GI-Radar 211: „Blockchain“ ist bedeutungslos

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

in den Kurzmitteilungen geht es dieses Mal unter anderen um Service-Roboter. Die Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI) ist unser Thema im Fokus. Unser Fundstück hinterfragt einen Begriff, der schon seit geraumer Zeit in aller Munde ist: die Blockchain.

Auf der GI-Homepage haben Sie weiterhin die Möglichkeit, die Ethischen Leitlinien der GI zu kommentieren (Direktlink). Bitte bringen Sie sich dort in die Diskussion ein! 

Viel Spaß mit der Lektüre dieser Ausgabe!

auf gi-radar.de weiterlesen

Datenethik + Digitalisierung in der Schule + Service-Roboter + Preisdiskriminierung + Grundlagen vs. Praxis + Roboter-Gesichter + MKWI + GI-Geschäftsstelle sucht Unterstützung + Data Literacy Symposium + DevCamp + Meaningless blockchain

KURZMITTEILUNGEN

Eine neue Datenethik für Deutschland (ZEIT). Yannick Haan stellt fünf Grundsätze vor, wie verantwortungsvoll und ethisch mit Daten umgegangen werden sollte und wie man zukünftig Datenmissbrauch verhindern könnte.  weiterlesen

Digitalisierung in Schulen ist Unfug (FAZ). Der FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube bezweifelt den Nutzen von Smartphones im Unterricht. Viel eher sieht er eine Gefahr durch die permanente Ablenkung der Kinder und Jugendlichen.  weiterlesen

Service-Roboter sind (noch) nicht die Zukunft (Handelsblatt). Viele Hoffnungen richten sich auf Service-Roboter. Unter anderem sind Roboter in der Pflege im Gespräch. Dennoch sind humanoide Hilfskräfte wie Pepper – der bereits Gäste im Hotel begrüßen kann – für komplexe Aufgaben noch nicht geeignet.  weiterlesen

Neue Studie zur Messung von Online-Preisdiskriminierung (arxiv.org). Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und der University of Twente haben vier große Hotel- und Mietwagen-Buchungsportale untersucht, um herauszufinden, unter welchen Umständen diese für die gleiche Leistung unterschiedliche Preise verlangen. Eine Preisdiskriminierung im großen Stil war zwar nicht nachweisbar – in Einzelfällen allerdings schon.  weiterlesen

Grundlagenforschung versus Praxis (blog.regehr.org). Informatik-Professor John Regehr (University of Utah, USA) arbeitet in zwei aufeinanderfolgenden Beiträgen heraus, warum der Austausch zwischen angewandter und theoretischer Forschung in der Informatik so wichtig ist und wie wir ihn forcieren können.  weiterlesen

Wie sollen Robotor-Gesichter aussehen? (ieee.org). US-amerikanische Wissenschaftler wollten wissen, wie Menschen die Gesichter von Robotern wahrnehmen. Dazu haben sie 50 Menschen 157 verschiedene Gesichter gezeigt. Der verlinkte Beitrag enthält zahlreiche Bilder und die interessantesten Ergebnisse. So profitieren Service-Roboter beispielsweise von Augenbrauen. Sicherheitsroboter sollten hingegen auf einen Mund verzichten.  weiterlesen

THEMEN IM FOKUS

Anfang März fand an der Leuphana Universität Lüneburg die Multikonferenz Wirtschaftsinformatik 2018 (MKWI 2018) statt (Homepage).

700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten aktuelle Forschungsbeiträge der Wirtschaftsinformatik. Mit dem Konferenzmotto „Data-driven X: Turning Data into Value“ lag der Schwerpunkt in diesem Jahr auf den Themen Big Data und Data Science. In 29 Teilkonferenzen wurden rund 200 Fachbeiträge vorgestellt. Die MKWI 2018 bot darüber hinaus mit rund 20 Workshops zu Themen wie Industrie 4.0, Design Thinking, Podcasts in der Lehre und Blockchain-Anwendungen vielfältige Möglichkeiten zur Interaktion. Das von Daniel Libeskind entworfene neue Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg bewährte sich bei der MKWI 2018 erneut als attraktiver und inspirierender Ort für wissenschaftliche Veranstaltungen.

Die in den Teilkonferenzen behandelten Themen greifen die vielfältigen Herausforderungen der Digitalisierung in Unternehmen auf und leisten hierzu einen Beitrag. In der eng mit dem Konferenzmotto verbundenen Teilkonferenz „Business Analytics“ wurde aufgezeigt, wie Data- und Text-Mining-Verfahren in Unternehmen eingesetzt werden können, um Sachverhalte zu erklären und um die Qualität der Vorhersage zukünftiger Ereignisse zu verbessern. Die Integration und die optimale Nutzung heterogener Datenquellen sind mit neuen technologischen und organisatorischen Herausforderungen für das Informationsmanagement verbunden. Die Beiträge der Teilkonferenz zeigten neben neuen Anwendungsfällen auch Erfolgsfaktoren für die Implementierung von Business-Analytics-Methoden in Unternehmen auf.

