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Wie geht es jetzt weiter mit den beiden Bitcoin-Währungen?

von Dominik Schönleben
Es gibt die Kryptowährung Bitcoin jetzt zweimal. Das neue Bitcoin Cash will eine bessere und schnellere Variante des digitalen Geldes sein. Aber hat sie wirklich eine Chance gegen das etablierte Original?

Bitcoin hatte über die Jahre viele Nachahmer. Die sollten stets die Währung besser machen oder ihr neue Features hinzufügen. Doch abgesehen von der Währung Ethereum blieben die meisten von ihnen obskure Projekte. Das könnte sich jetzt durch Bitcoin Cash ändern – dem vielleicht ersten echten Konkurrenten für Bitcoin. 

Am Dienstag um Punkt 14:20 Uhr sollte sich Bitcoin Cash von Bitcoin abspalten. Dessen Geburtsstunde sozusagen. Ein Teil der Mitglieder des Netzwerkes wollte zu diesem Zeitpunkt den eigenen Bitcoin-Code umstellen und plötzlich nach anderen Regeln spielen. Die Folge: Die Währung zerfällt zu zwei Devisen. Die neue Kryptowährung, Bitcoin Cash, war mit viel Hype beschrieben und von Anlegern erwartet worden.

Warum kam es überhaupt zur Spaltung? Weil die Währung Bitcoin seit über einem Jahr ein Problem hat: Jede Seite im Kassenbuch, die sogenannten Blocks, kann nur maximal einen Megabyte groß sein. Das beschränkt, wie viele Transaktionen pro Sekunde durchgeführt werden können. Drei um genau zu sein.

Ein Problem für den Fall, dass Bitcoin ein internationales Zahlungsmittel werden soll. Die Folge der kleinen Blocks: Ständig ist der Markt überlastet, Überweisungen dauern zum Teil Stunden und das bei steigenden Transaktionsgebühren. Die einfache Lösung: Ein größeres Kassenbuch.

Alle Versuche, das reguläre Bitcoin auf solch ein neues Kassenbuch umzustellen, waren bisher gescheitert. Nur wenn es eine deutliche Mehrheit gibt, kann der Code gefahrlos umgestellt werden. Blockiert wurde die von einem Teil der Community, den sogenannten Minern.

Die Miner sind dafür verantwortlich, dass Transaktionen überhaupt erst durchgeführt werden können. Dafür erhalten sie von den anderen Teilnehmern Gebühren. Verstopft das Netz, bekommt derjenige Vortritt, der am meisten bezahlt. Die Miner profitieren also davon, wenn es Engpässe im Netz gibt.

Eine Umstellung auf ein neues Bitcoin-System ohne Staus hätte also deren zusätzliche Einnahmequelle zerstört. Radikale Änderungen waren nicht mehrheitsfähig.

Schlussendlich gab es einen Kompromiss namens SegWit2x, ein Update für das erste Bitcoin. Über das wurden sich schnell die meisten Nutzer des Netzwerks einig. Noch ist das nicht vollständig umgesetzt. Aber bisher sieht alles so aus, als ob die Änderung problemlos stattfindet.

Die Größe der Seiten im Kassenbuch wird sich durch SegWit2x immerhin verdoppeln. Für digitales Geld, das VISA Konkurrenz machen soll, ist es aber immer noch lächerlich klein. VISA führt bis zu 10.000 Transaktionen pro Sekunde durch. Selbst mit diesem Update bleibt die Zahl bei Bitcoin maximal zweistellig.

Einige Bitcoin-Nutzer wollten mehr als nur diesen Kompromiss: Sie hatten genug von dem ewigen Streit mit den Minern, die nur so viele Änderungen machen wollten, wie eben unbedingt nötig, damit das System nicht zusammenbricht. Sie kündigten an, sich mit Bitcoin Cash abzuspalten. Um die Probleme von Bitcoin hinter sich zu lassen.

Ihre radikale Lösung namens Bitcoin Cash mussten sie ohne Mehrheit durchziehen. Die Spaltung war also so gut wie sicher. Denn jedes Mal wenn der Code verändert wird, aber nicht alle mitmachen, tritt die nämlich ein. So kann es zwei oder mehr konkurrierende Bitcoin-Währungen geben. Das Geld derjenigen, die dabei zur Minderheit gehören, will dann jedoch niemand mehr kaufen. Es wird also wertlos.

Bitcoin Cash versucht deshalb etwas Besonderes: Anstatt sich nur abzuspalten, erschuf es quasi eine Kopie von Bitcoin. Das Resultat waren zwei komplett identische Währungen – der einzige Unterschied ist die Größe der Kassenbücher. Es wurde quasi Geld aus dem Nichts erschaffen für alle, die bereits Bitcoins hatten. Jeder Bitcoin-Nutzer besitzt seit Dienstag auch dieselbe Menge Bitcoin Cash. Und muss sich demnach entscheiden: Was von beidem ist das echte Bitcoin? Welches digitale Geld ist jetzt noch etwas wert?

Genau hier liegt noch immer die Gefahr für Bitcoin. Setzt sich Bitcoin Cash als Zahlungsmittel durch, könnten Bitcoins auf lange Sicht wertlos werden. Nicht umsonst sank der Kurs von Bitcoin um etwa vier Prozent, als klar wurde, dass die Spaltung tatsächlich stattfindet. Und die Argumente von Bitcoin Cash sind gut: Mit seinem acht Megabyte großen Kassenbuch wird es wohl für eine lange Zeit keine Staus mehr geben.

Andererseits: Wenn sofort alle Menschen, die plötzlich in den Besitz von Bitcoin Cash gekommen sind, verkaufen, weil sie das Geld einfach nur loswerden wollen, um ein paar kostenlose Euro dabei zu machen – dann könnte die neue Währung schon wenige Sekunden nach ihrer Genese null Euro wert sein und in sich zusammenbrechen.

Statt dieser beiden Extremszenarios tritt gerade ein Zwischenzustand ein: Die beiden Währungen fangen an zu koexistieren. Auch wenn der Kurs von Bitcoin Cash (390 Euro) derzeit weit unter dem von Bitcoin (2300 Euro) liegt. Die Tendenz für Bitcoin Cash zeigt dabei nach oben. Derzeit war die Spaltung also für alle Bitcoin-Anleger ein Gewinn. Es sieht so aus, als ob durch den Bruch mit dem Original eine legitime Bitcoin-Alternative entstanden ist. Ähnlich wie Ethereum oder Dogecoin.

Die Bitcoin-Gemeinschaft wird vermutlich in knapp einem Jahr wieder darüber diskutieren, ob der Block vergrößert werden muss. Denn das Volumen der Transaktionen steigt stetig an. Um dieses Problem müssen sich Unterstützer von Bitcoin Cash nicht kümmern. Die können weiter daran arbeiten, ihre Währung zu einem internationalen Zahlungsmittel auszubauen. Das, wenn die Blockgröße stetig erhöht wird, auch bei steigender Teilnehmerzahl innerhalb von Sekunden anstatt Stunden Überweisungen durchführt.

Bitcoin Cash hat dabei einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Nischen-Alternativen: Die Marke Bitcoin im Namen. Die könnte die nötige Aufmerksamkeit geben, damit es sich durchsetzt und vielleicht irgendwann sogar erfolgreicher als das Original wird.

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