Comic:Was künstliche Intelligenz ist

Mal ist KI Heilsbringer gegen alle Probleme, mal ist sie für den Niedergang der Menschheit verantwortlich. Der Comic "We need to talk, AI" macht die Technologie verständlich - ohne Hype oder Angstmache.

Von Mirjam Hauck

5 Bilder

we need to talk ai

Quelle: Julia Schneider/ Lena Kadriye Ziyal

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Was ist eigentlich künstliche Intelligenz (KI)? Die einen fürchten, dass wegen ihr bald kein Mensch mehr im Schach oder im Go-Spiel gewinnen kann, Autos autonom fahren, kurz: Dass intelligente Maschinen zu unschlagbaren Experten auf verschiedenen Gebieten heranreifen. Für andere ist sie die große Jobvernichtungsmaschine, die den Menschen überflüssig macht, ihm kognitiv überlegen sein wird und ihn so am Ende seiner Entscheidungsgewalt beraubt.

Mit ihrem Comic-Essay "We need to talk, AI" wollen die Daten-Wissenschaftlerin und promovierte Volkswirtin Julia Schneider, und die Berliner Grafikerin Lena Kadriye Ziyal einen wissenschaftlich fundierten, zugleich humorvollen und niedrigschwellligen Zugang zum Thema schaffen, jenseits von "Hype und Angstmache", wie sie es formulieren.

Auf 56 Seiten, in je sechs Bildtafeln in Schwarz-Weiß, versuchen die Autorinnen zu beantworten, was KI ist, und welche Chancen und Gefahren von ihr ausgehen. Sie erklären die Unterschiede zwischen den Spielarten Machine Learning und Deep Learning und diskutieren KI-relevante Konzepte wie Big Data, Datenkapitalismus und Diskriminierung.

Spannend im Comic sind die vielen, manchmal versteckten Querverweise. So erkennt der geschulte Blick auf dem ersten Bild eine Anspielung auf die mechanische Maus des Mathematikers und Begründers der Informationstheorie, Claude Shannon. In ihren Schaltkreisen hatte sie bereits ein "Gedächtnis" und konnte sich so in einem Labyrinth orientieren.

ai comic

Quelle: Julia Schneider/ Lena Kadrye Ziyal

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"Wir wollen, dass sich möglichst viele Menschen mit künstlicher Intelligenz beschäftigen und nicht nur diejenigen, die schon meinen, dass sie sich damit auskennen. Also der Typ männlicher Ingenieur", sagt Julia Schneider. "Gerade Comics eignen sich dafür sehr gut", ergänzt Lena Kadriye Ziyal. Zwischen Bild und Text ergebe sich so ein Dialog. Man könne spannend und assoziativ erzählen, ohne einem Anspruch auf Vollständigkeit genügen zu müssen.

Schneider und Ziyal versuchen in ihrem im Eigenverlag herausgebrachten Comic-Essay die Fragen zu beantworten: In welcher Welt wollen wir leben? Wie muss Technik weiterentwickelt werden, damit sie uns hilft? Und wie sieht die ideale AI aus? Dafür versuchen die Autorinnen, Mythen zu entzaubern und in einfachen Bildern zu erklären, was die Voraussetzungen für künstliche Intelligenz und was überhaupt Algorithmen sind. Mit dem Bild einer russischen Matroschka zeigen sie zum Beispiel das Verhältnis von KI zu Machine Learning und Deep Learning auf. Sie geben Beispiele, wo diese Verfahren bereits eingesetzt werden, sei es in Routenplanern oder den Filmvorschlägen von Videostreaming-Diensten.

we need to talk ai

Quelle: Julia Schneider/ Lena Kadriye Ziyal

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Aber auch die Gefahren von künstlicher Intelligenz, die Angst vor einem Überwachungsstaat, wie er in China teilweise schon Realität ist, stellt der Comic eindrucksvoll und nachvollziehbar dar. Ob Gesichtserkennung oder die Analyse von Bewegungsdaten: Künstliche Intelligenz macht den Menschen in vielerlei Hinsicht durchschaubar.

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Quelle: Julia Schneider/ Lena Kadriye Ziyal

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Den Autorinnen geht es aber nicht darum, einen Untergangsstimmung angesichts der derzeitigen Weiterentwicklung von KI zu beschwören. Die Chancen und Vorteile stellen sie ebenso dar. Komfort und Bequemlichkeit, die der technische Fortschritt bringen wird, ilustrieren sie charmant mit einem Faultier. Schneider schreibt: "KI verspricht uns eine Welt voller personalisierter Angebote, die günstiger, schneller und ohne menschliche Fehler auskommen."

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Quelle: Julia Schneider/ Lena Kadriye Ziyal

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Zur Zeit gibt es den Comic nur auf Englisch, die Autorinnen wollen ihn auch auf Deutsch herausbringen. Damit jeder den Comic lesen und weiterbreiten kann, haben sie ihn unter einer Creative-Commons-Lizenz herausgebracht. So lässt sich "We need to talk, AI" gratis im Netz als PDF herunterladen. Die Printversion ist für 11,99 Euro per Epubli erhältlich.

© SZ.de/mri/cva/jab
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