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Neue Studie Warum viele junge Frauen Vorbehalte gegen MINT-Berufe haben

Klingt interessant, machen wir aber trotzdem nicht: So blicken viele junge Frauen auf Ausbildung oder Studium in Mathe, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften. Eine neue Studie zeigt, woran das liegt.
Auszubildende Industrieelektrikerin (in Remscheid): »Gendersensibler Unterricht, der Mädchen und Jungen gleichermaßen anspricht«

Auszubildende Industrieelektrikerin (in Remscheid): »Gendersensibler Unterricht, der Mädchen und Jungen gleichermaßen anspricht«

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Rupert Oberhauser / imago images

Grundsätzliches Interesse haben sie schon, aber wenn es um eine Bewerbung für einen Studien- oder Ausbildungsplatz geht, dann winken sie doch lieber ab: Junge Frauen haben häufig Vorbehalte gegen einen MINT-Bildungsweg. 40 Prozent fürchten Schwierigkeiten und Überforderung in der Ausbildung – dabei sagen 70 Prozent, sie hätten persönliches Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik.

Die Zahlen stammen aus der Studie »MINT-Bildung. Was junge Frauen darüber denken« , die am Dienstag von der Internationalen Hochschule (IU) in Erfurt veröffentlicht wurde. »Frauen entscheiden sich seltener als Männer für MINT-Studienfächer oder -Ausbildungen«, sagt Alexandra Wuttig, Kanzlerin der IU. Um dagegen anzugehen, müsse man früh in der Schule ansetzen, »etwa durch gendersensiblen Unterricht, der Mädchen und Jungen gleichermaßen anspricht«.

Darüber hinaus aber brauche die Gesellschaft dringend mehr weibliche Vorbilder aus MINT-Berufsfeldern, sagt Wuttig: »Denn Vorbilder im direkten Lebensumfeld, wie Lehrerinnen und Familienmitglieder, aber auch aus der Wirtschaft, haben großen Einfluss auf die spätere Studien- und Berufswahl.« Genau die aber fehlen laut der Studie: Nur wenige der Befragten haben den Ergebnissen zufolge Freundinnen oder weibliche Verwandte, die in technischen Berufen arbeiten. Und über ein Drittel kennt niemanden, der beruflich mit MINT zu tun hat.

Die Studie

Die Studie »MINT-Bildung. Was junge Frauen darüber denken« wurde von der Internationalen Hochschule (IU) in Erfurt erstellt. Sie ist Teil eines größeren Forschungsprojekts und der Kampagne »Women in Tech«, mit der die IU Schülerinnen für MINT-Berufe interessieren will.

Weitere Ergebnisse der Untersuchung:

  • Viele Befragte äußerten die Sorge, dass ihnen in der Schule keine ausreichenden Fähigkeiten vermittelt wurden, um eine MINT-Ausbildung oder ein entsprechendes Studium bewältigen zu können. Für ein Technikstudium fühlten sich nur 14 Prozent der Schülerinnen gerüstet, für Informatik 16,2 Prozent. In Mathematik sind es immerhin 25,2 Prozent, in Biologie fühlten sich 41,2 Prozent vorbereitet.

  • Der Aussage »In der Schule finde ich die MINT-Fächer oft trocken und langweilig« stimmen 44,9 Prozent der jungen Frauen zu, 34,8 Prozent finden die Fächerinhalte »zu kompliziert«. Und 42,4 Prozent sehen einen großen Teil der Verantwortung bei den Lehrkräften: Die Befragten sagen, dass die Lehrerinnen und Lehrer MINT-Inhalte langweilig vermitteln.

  • Fast ein Viertel der befragten Schülerinnen (24,3 Prozent) gab außerdem an, dass ein MINT-Studium für sie wohl zu teuer wäre. Sie fürchten, wegen der hohen Belastung keinem Nebenjob nachgehen zu können.

Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen, in den Schulen die Orientierungsangebote für die Berufs- und Studienwahl deutlich auszubauen. Als besonders hilfreich bei der eigenen Orientierung empfanden die befragten Schülerinnen Praktika (65 Prozent) sowie Gespräche im Freundeskreis, der Familie oder mit Mentorinnen und Mentoren (62,3 Prozent). »Infoveranstaltungen wie Jobmessen, Girls’ Day oder Thementage landeten mit 45 Prozent auf Platz drei«, heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse, »ähnlich populär sind mit 43,5 Prozent digitale Infokanäle – vor allem Instagram, Facebook, TikTok – und firmeneigene Webseiten.«

him