafür ergeben, dass die neurophysiologischen Auswirkungen von »Dark Patterns« auf Verbraucher signifikant sind.

mbö/dpa

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