Nach einem Jahr verlieren die digitalen Zertifikate der Corona-Impfung ihre Gültigkeit. Die gute Nachricht ist: Sie lassen sich mit ein paar einfachen Schritten verlängern. Die schlechte: Wie so oft sind die Details rund um die Erneuerung etwas verwirrend gestaltet. ZEIT ONLINE beantwortet die wichtigsten Fragen.  

Meine Corona-Warn-App sagt, mein Impfzertifikat laufe bald ab. Was nun?

Eins gleich vorweg: Die Meldung, dass Ihr Zertifikat bald abläuft, ist keine Aufforderung, dass Sie sich noch einmal impfen lassen müssen. Es geht nur darum, dass Sie das Zertifikat in Ihrer App einmal erneuern, damit Sie es bei Bedarf vorzeigen und scannen lassen können.

Ein digitales Impfzertifikat ist in Deutschland 365 Tage lang technisch gültig – egal ob Sie es in der Corona-Warn-App oder der CovPass-App abgelegt haben. 28 Tage bevor diese Gültigkeit ausläuft, bekommen Nutzerinnen und Nutzer der App eine entsprechende Mitteilung.

Wer eine solche Nachricht erhalten hat, kann in seiner App in dem betroffenen Zertifikat den Punkt "Zertifikate erneuern" auswählen, muss sein Einverständnis zu diesem Vorgang erklären und hat die Zertifikate damit erneuert (siehe Screenshot unten). Das sind nur wenige Klicks auf dem Smartphone. 

So funktioniert die Erneuerung der Zertifikate in der Corona-Warn-App. © Screenshot coronawarn.app

Nutzerinnen und Nutzer können die Zertifikate auch bis zu 90 Tage nach Ablauf der Zertifikate in der App erneuern. Technisch gesehen sind diese dann, Stand heute, wieder für 365 Tage gültig. 

Wenn Sie das Zertifikat erneuert haben, können Sie mit der App weiterhin den gleichen Impfstatus nachweisen wie zuvor. 

Weiterhin gilt aber auch: Wo immer ein Nachweis verlangt wird, können Sie Ihren Impfstatus auch ohne App und Smartphone mit dem gelben Impfheft oder einem Ausdruck Ihres Impfzertifikats inklusive QR-Code vorzeigen.  

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Welches digitale Zertifikat muss ich aktualisieren?

Nur das der zuletzt erhaltenen Impfung. Denn die Gültigkeit dieses Zertifikats ist entscheidend dafür, dass man über die App seinen Impfstatus digital nachweisen kann. 

Wer zum Beispiel im vergangenen Sommer zwei Impfungen bekommen hat und somit über eine Grundimmunisierung (2G) verfügt, den fordert die genutzte App jetzt auf, die Zertifikate zu erneuern. Vergisst der Nutzer das und sie laufen ab, kann er per App nicht mehr nachweisen, dass er diesen Impfstatus hat. Bis er sich eben um die Erneuerung des Zertifikats kümmert.

Anders ist das bei Menschen, die zum Beispiel im Januar eine Boosterimpfung erhalten haben: Ihr aktuellstes Zertifikat – das für die Boosterimpfung – läuft erst im Winter aus. 

Generell gilt: Wer von der App keine Aufforderung bekommt, dass er sein Zertifikat demnächst erneuern muss, kann sich zurücklehnen. Die Zertifikate sind weiterhin gültig, alles bleibt wie gehabt.

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Kann ich mein Genesenenzertifikat auch erneuern?

Ja. Nur: Wie sinnvoll das ist, hängt davon ab, ob eine Person ausschließlich genesen ist oder auch zusätzlich noch geimpft wurde. Hat man eine Corona-Infektion überstanden, hat sich aber niemals gegen Sars-CoV-2 impfen lassen, bringt es gar nichts, nach einem Jahr sein Genesenenzertifikat in einer App technisch zu erneuern. Denn damit allein erfüllt man keine Immunitätskriterien mehr: Genesenenzertifikate werden in Deutschland nur bis zu 90 Tage nach dem positiven Test anerkannt, um einen durch die Infektion erhaltenen Immunschutz nachzuweisen

Digitale Genesenenzertifikate zu verlängern, ergibt aber Sinn für Personen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben und zusätzlich auch geimpft sind: Wenn sich eine Person zum Beispiel vor oder nach Erhalt einer zweiten Impfung mit Corona infiziert und ein digitales Genesenenzertifikat in ihrer App hinterlegt hat, kann sie sich in Kombination damit als grundimmunisiert oder aufgefrischt ausweisen.

