Eindämmung von Fake News :
Youtube verändert seinen Algorithmus

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Auch Verschwörungstheoretiker tummeln sich auf Youtube.
Youtube ist oft dafür gescholten worden, dass auf der Plattform seriöse Nachrichten manchmal direkt neben Verschwörungstheorien stehen. Nun will das Videoportal gegensteuern.

Die erfolgreichsten Youtuber erreichen ein Millionenpublikum und sind politisch durchaus einflussreich. Das zeigte sich in der Debatte um die EU-Reform des Urheberrechts, den Interviews mit der Kanzlerin im Wahlkampf 2017 – und auch darin, dass neben vielen Politikern auch Youtuber von dem Hackerangriff Anfang Januar, bei dem persönliche Informationen zahlreicher Prominenter ins Internet gestellt wurden, betroffen waren.

Auf Youtube spielt sich aber auch viel jenseits der öffentlichen Wahrnehmung ab. Verschwörungstheorien und gefälschte Nachrichten finden ein großes Publikum. Deshalb hat das Mutterunternehmen Google jetzt angekündigt, den Youtube-Algorithmus für Videoempfehlungen zu verändern. „Wir werden anfangen, die Empfehlungen für grenzwertige Inhalte zu reduzieren“, heißt es im offiziellen Blog der Plattform. Dazu zählt Youtube Inhalte, die zur Desinformation beitragen – seien es angebliche Wunderheilungen, Videos, denen zufolge die Erde flach ist, oder andere „offensichtlich falsche Behauptungen über historische Geschehnisse“ wie die Terroranschläge vom 11. September 2001.

Algorithmus wird werten

Schauen Nutzer auf Youtube Videos, werden ihnen automatisch weitere Videos empfohlen. Einige dieser Videos starten nach dem Ende des vorhergegangenen Videos automatisch. Ein Algorithmus sucht diese aus, basierend beispielsweise auf den Videos, die der Nutzer bisher angeschaut hat.

Nimmt dieser Algorithmus keine Wertung der Inhalte vor, können Verschwörungstheorien gleichberechtigt neben seriösen Nachrichten erscheinen. Je häufiger ein Nutzer sich entsprechende Inhalte anschaut, desto tiefer kann er in die Welt der Verschwörungstheorien abtauchen, weil ihm keine anderen Nachrichten mehr präsentiert werden.

Ein Youtube-Sprecher betont gegenüber der FAZ.NET, dass dieser veränderte Algorithmus nicht bedeute, dass die fragwürdigen Videos in Zukunft gelöscht werden. Die Videos seien nach wie vor verfügbar, solange sie den Richtlinien des Unternehmens entsprächen. Youtube bleibe eine Plattform der freien Meinungsäußerungen, und eine große Bandbreite verschiedener Perspektiven sei auf der Seite willkommen. Zunächst würden die Änderungen ausschließlich amerikanische Nutzer betreffen, langfristig plane das Unternehmen aber, die Veränderungen des Algorithmus auch in anderen Ländern einzuführen.

Facebook: Es geht darum, <em>wie </em>wir reguliert werden

Im November 2018 hatte der Facebook-Chef Mark Zuckerberg ähnliche Maßnahmen angekündigt. Auch da hieß es, man wolle grenzwertige Inhalte eindämmen, auch wenn diese nicht gegen die freie Meinungsäußerung und die Richtlinien der Plattform verstießen.

Das war weithin als vorbeugende Maßnahme interpretiert worden, um einer strengeren staatlichen Regulierung zuvorzukommen. Der neue Facebook-Cheflobbyist und ehemalige britische Vizepremier Nick Clegg sagte nun am Montag in Brüssel, es gehe nicht mehr darum, ob die sozialen Netzwerke stärker reguliert werden sollten, sondern nur noch darum, wie diese Regulierung aussehen sollte.