GI-Radar 240: 5G und autonomes Fahren

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

in den Kurzmitteilungen blicken wir dieses Mal unter anderem zurück auf „1 Jahr Datenschutzgrundverordnung“. Das Thema im Fokus erörtert, wieso sich die EU mit 5G im Umfeld des autonomen Fahrens noch schwertut. In den GI-Mitteilungen analysieren wir die Rückmeldungen nach unserem Facebook-Austritt. Mit dem Fundstück können Sie Ihren E-Mail-Stil verbessern.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

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Pflege-Roboter + Demokratie und Algorithmen + Europawahl und das Netz + ein Jahr DSGVO + Deep Packet Inspection + 5G und autonomes Fahren + 10 KI-Köpfe + Informatik Spektrum + Jugend forscht + KI in der DDR + GI-Austritt aus Facebook + souveräner in E-Mails

KURZMITTEILUNGEN

Pflege-Roboter in Japan auf dem Vormarsch (Le Monde Diplomatique). Ebenso wie in Deutschland altert die japanische Bevölkerung rapide. Anders als in Deutschland gibt es in dem asiatischen Land vergleichsweise wenig Vorbehalte gegen Roboter in der Pflege. Hier entsteht ein großer Markt.  weiterlesen

Demokratie und Algorithmen: ein Plädoyer für den Rundfunk und ein „duales System“ (FAZ, 7 min). Lassen wir Algorithmen entscheiden, welche Nachrichten uns angezeigt werden sollen, können Echokammern und Filterblasen entstehen. Der Rundfunk ist hingegen angehalten, neutral zu agieren, etwa indem Wahlwerbespots von allen Parteien gesendet werden müssen. Rolf Schwartmann, Mitglied der Datenethikkommission der Bundesregierung, erinnert daran, dass dies richtig und wichtig ist und er schlägt vor, auch Unternehmen auf ein „duales System“ aus neutraler Information und Werbung zu verpflichten.  weiterlesen*

Europawahl und das Netz (netzpolitik.org). Die Europawahl ist vorbei und Deutschland staunt. Die Verhältnisse zwischen den Parteien haben sich verschoben. Das liegt auch daran, wie der Wahlkampf im Netz geführt worden ist.  weiterlesen

Ein Jahr Datenschutzgrundverordnung (DSGVO): waren Angst und Hype gerechtfertigt? (SZ) Ein Jahr nach dem Inkrafttreten der DSGVO ist die Unsicherheit noch immer groß, wie sie korrekt umzusetzen ist. Hohe Bußgelder jedoch bleiben bislang zumindest in Deutschland aus – weil auch Juristinnen und Juristen mit Interpretation und Umsetzung noch fremdeln.  weiterlesen*

Warnung vor Deep Packet Inspection (heise). Gemeinsam mit anderen Vereinigungen warnt die GI vor der zunehmenden Durchleuchtung des Datenverkehrs. Bei der sog. Deep Packet Inspection (DPI) analysieren Internetprovider nicht nur die Metadaten, sondern auch die eigentlichen Inhalte des Datenverkehrs. Häufig heißt es, dass dadurch Angriffe abgewehrt oder strafbare Handlungen aufgedeckt werden könnten. Es drohen allerdings der Verlust der Netzneutralität und Risiken für die Privatsphäre.  weiterlesen

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THEMA IM FOKUS

5G und autonomes Fahren: Unstimmigkeiten in der EU. Erst vor Kurzem sorgte der neue Mobilfunkstandard 5G für Aufsehen. Drohen wegen der zusätzlichen Strahlung neue Gesundheitsrisiken? Doch dies ist nicht die einzige Debatte. In der EU herrscht noch keine Einigkeit darüber, auf welchen Standard man sich fokussieren möchte. Nachdem die EU im Dezember 2016 ihre Vorgehensweise skizziert hatte, wurde diese nun auf über 250 Seiten konkretisiert (europa.eu, engl.). Gesetzt wird auf einen Mix aus WLAN und bereits bestehenden Mobilfunknetzen unter der Prämisse, dass weitere Technologien, wie auch der 5G-Standard folgen können.

