GI-Radar 218: itty bitty

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

vor zwei Wochen wurden auf der Präsidiumssitzung die neuen Ethischen Leitlinien der Gesellschaft für Informatik verabschiedet. Einen Link zur beschlossenen Fassung finden Sie in den GI-Mitteilungen. In den Kurzmitteilungen erinnern wir unter anderem daran, dass die geplante Urheberrechtsreform im EU-Parlament gescheitert ist. Das Thema im Fokus dreht sich um die Bundesweiten Informatikwettbewerbe.

Viel Spaß mit der Lektüre dieser Ausgabe!

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Emotionserkennung + EU-Urheberrechtsreform verschoben + Österreicher abgehört + Wahlmanipulation in Europa + Bundesweite Informatikwettbewerbe + Ethische Leitlinien + Informatik in der Grundschule + INFORMATIK 2018 + Video zu Tagung in Tutzing + itty bitty

KURZMITTEILUNGEN

Wie ist die Laune heute? Spracherkennung erkennt Emotionen (SZ). Im Callcenter hat man es nicht immer leicht: jeder Anruf ein Abenteuer. In Zukunft soll dort Spracherkennung zum Einsatz kommen, einerseits um die Gemütslage der Anrufenden sichtbar zu machen, andererseits um die Kommunikationsfähigkeiten der Callcenter-Agenten zu verbessern.  weiterlesen

EU-Urheberrechtsreform verschoben (ZEIT). Das EU-Parlament hat seine Entscheidung über die heiß umkämpfte Urheberrechtsreform verschoben und sich damit auf die Seite der Netzaktivisten und gegen die Verlage gestellt. Vorerst bleibt also erst einmal alles beim Alten und es wird weiterdiskutiert.  weiterlesen

„Abhören unter Freunden geht gar nicht.“ Oder doch? (FAZ). Der BND hört ab – das war vorher schon bekannt. Nun kam heraus, dass dies in großem Stil auch österreichische Institutionen betroffen hat. Constanze Kurz kommentiert eine Nachricht, die in der letzten Woche im innenpolitischen Spektakel untergegangen ist.  weiterlesen

Sorge um Wahlmanipulation bei der Europawahl (Netzpolitik). Die Europawahl im kommenden Jahr könnte durch Aktivitäten in den sozialen Netzen massiv manipuliert werden, fürchtet EU-Kommissarin Věra Jourová. Wahlbeeinflussung zu erkennen und zu verhindern gilt weiterhin als große Herausforderung.  weiterlesen

THEMA IM FOKUS

 

Bundesweite Informatikwettbewerbe. Noch einmal soll hier das Thema informatische Bildung aufgegriffen werden. In diesem Bereich ist eines der ältesten Vorhaben der GI anzusiedeln, das mittlerweile auch zu einem der größten geworden ist: die Bundesweiten Informatikwettbewerbe (BWINF), die von GI, Fraunhofer-Verbund IUK-Technologie und Max-Planck-Institut für Informatik gemeinsam ausgerichtet und getragen werden. Aus dem bereits 1980 von der GI unter Federführung von Volker Claus ins Leben gerufenen Bundeswettbewerb Informatik ist mittlerweile ein alle Alters- und Kenntnisstufen ansprechendes Angebot von Schülerwettbewerben geworden, vom Einstieg in die Informatik bis hin zur Hochbegabtenförderung. In der nun auslaufenden „Saison“ 2017/18 nahmen insgesamt über 350.000 Kinder und Jugendliche an den Wettbewerben teil. Trotz aller Erfolge gilt aber: BWINF sucht Unterstützung! Dazu unten mehr; zunächst möchten wir Ihnen die Wettbewerbe vorstellen.

Informatik-Biber. Den größten Anteil am gemeinsamen Ziel, Informatik jungen Menschen näherzubringen, hat der Informatik-Biber. In diesem Online-Wettbewerb für die Stufen 3 bis 13 wird eine breite Palette von Themen der Informatik in Denkaufgaben verpackt. Da versteckt sich ein Stack hinter einem Eiskugelstapel, und ein buntes Formenspiel ist eigentlich eine formale Grammatik. Nach einem Testlauf im Informatikjahr 2006 wird der Informatik-Biber seit 2007 jährlich durchgeführt. Die Teilnehmerzahl ist seitdem von etwa 20.000 auf über 340.000 gestiegen.

