GI-Radar 264: High-Tech Women in Science and Technology

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

mit freier Software online unterrichten – kann das gehen? Darüber berichten wir unter anderem in den Kurzmitteilungen. Im Thema im Fokus berichten wir über den Workshop „High-Tech Women 2020“ in Darmstadt. Einen sehenswerten TV-Beitrag über Konrad Zuse verlinken wir in den GI-Mitteilungen. Den Abschluss bildet wie immer UNSER FUNDSTÜCK.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe!

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Corona verwirrt KI + Homeschooling und Datenschutz + Corona-App in China + IT-Sicherheitsgesetz und BSI + Online-Studium gefährdet Hochschulen + Empower. Encourage. Enter networks + Vertrauenswürdige Kommunikation + GI-Junior-Fellow werden + Jugendwettbewerb Informatik: Rekordbeteiligung + neues Informatik Spektrum + Käserei und Computer auf dem Land + CAPS LOCK

KURZMITTEILUNGEN

Corona verwirrt KI (SZ). Bislang wussten die großen Onlinedienstleister immer ziemlich gut, was ihre Kundinnen und Kunden wollten. Über Wahrscheinlichkeiten und vergangenes Bestellverhalten ließ sich vergleichsweise präzise erahnen, was als nächste Bestellung kommen könnte. Als im Februar Menschen auf einmal nach Schutzmasken und Desinfektionsmittel suchten statt nach Computerspielen, gerieten die Algorithmen aus dem Tritt.  weiterlesen*

Homeschooling und Datenschutz: ein kleines Dorf in Gallien (ZEIT). Ein Großteil der Büroarbeit ist ins häusliche Umfeld verlegt, Unterricht und Vorlesungen finden online statt – die meistgenutzten Werkzeuge sind derzeit Videokonferenzsysteme. Ein Großteil der Schulen konzentriert sich dabei auf die etablierten Anbieter, auch wenn diese häufig in puncto Datenschutz kritisch gesehen werden. In Berlin erprobt nun eine Schule die freie Software BigBlueButton, die auf Unterricht spezialisiert ist.  weiterlesen*

Sorge in China: Einmal Corona-App, immer Corona-App? (taz) Während in asiatischen Ländern die Überwachung des Einzelnen zugunsten der Gesellschaft eher akzeptiert ist als beispielsweise in Deutschland, wächst nun auch in China die Sorge, dass die Corona-App – einmal eingeführt – zum obligatorischen Dauerzustand werden könnte.  weiterlesen

IT-Sicherheitsgesetz und das BSI: wie geht das? (Deutschlandfunk) Der Entwurf des IT-Sicherheitsgesetzes liegt vor. Unter anderem ist darin vorgesehen, das BSI massiv zu stärken und auszubauen. Hier entzündet sich eine Kritik daran, dass das BSI als nachgeordnete Behörde des Innenministeriums auf der einen Seite die Sicherheit unter anderem der Bürgerinnen und Bürger garantieren soll – auf der anderen Seite aber über erhebliche Überwachungsmöglichkeiten verfügt.  weiterlesen

Online-Studium gefährdet Hochschulen (FAZ). Während die Hochschulen in Deutschland zum größten Teil in der komfortablen Lage sind, sich auch unabhängig von der Zahl der Studierenden zu finanzieren, leiden unter anderem renommierte Hochschulen im Ausland unter ausbleibenden Studierenden. Die Diskussion um die Ausweitung der Online-Lehre auch nach der Corona-Epidemie könnte Hochschulen die Existenz kosten.  weiterlesen

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THEMA IM FOKUS

Empower. Encourage. Enter networks. Unter diesem Motto fand Anfang März – noch als Präsenzveranstaltung – die erste Ausgabe der Veranstaltung „High-Tech Women in Science and Technology“ an der Technischen Universität Darmstadt statt – mitgegründet und -organisiert von GI-Junior-Fellow Juliane Krämer. Mit mehr als 170 Anmeldungen, darunter viele von GI-Mitgliedern, wurden alle Erwartungen an die Anzahl von Teilnehmenden übertroffen.