Eine feste Entscheidung, welches Einzelsystem final verwendet werden sollte, wurde nicht getroffen. Die EU-Kommission tendiert aktuell zum Standard ITS-G5 (eine ältere WLAN-Spezifikation), dem das EU-Parlament am 17 April 2019 mit einer Mehrheit von 304 zu 270 zugestimmt hat (europa.eu, engl.). Die endgültige Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen, da die EU-Staaten noch zustimmen müssen. Der Ministerrat will die Einspruchsfrist noch bis zum Sommer verlängern. Auf WLAN setzen die EU-Politiker offenbar, weil die 5G-Technik noch nicht ausreichend ausgereift bzw. verbreitet ist. Ein weiterer Aufschub könnte zusätzliche Menschenleben auf den Straßen kosten. WLAN hingegen ist schon weitgehend verfügbar (heise).

Auch wenn das autonome Fahren keineswegs von der Verwendung von 5G abhängt, bietet der neue Mobilfunkstandard doch entscheidende Vorteile. Vor allem die kurze Latenzzeit von 5G spielt eine große Rolle. In aktuellen Mobilfunknetzen beträgt die Latenzzeit ca. 80 Millisekunden. Dies mag kurz scheinen, doch ist es im Anwendungsbereich von autonomen Fahrzeugen zu viel, denn ein mit 200 km/h fahrendes Auto hat in dieser Zeit bereits vier Meter zurückgelegt. 5G soll in der Lage sein, diese Latenzzeit auf bis zu 1 Millisekunde zu verkürzen. Das heißt, zwischen dem Anfragen einer Information und dem Erhalten der Antwort sollen gerade einmal 0,001 Sekunden vergehen. Wichtig sind kurze Latenzzeiten sowohl im Bereich „vehice to vehicle“ (V2V) als auch im Bereich „vehicle to infrastructure“ (V2I). Durch entsprechenden Datenaustausch sollen nicht nur Unfälle vermieden werden; man verspricht sich davon auch ein energieeffizienteres Fahren und einen besseren Verkehrsfluss (all-electronics.de).

Es sind allerdings noch technische Hürden zu überwinden. So benötigt das hochfrequente 5G eine Vielzahl von neuen Antennen. Laut dem Mobility Report von Ericsson sollen bis Ende 2024 weltweit 40% der Weltbevölkerung vom schnellen Netz profitieren (ericsson.com, engl.). In Deutschland ist bis Ende 2022 der Aufbau von 1000 Antennen geplant. Zum Vergleich: für das aktuelle Mobilfunknetz gibt es derzeit etwa 30.000 Antennen. Bis zur flächendeckenden Verfügbarkeit von 5G ist also zumindest in Deutschland noch viel zu tun. Die Kosten für eine flächendeckende Versorgung sind enorm. Schon die Ersteigerung der 5G-Frequenzen wird die deutschen Mobilfunkbetreiber mehr als 6 Milliarden Euro kosten (Stand: 28.05.2019, Bundesnetzagentur).

Grundsätzlich erscheint die aktuell geplante Verwendung eines Komplementärsystems sinnvoll, um sowohl Interoperabilität als auch Kompatibilität zu gewährleisten. Auch liegen die Vorzüge einer bereits etablierten Technologie wie WLAN auf der Hand. Dennoch muss der Gesetzgeber darauf achten, dass zukünftige Technologien wie 5G weder ausgeschlossen noch in ihrer Entwicklung verlangsamt werden. 

