„Foodporn“ klimaschädlich? :
Hände weg von Essensfotos

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Schadet dem Klima? – Fotos vom Essen
Bei der schieren Zahl von Essensfotos kann einem Angst und Bange ums Klima werden, mahnt Bundesdigitalminister Wissing. Das Internet muss nachhaltiger werden.

Große Weltpolitik lässt sich manchmal auch so weit runterbrechen, dass sie in das Format eines alltagstauglichen Hinweises passt. Beim Treffen der Digitalminister der G-7-Staaten in Düsseldorf war das der Fall, als es um die Frage ging, welchen „zukunftsweisenden Beitrag“ Digitalisierung zur Nachhaltigkeit leisten kann.

Das ist zunächst einmal ein Widerspruch in sich, weil die Digitalisierung selbst mit einem gigantischen Stromverbrauch einhergeht, also eben gerade nicht nachhaltig ist. Allerdings ist dieses Phänomen bisher nicht auf lautstarkes Missfallen gestoßen. Die negative Klimabilanz von Kuhmilch mag hinlänglich diskutiert sein, der öffentliche Diskurs im Bezug auf die Nutzung sozialer Medien lässt noch Luft nach oben.

Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) brachte das Dilemma bei der Abschlusspressekonferenz am Mittwoch wie folgt auf den Punkt: Bei ihren Onlineaktivitäten hätten die Menschen stets das Gefühl, alles sei kostenlos und würde keinen negativen Einfluss auf die CO2-Bilanz haben. „Aber das stimmt so nicht. Daran sollten Sie denken, wenn Sie das nächste Mal ein Foto von Ihrem Essen machen“, mahnte Wissing. Wenn man sich die Zahl der Fotos von Essen anschaute, die weltweit im Internet kursierten, komme man auf einen enormen Energieverbrauch.

Klimaschonende Digitalisierung

So gilt es also zwischen unnützer und nützlicher Energieverschwendung zu unterscheiden, schließlich lässt sich die energieintensive Digitalisierung durchaus dazu verwenden, noch energieintensivere Aktivitäten zu vermeiden, etwa durch intelligente Verkehrsleitsysteme. Die G-7-Staaten wollen dabei enger zusammenarbeiten, um die Digitalisierung klimaschonend zu gestalten. „Wir dürfen nicht den Fehler wiederholen, den wir bei der Indus­trialisierung begangen haben, dass man die Nachhaltigkeit hintangestellt hat“, betonte Wissing. Stattdessen müssten Themen wie das Recyceln von Hardware, der Schutz von Rohstoffen und die Senkung des Energieverbrauchs betrachtet werden.

Auch die Digitalisierung von Handelsdokumenten sei so ein Thema, das womöglich klein und unscheinbar wirke, das aber eine große Wirkung entfalten könnte, wie Wissing bemerkte. In einem Anhang zur Abschlusserklärung der G-7-Minister heißt es folgerichtig: „Papierbasierte Transaktionen“ verursachten hohen Kosten, Verzögerungen, Ineffizienz und Betrug, außerdem seien sie fehleranfällig und schlecht für die Umwelt.

Um den internationalen Handel künftig digital abwickeln zu können, einigte sich die Gruppe der sieben größten Industrienationen deshalb auf Prinzipien für einen rechtlichen Rahmen, den die Staaten dafür setzen sollen. Er solle geprägt sein von rechtlicher Klarheit und Interoperabilität, außerdem sicherstellen, dass Diskriminierungen verhindert und keine Technologien bevorzugt werden.