Inzwischen existieren viele unterschiedliche Kombinationen und Reihenfolgen für erhaltene Impfungen und Genesungen. Welche davon unter welchen Bedingungen in Deutschland als vollständiger oder aufgefrischter Impfschutz anerkannt werden, dröselt Paragraf 22a des Infektionsschutzgesetzes auf. 

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Das Impfzertifikat für meine Zweitimpfung läuft bald ab, aber ich sehe in der App keine Option, es zu erneuern. Wieso?

Keine Sorge: Wenn Sie in der App nicht zur Erneuerung der Zertifikate aufgefordert wurden, ändert sich für Sie erst mal gar nichts und Sie müssen nichts tun. 

Es ist richtig: Wenn Sie sich die Zertifikate in Ihrer App genauer ansehen, steht dort für die Zertifikate aller erhaltenen Impfungen ein Ablaufdatum – auch für die etwas weiter zurückliegenden Impfungen. Möglicherweise sehen Sie dort, dass eines dieser älteren Zertifikate demnächst ausläuft oder bereits ausgelaufen ist. Sie bekommen aber in der App keine Möglichkeit angeboten, es zu erneuern. 

Das könne aber zum Beispiel bei dreifach Geimpften ignoriert werden, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage – denn relevant sei ja immer nur, dass das Zertifikat der aktuellsten Impfung noch gültig sei. Heißt: Ältere Zertifikate können Sie überhaupt nicht aktualisieren und das ist auch so gewollt.

Warum aber informieren die Apps über das Auslaufdatum älterer Zertifikate? Und warum werden überhaupt noch die Zertifikate aller Impfungen angezeigt, wenn nur das neueste zählt? Es gehe darum, "die Vollständigkeit der Impfungen nachzuvollziehen", teilt das Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage mit. 

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Warum läuft mein Impfschutz überhaupt nach einem Jahr ab?

Achtung, das ist ein Missverständnis: Nach einem Jahr verlieren lediglich die digitalen Impfzertifikate ihre technische Gültigkeit und müssen mit ein paar Klicks erneuert werden.

Das sagt aber nichts darüber aus, wie vollständig Ihr Immunschutz aus medizinischer oder rechtlicher Sicht ist. In einer Handreichung zur Corona-Warn-App wird diese Dauer des anerkannten Impfschutzes etwas schwammig als "fachliche Gültigkeit" bezeichnet.  

Haben Sie zum Beispiel drei oder mehr Impfungen gegen Sars-CoV-2 erhalten, gilt Ihr Impfschutz nach deutschen Regeln derzeit ohne zeitliche Begrenzung, betont das Gesundheitsministerium. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn Ihr digitales Impfzertifikat technisch abgelaufen wäre. Dann könnten Sie diesen Impfstatus lediglich nicht mehr über ihre Smartphone-App vorweisen.

Grund für das Ablaufen der Zertifikate sei die IT-Sicherheit, schreiben die Macher der App in ihrem Blog. Das Bundesgesundheitsministerium erklärt auf Anfrage, dass die Europäische Union eine Begrenzung der technischen Gültigkeit der Signatur vorschreibe. Deutschland habe "aus verschiedenen Erwägungen" festgelegt, dass diese nach 365 Tagen auslaufe. 

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Wofür brauche ich überhaupt noch ein gültiges digitales Impfzertifikat?

Viele Menschen haben ihr digitales Impfzertifikat schon seit Monaten nicht mehr vorzeigen müssen, weil einkaufen, Restaurantbesuche und vieles andere wieder ohne einen Nachweis des Impfstatus möglich ist.

Zum Beispiel bei Reisen kann es aber noch passieren, dass ein Impfnachweis verlangt wird. Die meisten EU-Länder haben Beschränkungen aufgehoben und kontrollieren derzeit keine Impfzertifikate mehr bei der Einreise aus anderen Mitgliedsstaaten. In anderen Ländern gelten noch Einreisebeschränkungen. Wer also einen Sommerurlaub plant, sollte lieber auf Nummer sicher gehen und sich kurz vor Abreise über aktuell geltende Regeln im Zielland informieren.

Vor allem innerhalb der EU kann man das zum Beispiel über seine Corona-Warn-App erledigen: Unter dem Impfzertifikat kann man sich bei "Reisegültigkeit prüfen" anzeigen lassen, ob man aktuell die Einreisebestimmungen eines bestimmten Ziellandes erfüllt. Informationen findet man auch auf der Seite reopen.europe.eu. Allerdings wird hier stets darauf hingewiesen, dass die Aktualisierung der dortigen Angaben den jeweiligen Ländern obliege. Auch die Deutschen Botschaften im jeweiligen Reiseland können Angaben zu aktuell geltenden Corona-Maßnahmen und Einreiseregeln vor Ort machen.