Bei der eintägigen Veranstaltung „High-Tech Women“ erwarteten die Gäste Vorträge renommierter Rednerinnen aus der ganzen Welt. Erfolgreiche Frauen aus verschiedenen Technologie-Bereichen, vor allem Informatik-Disziplinen von Cybersicherheit bis hin zu Künstlicher Intelligenz, präsentierten ihre Ideen und ihren Weg an die Spitze. Die Sprecherinnen berichteten von ihren Laufbahnen und Erfahrungen und bestärkten junge Talente darin, ihre eigenen Ziele zu erreichen und eine Karriere in MINT-Bereichen (weiter) zu verfolgen. Juliane Krämer: „Leider erleben viele Schülerinnen in Deutschland die MINT-Fächer und insbesondere die Informatik nicht als etwas Interessantes, so dass nur wenige Frauen verwandte Ausbildungen und Studiengänge wählen. Die wenigen Frauen fühlen sich dadurch häufig in einer Sonderrolle, da ihnen Gleichgesinnte im Alltag fehlen.“

Initiiert wurde die Veranstaltung auch aufgrund des Workshops „CrossFyre“, der seit über 10 Jahren erfolgreich stattfindet und ebenfalls an der TU Darmstadt gegründet wurde. Dieser Workshop richtet sich an internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen im Bereich der Kryptographie. Er bietet eine Plattform, sich fachlich auszutauschen und sich auf dem Weg zur Promotion und darüber hinaus zu unterstützen. Mit der neuen Veranstaltung „High-Tech Women“ wurde der thematische Fokus erweitert, um auch renommierte Forscherinnen jenseits der Kryptographie anzusprechen. Die Veranstaltung sollte darüber hinaus vor allem inspirieren und zum Netzwerken einladen. In Erinnerung an Jane Fawcett – eine britische Codebrecherin, die im zweiten Weltkrieg erfolgreich in Bletchley Park wirkte, über ihre Erfolge jedoch erst sehr spät in ihrem Leben sprechen konnte – fand die Veranstaltung an dem Tag statt, an dem Jane Fawcett 99 Jahre alt geworden wäre.

Zunächst begrüßte das Organisations-Team – Prof. Lejla Batina (Radboud University), Dr. Juliane Krämer (TU Darmstadt), Prof. Nele Mentens (KU Leuven) und Prof. Ahmad-Reza Sadeghi (TU Darmstadt) – die Teilnehmenden: „Es ist großartig, dass so viele inspirierende Frauen heute hier sind, und wir begrüßen Sie alle in Darmstadt.“

Über 20 Sprecherinnen und Panel-Teilnehmerinnen nahmen an „High-Tech Women“ 2020 teil – sie kamen sowohl aus dem akademischen Umfeld als auch aus der Industrie in den Bereichen Cybersicherheit, Künstliche Intelligenz, Data Science, und Elektrotechnik. In ihren Präsentationen teilten sie viele Erfahrungen und Herausforderungen entlang ihres Karrierewegs mit den Teilnehmenden. „Frauen sind in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert, das gilt auch für Professuren. Jede Universität muss etwas gegen die ‘leaky pipeline’ unternehmen. An allen Zugangspunkten brauchen wir mehr Diversität. Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Zukunft positiv ist und wenn wir weiter Mädchen bereits von Anfang an unterstützen, sind wir auf dem richtigen Weg”, sagte Lejla Batina, Professorin für digitale Sicherheit in den Niederlanden. „Es ist nicht einfach, aber wir können alles schaffen“.

Im ersten Panel diskutierten Doktorandinnen der TU Darmstadt, der Radboud University und der KU Leuven mit Moderatorin Dr. Juliane Krämer. Die Nachwuchsforscherinnen berichteten unter dem Titel „Sharing our (tech) stories“ von ihrem Weg als Doktorandinnen. Thea Riebe von der TU Darmstadt beendete die Runde mit einem inspirierenden Zitat in Anlehnung an Michelle Obama: „Suche nach Menschen, die dich mit nach oben ziehen, die dir helfen besser zu werden; und tu dann das gleiche für andere.“ (Choose people who lift you up, who help you to become better, and do your part to lift up others.)

Die zweite Panel-Diskussion, moderiert von Prof. Ahmad-Reza Sadeghi von der TU Darmstadt, beschäftigte sich mit dem technischen Thema „Emerging Technologies: Opportunities and Risks”. Die Teilnehmerinnen debattierten über Risiken, Herausforderungen und Chancen von Emerging Technologies, beispielsweise Künstlicher Intelligenz, Neuromorphic Systems und dem Internet der Dinge, und den Einfluss, den diese Technologien auf Privatsphäre und Datenschutz in Zukunft haben werden.

Die zahlreichen Gelegenheiten zum Networking wurden von den Teilnehmenden gut angenommen. Auch wenn die Veranstaltung hauptsächlich die weibliche Perspektive im Fokus hatte, waren zur Teilnahme ausdrücklich nicht nur Frauen eingeladen. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg sehr positiv, sodass eine Nachfolge-Veranstaltung für 2021 bereits geplant ist.

