Digitalisierungs-Kommentar :
Hilflosigkeit und Handlungsdruck

Fridtjof Küchemann
Ein Kommentar von Fridtjof Küchemann
Lesezeit: 3 Min.
Die Debatte um das Lesen und die Digitalisierung leidet unter ihrer Polarisierung. Was auf dem Spiel steht, wenn wir die Fähigkeit zum vertieften Lesen verlieren, fehlt ihr insgesamt.

„Es kam mir so vor, als sei ich selbst, wovon das Buch handelte.“ Es ist ein Leseeindruck, mit in den Schlaf genommen, den Marcel Proust zu Beginn seiner „Suche nach der verlorenen Zeit“ schildert. Sich in einem Buch zu verlieren, mit ihm, in ihm zu leben für die Zeit der Lektüre: Das gehört zu den großen beglückenden Erfahrungen des Lesens, zu Erfahrungen, die, wie Leseforscher warnen, durch den digitalen Wandel auf dem Spiel stehen. Je nach Fokus sehen sie wachsende Schwierigkeiten, uns einen Teil unseres kulturellen Schatzes, den der Literatur, zu erschließen, oder allgemein eine Gefährdung vertiefter Auseinandersetzung bis hinein in die politische Willensbildung: Wer sich leicht ablenken lässt oder Texte nur noch überfliegt, wird weder beschriebene Figuren in sich zum Leben erwecken noch den Abwägungen einer differenzierten Darstellung nachgehen können.

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