Jugendwettbewerb Informatik. Im letzten Jahr hatte der jüngste Wettbewerb der BWINF-Familie Premiere: Der Jugendwettbewerb Informatik möchte dazu anregen, mit dem Programmieren zu beginnen oder erste Kenntnisse zu vertiefen. Die Teilnehmenden bewältigen einfache bis knifflige, aber immer mit grundlegenden Programmierbausteinen lösbare Aufgaben. Bei der zweiten Ausrichtung in diesem Jahr ließen über 14.000 Schülerinnen und Schüler Roboter über Rastergitter flitzen, malten Turtle-Grafiken oder verarbeiteten Textdaten. Empfohlen ist die Teilnahme ab Klasse 5. BWINF stellt Lernmaterial bereit, mit dem alle nötigen Kenntnisse erworben werden können.

Bundeswettbewerb Informatik. Wer beim Biber informatisches Denken und beim Jugendwettbewerb Programmieren gelernt hat, verfügt über das Rüstzeug, auch beim Bundeswettbewerb Informatik mitzumachen. Seit annähernd 40 Jahren entdeckt und fördert dieser Wettbewerb herausragende junge Talente, von denen mittlerweile viele auf Professuren, durch Firmengründungen oder als Führungskräfte in der Wirtschaft wichtige Beiträge leisten. Die Aufgaben der drei Runden des Wettbewerbs fordern die Teilnehmenden in Problemlösung und Programmierung heraus, legen aber auch Wert auf sehr gute Präsentation und Dokumentation sowie Teamarbeit. Die Jugendlichen lernen somit auch verschiedene Arbeitsweisen der Informatik kennen. Zu den wichtigsten Teilnahmeanreizen gehören die Workshops, zu denen erfolgreiche Teilnehmende eingeladen werden. Der Höhepunkt ist aber die Teilnahme an der dreitägigen Endrunde, bei der die vielversprechendsten Talente zusammenkommen und sich in Jury-Gesprächen und Teamarbeit beweisen.

Informatik-Olympiade. Für die Besten des Bundeswettbewerbs kann es auch noch international weitergehen: Im Auswahlverfahren zur Internationalen Informatik-Olympiade (IOI) wird das Team ermittelt, das Deutschland bei der IOI vertritt, der jährlich stattfindenden Weltmeisterschaft für den Informatik-Nachwuchs. Die IOI-KandidatInnen befassen sich in den Auswahllehrgängen mit Algorithmen und Datenstrukturen auf Hochschulniveau und wenden diese Kenntnisse nicht nur bei der IOI an, sondern auch bei Informatik-Olympiaden auf europäischer Ebene.

Unterstützung gesucht! Die Bundesweiten Informatikwettbewerbe gehören in Deutschland zu den bekanntesten Bildungsangeboten in der Informatik. Und nicht nur die drei Träger stehen dahinter: Die Wettbewerbe werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung großzügig gefördert, sind von den Kultusministerien der Länder anerkannt und stehen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Doch es gibt eine Lücke: Für die Endrunde des Bundeswettbewerbs wird jedes Jahr ein Ausrichter gesucht; hierfür hat BWINF keine eigenen Mittel. Bis in die 2000er Jahre hinein engagierten sich Unternehmen wie Daimler-Benz, Siemens, Deutsche Bank oder Deutsche Telekom als Sponsoren der Endrunde. In den letzten zehn Jahren waren es vorrangig Universitäten und Forschungsinstitute, bei denen die Finalisten des Bundeswettbewerbs zu Gast sein durften; in diesem Jahr z.B. das Institut für Informatik der Universität Paderborn zusammen mit dem Heinz-Nixdorf-Institut. Aber bereits für 2019 ist die Ausrichtung der Endrunde noch nicht geklärt.