Auch jenseits von Reisen könnte man digitale Impfzertifikate im Alltag irgendwann wieder brauchen. Schließlich hat sich schon mehrfach gezeigt, dass Corona gar nicht so vorbei ist, wie viele Menschen sich das ersehnen: Derzeit steigen die Infektionszahlen wieder, wie sich die Lage gen Herbst und Winter entwickeln wird, lässt sich noch nicht sagen. Man kann darum nicht ausschließen, dass in Zukunft wieder häufiger Impfnachweise kontrolliert werden. Wie, wo und in welchem Umfang das stattfinden wird, lässt sich derzeit aber noch nicht abschätzen.

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Ich habe mein Impfzertifikat nicht rechtzeitig verlängert. Und jetzt?

Ein Zertifikat, das vor mehr als 90 Tagen abgelaufen ist, können Sie nicht mehr innerhalb der App auffrischen. Wer seinen Impfstatus wieder auch mit einem digitalen Zertifikat vorlegen können will, muss sich an Apotheken wenden: Legen Sie dort Personalausweis und Impfpass vor, können Sie ein neues Zertifikat erhalten, erklärt das Bundesgesundheitsministerium. Auch "manche Ärzte" hätten die Möglichkeit, Zertifikate auszustellen. 

Problemlos sollte das funktionieren, wenn Sie Ihre Impfung in Deutschland erhalten haben. Wurden Sie im Ausland geimpft, muss für die Ausstellung eines neuen Zertifikats die Impfung nicht nur mit einem von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) zugelassenen Impfstoff erfolgt, es müssen auch noch andere Kriterien wie eine Krankenversicherung oder der Wohnort in Deutschland erfüllt sein.

Das Ministerium verweist auch auf die Notwendigkeit, die Impfungen so nachzuweisen, dass das Ausstellen unrichtiger digitaler Impfzertifikate vermieden werden könne. Gemeint sein dürfte hier die Gefahr, dass sich Menschen mit gefälschten Impfpässen oder anderen Tricksereien ein Impfzertifikat erschleichen, obwohl sie gar nicht geimpft sind.

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Ich kann mein Zertifikat nicht in der App erneuern. Warum?

Die einfachste Erklärung könnte sein: Das Zertifikat ist noch länger als 28 Tage gültig beziehungsweise in der App ist noch ein weiteres Zertifikat einer Impfung hinterlegt, die weniger lange zurückliegt und noch gültig ist (siehe oben).

Es kann aber auch noch andere Gründe geben. Zertifikate, die seit mehr als 90 Tagen abgelaufen sind, können nicht mehr in der App erneuert werden (siehe oben).

Digitale Zertifikate können außerdem nicht beliebig oft erneuert werden: In der Corona-Warn-App und in der CovPass-App können sie nur dreimal neu ausgestellt werden.

Mögliche weitere Fehlerquelle: Wer auf seinem Smartphone keine ausreichend aktuelle Version der genutzten App laufen hat, kann digitale Zertifikate dort nicht erneuern. In der Corona-Warn-App braucht es dafür mindestens Version 2.23, in der CovPass-App mindestens Version 1.26. 

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Ich habe versehentlich mein aktuelles Zertifikat gelöscht. Was nun?

Ein gelöschtes Zertifikat bleibt erst einmal im Papierkorb und wird erst nach 30 Tagen gelöscht – wenn Sie es dort nicht wiederhergestellt oder endgültig entfernt haben.

Bedeutet: Haben Sie Ihr Zertifikat versehentlich gelöscht, scrollen Sie im Reiter "Status" der Corona-Warn-App ganz nach unten bis zum Papierkorb, tippen darin das Zertifikat an und wählen die Option "wiederherstellen".

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Meine letzte Impfung liegt noch kein Jahr zurück, trotzdem soll ich laut meiner App mein Zertifikat erneuern. Warum?

Das Robert Koch-Institut beschreibt einige Fälle, in denen das passieren kann: Zweite Impfungen nach einer Erstimpfung mit Johnson & Johnson oder nach einer Genesung werden seit Februar dieses Jahres anders nummeriert, darum kann eine Erneuerung des digitalen Zertifikats nötig sein.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass Zertifikate in der CovPass-App bis zu fünfmal neu ausgestellt werden können. Das hat das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage mitgeteilt, diese Angabe aber auf Nachfrage korrigiert. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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