Die Veranstaltung High-Tech Women wurde vom Profilbereich Cybersecurity (CYSEC) der TU Darmstadt organisiert, mit finanzieller Unterstützung des Technology Innovation Institute und des Sonderforschungsbereichs CROSSING an der TU Darmstadt. Dadurch konnten sowohl die kostenlose Teilnahme am Event als auch Reisekosten-Stipendien für Studentinnen angeboten werden, wie auch eine kostenlose Kinderbetreuung während der Veranstaltung. Weitere Informationen sind auf der Website der Veranstaltung zu finden: https://htw.trust-sysec.com/

Dieser Beitrag wurde von GI-Junior-Fellow Dr. Juliane Krämer (TU Darmstadt) und Ann-Kathrin Braun (CYSEC, TU Darmstadt) geschrieben. Vielen Dank!

GI-MELDUNGEN

Vertrauenswürdige Kommunikation: Ihre Mitarbeit trägt Früchte. Vor einiger Zeit hatten wir Sie im Radar gefragt, ob – und wenn ja, welche – dezentralen Infrastrukturen Sie zur Kommunikation nutzen. 148 GI-Mitglieder haben sich an der Umfrage beteiligt und ihre Erfahrungen geteilt. Die Ergebnisse hat Andrea Herrmann, die Initiatorin der Umfrage, in einem Artikel zusammengefasst und bewertet.  weiterlesen

GI-Junior-Fellow werden: letzte Chance! Noch bis zum 5. Juni haben herausragende junge Informatikerinnen und Informatiker die Möglichkeit, sich um das GI-Junior-Fellowship zu bewerben oder vorgeschlagen zu werden. In der Gruppe der GI-Junior-Fellows können Sie zwar nicht die Welt, aber immerhin die GI bewegen. Wir freuen uns auf Sie!  weiterlesen

Jugendwettbewerb Informatik mit Rekordbeteiligung. Informatik wird immer attraktiver: in diesem Jahr haben sich so viele Jugendliche wie noch nie am Jugendwettbewerb Informatik beteiligt. Nach zwei Runden und einer Corona-bedingten Verlängerung waren knapp 23.000 Jugendliche in der ersten Runde dabei. Besonders erfreulich: 31,1 % der Interessierten waren Mädchen.  weiterlesen

Neues Informatik Spektrum online. Musikinformatik, Data Science, wissenschaftlicher Nachwuchs in der Informatik, Informatik in der Schule: das neue Informatik Spektrum bietet abwechslungsreiche Artikel zu ganz unterschiedlichen Themen. GI-Mitglieder können das Gesamt-PDF im Mitgliederbereich herunterladen.  weiterlesen

Käserei und Computer auf dem Land. Wo einst ein bahnbrechender, deutscher Computer gebaut wurde, werden heute Käselaibe gefertigt. Über den Wandel eines Dorfes und die verpasste Chance, den Computer aus Deutschland als Exportschlager zu positionieren, hat die ARD eine Dokumentation gedreht, die das Wirken von Konrad Zuse, dem ersten GI-Ehrenmitglied, im Allgäu beleuchtet.  weiterlesen

 

Kennen Sie eigentlich den GI-Pressespiegel? Dort sammeln wir die Berichterstattung über unsere Fachgesellschaft in Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen. In den vergangenen Tagen hat unter anderem heise groß über den GI-Webtalk zur Corona-App berichtet, in einem Tagesspiegel-Hintergrund wird das Dagstuhl-Dreieck der GI zur Digitalkompetenz als grundlegend herausgestellt, und GI-Präsidiumsmitglied Ira Diethelm äußert sich im Deutschlandfunk zum Stand der digitalen Bildung in Deutschland.

FUNDSTÜCK

Weg mit CAPS LOCK! Wahrscheinlich werden wir auch in 20 Jahren noch das QWERTZ-Tastaturlayout verwenden. Seit der Ablösung der mechanischen Schreibmaschinen könnten wir auf ein ergonomischeres Layout wechseln. Wie schwer es ist, Änderungen an diesem nahezu universellen Standard vorzunehmen, sieht man an der Feststelltaste (CAPS LOCK). Seit Jahren gibt es Initiativen, diesen Platz auf der Tastatur besser zu nutzen – bislang ohne durchschlagenden Erfolg. In unserem Fundstück erfahren Sie mehr über die Geschichte dieser Taste und wie es in Zukunft damit weitergehen könnte.     Zum Fundstück (medium.com, engl.)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 264 des GI-Radars. Zusammengestellt hat sie Dominik Herrmann, der sich nicht daran erinnern kann, wann er zuletzt absichtlich auf die CAPS-LOCK-Taste gedrückt hat. Die Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 12. Juni 2020.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.