Es besteht insbesondere das Risiko, dass sich die beteiligten Gremien in Bürokratie verlieren und das Ziel durch immer wieder verschobene Zeitpläne in weite Ferne rückt. Stattdessen sollten klare politische Grundlagen geschaffen werden, an denen sich die Industrie orientieren kann, um das Fundament für eine zügige Weiterentwicklung zu legen.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Shun-Jie Yan, Elrike van den Heuvel, Yasmina Adams und Johannes Korz aus unserer „Redaktion Sozioinformatik“. Vielen Dank! Sie erreichen die Autoren unter redaktion.sozioinformatik@cs.uni-kl.de

GI-MELDUNGEN

10 KI-Köpfe für das Wissenschaftsjahr. Eine interdisziplinär besetzte Jury hat neben den 10 prägenden KI-Köpfen auch bahnbrechende KI-Erfindungen prämiert. Mit der Initiative #KI50 will die GI in Anlehnung an ihr 50-jähriges Bestehen und das Wissenschaftsjahr 2019 – Künstliche Intelligenz – dazu anregen, über die deutsche KI-Geschichte zu reflektieren, einen Blick nach vorne zu werfen und das Thema einer breiten Öffentlichkeit besser zugänglich machen.  weiterlesen

Informatik Spektrum zum Thema „Bildung und Informatik“. In der digitalen Bibliothek steht das neue Informatik Spektrum zum Lesen bereit. Mitglieder können es als Komplett-PDF im Mitgliederbereich herunterladen.  weiterlesen

GI-Sonderpreis bei Jugend forscht vergeben. Der 16-jährige Robert Pietsch aus Kaiserslautern hat mit seiner Arbeit zum Thema „Rauschender Zufall – Erzeugung und Optimierung nichtdeterministischer Zufallszahlen“ den GI-Sonderpreis für eine herausragende Arbeit zur Informatik im Exzellenzwettbewerb „Jugend forscht“ gewonnen. Wir gratulieren!  weiterlesen

GI-Fachgruppe Informatikgeschichte bestückt „MS Wissenschaft“. Auf dem Schiff „MS Wissenschaft“ gibt es ein Exponat zu bewundern, das in Kooperation mit der GI-Fachgruppe „Informatikgeschichte“ entstanden ist. Am Beispiel eines interaktiven DDR-Mikrocomputer KC85/3 mit Schachprogramm lassen sich die Ursprünge der KI historisch einordnen. Das Schiff tourt noch weiter; ein Besuch lohnt sich.  weiterlesen

Der GI-Austritt aus Facebook: die Reaktionen. Vor 14 Tagen ist die GI-Zentrale aus Facebook ausgetreten. Follower und Mitglieder waren aufgerufen, die Entscheidung zu kommentieren. Erwartungsgemäß dominierte auf Facebook selbst die Kritik. Dort hieß es, die GI sei rückständig, koppele sich aus dem Diskurs aus und verzichte darauf, Aufklärung zu betreiben. Beim Feedback-Formular auf der GI-Webseite bekam die Entscheidung hingegen mehr Zuspruch. Hier hieß es, die GI sei mutig, gebe ein gutes Beispiel, werde ihrer Vorbildrolle gerecht und man sei stolz auf sie. Wir haben ausgewählte Rückmeldungen und eine quantitative Auswertung veröffentlicht.  weiterlesen

FUNDSTÜCK

Besser Mailen. Vielleicht haben Sie sich ja auch schon einmal dafür entschuldigt, dass Sie eine bestimmte E-Mail so spät beantworten? Souveräner und verbindlicher wirkt man jedoch, wenn man dem Empfänger stattdessen für dessen Geduld dankt. Unser Fundstück enthält weitere Beispiele und Formulierungsvorschläge.  Zum Artikel (boredpanda.com, engl.)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 240 des GI-Radars. Zusammengestellt hat sie Dominik Herrmann, der momentan leider viel zu vielen seiner Kommunikationspartner für ihre Geduld danken muss. Die Mitteilungen hat wie immer GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 14. Juni 2019.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.