Digitalisierung : Wo Computer die meisten Stellen überflüssig machen könnten
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Die Automatisierung schreitet in bestimmten Berufen besonders schnell voran. Hier ein Roboterarm aus einer vollautomatisierten Modellfabrik an der Uni Kassel. Bild: Picture-Alliance
Viele Menschen haben Angst davor, dass Roboter ihnen in Zukunft die Stellen wegnehmen könnten. Forscher haben jetzt ausgerechnet, in welchen Bundesländern das wahrscheinlich häufiger passieren wird als anderswo.
Werden wir demnächst zunehmend durch Roboter, Computer und Algorithmen ersetzt, die dann unsere Arbeit machen? Kommt drauf an, sagen Arbeitsmarktforscher. Zum Beispiel darauf, wie kreativ unsere Tätigkeit ist. Weil die Ersetzbarkeit einzelner Stellen höchst unterschiedlich ist, ist auch die Verteilung der gefährdeten Jobs in Deutschland unterschiedlich. Wie sehr sie auseinanderklafft, hat jetzt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung untersucht und herausgefunden: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in einem Beruf arbeiten, in dem mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten schon heute von Computern oder computergesteuerten Maschinen erledigt werden könnten, unterscheidet sich deutlich und liegt zwischen 15 Prozent in Berlin und 30 Prozent im Saarland.
Die IAB-Forscherinnen Katharina Dengler, Britta Matthes und Gabriele Wydra-Somaggio, die Autorinnen der entsprechenden Studie sind, sagen: Die großen Unterschiede sind vor allem auf die unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen in den Bundesländern zurückzuführen. Je größer die Bedeutung beispielsweise des verarbeitenden Gewerbes in einem Bundesland, desto mehr Beschäftigungsverhältnisse gebe es, die zum Großteil von Computern oder Robotern übernommen werden können.
Im Durchschnitt liegt der Anteil der Stellen, die leicht ersetzt werden könnten in Deutschland bei 25 Prozent, im Saarland aber bei 30 Prozent und in Thüringen bei 29 Prozent. In Großstädten, in denen die Wirtschaft stark auf Dienstleistungen beruht, ist der Anteil dagegen deutlich geringer. So liegt das so genannte Substituierbarkeitspotenzial in Berlin bei 15 und in Hamburg bei 18 Prozent.
Die Unterschiede liegen aber nicht nur in der Branchenstruktur begründet. Auch die Frage, welche Berufe genau die Menschen in einer Branche ausüben, ist den Forschern zufolge wichtig. So sind im Saarland 64 Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial tätig, in Bayern 51 Prozent, in Hamburg nur 41 Prozent. Das liege vor allem daran, dass das verarbeitende Gewerbe im Saarland maßgeblich von der Fertigung geprägt ist, während in anderen Bundesländern die Forschung und Entwicklung sowie die Produktionsplanung eine größere Bedeutung haben.
Wenn man die Studie mit einer Vorgängerstudie aus dem Jahr 2016 vergleicht, sieht man: Durch den Fortschritt sind zwar mittlerweile noch mehr Berufe davon gefährdet, durch schlaue Programme überflüssig zu werden. Es hat sich aber kaum etwas daran geändert, wie sich diese Berufe in Deutschland über die verschiedenen Bundesländer verteilen.
Wichtig ist auch: Die Studie beschreibt nur, welcher Anteil an Beschäftigten in der Theorie ersetzbar wäre, nicht aber, ob diese Beschäftigten tatsächlich je von Maschinen ersetzt werden. Das hängt dem IAB zufolge nämlich von vielen weiteren Faktoren ab: Wenn menschliche Arbeit beispielsweise günstiger oder flexibler sei oder qualitativ bessere Ergebnisse bringe, dann werde sie eher nicht substituiert, auch wenn es rein technisch gesehen möglich wäre, schreiben die Forscher.