So erfreulich die Unterstützung aus der Wissenschaft ist, so bedauerlich ist es, dass das Engagement der Wirtschaft für den Nachwuchs an dieser Stelle nachgelassen hat. Immerhin sind Google, die Aachener INFORM und die Münchener QAware sowie seit Kurzem auch die Deutsche Bundesbank unter den Anbietern der Bundeswettbewerb-Workshops. Und SAP und Hopp Foundation ehren jedes Jahr erfolgreiche Wettbewerbsteilnehmende aus der Region Rhein-Neckar. BWINF, aber vor allem die jungen Talente selbst, würden sich über weitere Unterstützung freuen: Außer einer Ausrichtung der Endrunde könnten Preise für Teilnehmende oder engagierte Schulen gestiftet, Sommercamps für junge Programmier-Fans oder regelmäßig stattfindende Informatik-Clubs gefördert, das von BWINF gepflegte Jugendportal einstieg-informatik.de gesponsert werden und und und … siehe auch: bwinf.de/unterstuetzer/

Haben Sie Lust bekommen, die Sichtbarkeit der Informatik in der Schule zu stützen oder vielversprechende junge Leute kennen zu lernen? BWINF-Geschäftsführer Wolfgang Pohl freut sich auf Ihre Mail an pohl@bwinf.de!

Themenvorschläge für das Thema im Fokus nehmen wir unter redaktion@gi-radar.de entgegen.

 

 

GI-MELDUNGEN

Neue Ethische Leitlinien verabschiedet. Nach ausführlichen Diskussionen mit den Mitgliedern über die Frage, wie ethisches Handeln von Informatikerinnen und Informatikern aussehen soll, und vor allem, wie dieses festgeschrieben werden kann, hat das GI-Präsidium die neuen Ethischen Leitlinien für die GI verabschiedet. Sie besteht aus zwölf Artikeln, die Orientierung für ethisches Handeln geben.  weiterlesen

Informatik in der Grundschule: wie geht das? Innerhalb des Fachbereichs „Informatik und Ausbildung“ werden derzeit Empfehlungen für „Kompetenzen für informatische Bildung im Primarbereich“ erarbeitet – sprich für die Vermittlung erster Informatikinhalte in der Grundschule. Die Autorinnen und Autoren haben nun eine Entwurfsfassung vorgelegt und bitten bis Ende Juli um sachdienliche Kommentare.  weiterlesen

INFORMATIK 2018: anmelden! Noch immer können Sie sich zur INFORMATIK 2018 im September in Berlin anmelden. Unter dem Motto „Zukunft der Arbeit – Zukunft der Informatik“ diskutieren Informatiker, Datenschützer und der Journalist Ranga Yogeshwar zu Informatikthemen. Um eineinhalb Plenartage herum gruppieren sich eine ganze Reihe von breit aufgestellten Workshops, eine Bootsfahrt, eine Kinovorführung, die GI-Auszeichnungen und ein Digitaler Salon. Es verspricht spannend zu werden.  weiterlesen

Tagung „Das digitale Chamäleon“ zum Nachsehen und Nachhören. Anfang Juni hat die Regionalgruppe München in Zusammenarbeit mit der Akademie in Tutzing ihre Tagungsreihe zu Fragen von Informatik und Gesellschaft fortgeführt. Im Netz gibt es jetzt die Videos der Vorträge (YouTube).  weiterlesen

FUNDSTÜCK

„itty bitty“-Links. Wie viel Zeit benötigen Sie, um eine einfache Webseite mit ein paar Zeilen Text und ein paar Links zu erzeugen und zu veröffentlichen? Mit dem Projekt „itty bitty“ reichen dafür wenige Sekunden. Man kann sofort loslegen und auch gleich einfache Formatierungen hinzufügen (Strg-B für Fettdruck usw.). Der Clou: Das Eingegebene wird direkt im Link der Seite (hinter dem „#“, also dem Fragment-Trenner) gespeichert. Durch die verwendete Lempel-Ziv-Markov-Chain-Kompression (LZMA) kann man problemlos eine ganze Seite Text in einem solchen Link speichern. Mit JavaScript lassen sich auch kleine Anwendungen programmieren. Da alle Informationen direkt in den Links gespeichert sind, erfahren die „itty bitty“-Betreiber nicht einmal, welche Inhalte eine „Seite“ enthält. Die Links kann man direkt an andere Personen weitergeben und zuvor ggf. noch mit einem Dienst wie tinyurl.com oder bit.ly verkürzen. Probieren Sie es aus!  Zur Webseite

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 218 des GI-Radars. Erstellt hat diese Ausgabe Dominik Herrmann, der immer noch darüber nachdenkt, wie man auf einer itty-bitty-Seite – wohlgemerkt ohne JavaScript – den Link der Seite selbst anzeigen kann (vergleichbar mit ein sog. „Quine“). Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 20. Juli 2018.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.