Die thematische Breite der Wirtschaftsinformatik-Forschung wurde durch die Vielfalt der Themen in den Teilkonferenzen deutlich. Eine weitere Teilkonferenz widmete sich dem nach wie vor aktuellen Thema „E-Commerce“. Beiträge in diesem Bereich behandelten unter anderem Themen wie Sharing Economy, Online Reviews sowie Preismodelle für Software-as-a-Service-Leistungen. Neue Herausforderungen für die Wirtschaftsinformatik ergeben sich mit dem Vordringen der IT in die private Lebenswelt und am Arbeitsplatz auch auf der Ebene des Individuums. Die Teilkonferenz „Human-centric Information Systems Design“ griff diese Herausforderungen auf.

Ein weiteres wichtiges Themenfeld der betrieblichen IT-Nutzung wurde in der Teilkonferenz „IT-Sicherheit“ behandelt. Diese Teilkonferenz fokussierte unter anderem Fragen der IT-Sicherheit kritischer Infrastrukturen. Moderne Industrienationen sind auf komplexe Infrastrukturen und ihre Informations- und Kommunikationstechnologie angewiesen. Ausfall oder Manipulation von IT-Systemen können dramatische Folgen nach sich ziehen. In den Beiträgen wurden neue Ansätze für das Risikomanagement in Hinblick auf Robustheit und Resilienz diskutiert.

In der Keynote zum Thema „Spiegelmining“ zeigte David Kriesel, wie man mit Hilfe von Methoden aus dem Data-Science-Repertoire öffentlich zugängliche Daten in unterhaltsame, überraschende und beängstigende Einsichten verwandeln kann (dkriesel.com). Grundlage für seine Analysen sind mehr als 100.000 Artikel des Nachrichtenportals „Spiegel Online“, die Kriesel seit 2014 gespeichert hat.

Die Konferenz bot mit dem Nachwuchswissenschaftlertreffen und dem Student Track erneut etablierte Format für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Wirtschaftsinformatik. Der Student Track eröffnet Studierenden bereits am Ende ihres Studiums die Möglichkeit, eigene Arbeiten auf einer wissenschaftlichen Konferenz zu präsentieren.

Der Tagungsband zur MKWI 2018 steht als Open Access-Dokument zum Download bereit (leuphana.de).

Diesen Bericht hat Burkhardt Funk verfasst. Vielen Dank! Themenvorschläge für das Thema im Fokus nehmen wir unter redaktion@gi-radar.de gerne entgegen.

GI-MELDUNGEN

GI-Geschäftsstelle sucht Unterstützung. In der Bonner Geschäftsstelle ist zum 1. Juni 2018 eine Position im Mitgliederservice zu besetzen. Wir suchen eine/n fröhlichen und aufgeschlossene/n Kollegen/Kollegin.  weiterlesen

Data Literacy Education Symposium. Data Literacy und ihre Vermittlung möchten die GI, die Heinz Nixdorf Stiftung und der Stifterverband im Rahmen eines Symposiums am 24. April näher beleuchten. Hierzu kommen Pioniere und Studienautoren aus dem In- und Ausland sowie Entscheider aus dem Hochschulsystem in Berlin zusammen.  weiterlesen

DevCamp in München. Am 20. April findet in Kooperation mit der Hochschule München das nächste GI-DevCamp statt. Studierende gestalten ihre eigenen Konferenz mit Workshops, Barcamps und unkonventionellen Ideen.  weiterlesen

FUNDSTÜCK

Blockchain is meaningless. Dem Hype um Blockchain-Technologien und darauf basierenden Anwendungen kann man sich derzeit kaum entziehen. Alles mögliche scheint damit möglicherweise möglich zu werden. Und genau das ist ein Problem. In unserem Fundstück kommen kritische Stimmen zu Wort: Viele reden über Blockchains, meinen damit aber ganz unterschiedliche Dinge. Um den Wildwuchs unter Kontrolle zu bringen, befasst sich nun sogar eine Arbeitsgruppe der ISO damit, eine standardisierte Begriffsdefinition zu erarbeiten.  Zum Artikel (The Verge, 10 min)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Vorschläge!

 

Dies war Ausgabe 211 des GI-Radars. Diese Ausgabe wurde von GI-Junior-Fellow Dominik Herrmann erstellt. Eine Blockchain war dafür – Überraschung! – nicht erforderlich. Die GI-Mitteilungen hat GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 20. April 2018.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) oder Facebook zukommen lassen.