Regierung will IT-Sicherheitsforschung ausbauen

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hat in Berlin den weiteren Ausbau der IT-Sicherheitsforschung angekündigt, unter anderem mit einem Forschungsprogramm für sichere Quantenkommunikation.

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Regierung will IT-Sicherheitsforschung ausbauen

Johanna Wanka in Berlin

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hat auf der Berliner Konferenz Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt eine verstärke Forschung in Sachen Cybersicherheit angekündigt. Neben neuen Forschungsmitteln für die sichere Quantenkommunikation sollen verstärkt Start-Ups gefördert werden, die IT-Sicherheit vermarkten. Dafür sollen die drei Sicherheitscluster CISPA (Saarbrücken), CRISP (Darmstadt) und KASTEL enger zusammenarbeiten und gemeinsam Businesspläne entwickeln.

Ministerin Wanka betonte die Bedeutung der Forschung für Cybersicherheit. Nur eine "Forschung auf Augenhöhe" könne gewährleisten, dass Deutsche sicher im Netz sind. Neben dem IT-Sicherheitsgesetz mit seiner Schadens-Meldepflicht für viele Unternehmen und der im November vorgestellten Cybersicherheitsstrategie der Bundesregierung sei die Forschung der dritte Pfeiler, auf dem die Cybersicherheit Deutschlands ruht. Sie sei bestens in der Lage, die "digitale Souveranität" des Landes zu stärken. Wichtig sei dabei das Zusammenwirken von Forschung, Wirtschaft und Strafverfolgern, wie es bei der Abschaltung des Zeus-Botnetzes funktioniert habe.

Neben der IT-Sicherheitsforschung müsse es darum gehen, "IT-Sicherheit in die Breite zu tragen". Als herausragendes Beispiel nannte Wanka die Einrichtung von "Lernlaboren" wie dem gerade eröffneten Lernlabor Cybersicherheit in Görlitz. Wanka kündigte die Eröffnung von weiteren fünf Lernlaboren an, in denen sich Vertreter kleinerer Firmen über IT-Sicherheitsthemen informieren können.

Die IT-Sicherheitsforscher überreichten Wanka ein Positionspapier zur Cybersicherheit. Darin warnen sie im Lichte der neuen politischen Entwicklung vor den Folgen der "Entglobalisierung" für die Cybersicherheit und skizzieren die Hauptlinien künftiger IT-Forschung. Dabei geht es unter anderem um die "digitale Souveränität" Deutschlands als strategisches Ziel jeder Sicherheitsforschung. Aktuelle Entwicklungen wie die Entscheidungen des US-Präsidenten Trump oder die britischen Bestrebungen zum Brexit ließen die Vermutung zu, dass der Protektionismus in der Welt erstarke. Daher sei es umso dringlicher, dass Deutschland technisch unabhängig ausgestellt sei.

Auch sprechen sich die Forscher dafür aus, verbindliche Mindeststandards und eine Produkthaftung einzuführen, die wirklich greifen kann, und die Cybersicherheitsinfrastruktur auszubauen. Außerdem sollten die Bürger- und Grundrechte gegen Überwachungstechnik aller Art gestärkt werden. "In allen staatlich geförderten Vorhaben sollte der Schutz der Grundrechte aller Bürger – in Deutschland wie im Ausland – Vorrang haben vor dem Wunsch, datenbasierte Geschäftsmodelle oder die Überwachung von Verdächtigen zu vereinfachen."

Die Forscher lehnen ihren "Innovationsrahmen für Cybersicherheit" an die "Cyber Grand Challenges" der DARPA in den USA an. Forschungsbudgets müssten bei aktuellen Bedrohungen schnell umgeschichtet werden können und alle regulatorischen Vorgaben, die nationale Lösungen erzwingen und damit die internationale Vermarktung behinderten, müssten abgebaut oder angepasst werden. Insgesamt müsse Deutschland, das zehnmal mehr Einwohner als Israel habe, mindestens mit Israel gleichziehen. Dieses Land habe laut einer Studie von Cybersecurity Ventures 25 IT-Sicherheitsfirmen unter den Top 500, Deutschland nur 11, davon keine unter den Top 100, während Israel dort 8 platziert hat. (anw)