GI-Radar 309: Informatik-Kompetenzen

 

Liebe Leserinnen und Leser,

in den Kurzmitteilungen geht es dieses Mal unter anderem darum, dass Smartphones zunehmend andere Endgeräte-Arten verdrängen und zu ständigen Begleitern im Alltag werden. Um so wichtiger wird es daher, dass möglichst viele Menschen über grundlegende Informatik-Kompetenzen verfügen (Thema im Fokus). In den GI-Meldungen bitten wir Sie darum, gelegentlich Ihre persönlichen Daten, die Sie bei der GI hinterlegt haben, zu überprüfen. Wie es um Ihre Informatik-Kompetenzen beim Thema KI bestellt ist, können Sie mit unserem Fundstück überprüfen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe!

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Gesichtserkennung + lernende Roboter + Cyberattacken + KI im Haushalt + Smartphoneverbreitung + Informatik-Kompetenzen + GI-Tagungsbände + Klaus-Tschira-Medaille + Ihre Kontaktdaten + Was wissen Sie über KI?

KURZMITTEILUNGEN

Einsatz von Gesichtserkennungssoftware im Krieg (NZZ). Gesichtserkennungssoftware ist umstritten. Unternehmen bauen (meist ohne Genehmigung der Abgebildeten) große Bilddatenbanken auf, anhand derer sich Personen rasch identifizieren lassen. Entsprechende Software wird nun im Krieg eingesetzt. weiterlesen

Intrinsisch motiviertes Lernen von Robotern: ein Interview (heise). In der Regel tun Maschinen das, wozu sie gebaut worden sind. Tatsächlich aber kann man Maschinen durchaus „Neugier“ beibringen, sodass sie von sich aus weiter lernen wollen. weiterlesen

Hackerangriffe und Cyberkrieg im Krieg (taz). Hackerangriffe und Cyberkrieg werden häufig gleichgesetzt, und derzeit herrscht die Sorge vor entsprechende Cyberoperationen. Eine Sicherheitsforscherin erläutert, wie sich die beiden Dinge unterscheiden, was wieviel Einsatz erfordert und was wie großflächig zerstörerisch werden könnte.  weiterlesen

Einsatz von KI im Haushalt kann Energieverbrauch senken (Wirtschaftswoche). In einem Interview erklärt Sahin Albayrak, wie sich durch den Einsatz smarter Technologie Energie sparen lässt und wie man die Bevölkerung dazu bringen könnte, die entsprechenden Werkzeuge einzusetzen. weiterlesen

Smartphone löst bei Nutzung alle anderen Digitalgeräte ab (Berliner Morgenpost). Dass Desktopgeräte zu einer aussterbenden Spezies gehören, lässt sich allenthalben beobachten. Doch auch Notebooks und Tablets werden (je nach Altersklasse) mittlerweile deutlich weniger genutzt. Das Smartphone ist das dominierende Gerät für den Zugang ins Netz geworden. weiterlesen

THEMA IM FOKUS

Relevante Kompetenzen in Bezug auf Informatik. Digitale Kompetenzen sind notwendig für alle Menschen, um an unserer Welt teilhaben und diese mitgestalten zu können. Dies wird sicherlich von keiner Seite bestritten, und die Stärkung digitaler Kompetenzen ist auch ein Kernpunkt der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung (bundesregierung.de).

Für die verschiedenen Schulstufen haben Arbeitskreise der GI notwendige Kompetenzen in Bildungsstandards übertragen: für den Primarbereich (gi.de, verabschiedet im Januar 2019), für die Sekundarstufe 1 (gi.de, verabschiedet im Januar 2008) sowie für die Sekundarstufe 2 (gi.de, verabschiedet im Januar 2016).

Aber wie kann man diese Kompetenzen allgemein definieren? Neben den Bildungsstandards gibt es verschiedene Ansätze, relevante digitale Kompetenzen zu beschreiben. Vier sollen hier kurz vorgestellt werden.

2006 beschrieb Jeanette Wing „Computational Thinking“ in einem Kommentar in den Communiations of the ACM (acm.org). Die Übersetzer ins Deutsche entschieden sich für den Leitbegriff „Informatisches Denken“ (columbia.edu). Hier wird betont, dass es eine „universell einsetzbare Haltung und Fähigkeit“ darstellt. Häufig missverstanden geht es hierbei nicht um Programmierung, sondern um die Schulung mathematischen und ingenieurmäßigen Denkens und genereller Problemlösungskompetenzen. Diese können gut an Hand der Programmierung vermittelt werden, wobei festgehalten werden muss, dass auch nicht jede Programmierausbildung diese relevanten Kenntnisse vermittelt. Es geht eben um mehr als „nur“ Programmieren. Und umgekehrt kann „Computational Thinking“ auch ohne Programmieren vermittelt werden. Letzten Endes geht es um wesentliche Kompetenzen, die wir in unserem Alltag benötigen. Z.B. verwenden wir für eine erfolgreiche Teamarbeit Dekomposition und Abstraktion, Schnittstellen und Parallelisierung wie selbstverständlich, auch wenn wir dies nicht so benennen würden.

Während Computational Thinking Methoden und Prozesse in den Vordergrund rückt, geht „Data Literacy“ von den Daten aus. Ridsdale et al haben Data Literacy 2015 definiert als die Fähigkeit, „Daten auf kritische Art und Weise zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden“ (dal.ca). Hiervon ausgehend können sehr viele relevante Kompetenzen aufgespannt werden, die u.a. Prozesse von Datensammlung und –haltung, Datenauswertung und –visualisierung, sowie rechtliche, ethische und gesellschaftliche Fragen umfassen. Da wir alle Tag für Tag mit Daten zu tun haben, eignet sich der Einstieg über Daten auch, um weitergehende digitale Kompetenzen zu vermitteln und dazu zu motivieren, selber auch etwas zu programmieren. 2018 hat der Stifterverband zusammen mit der GI und der Heinz Nixdorf Stiftung ein Symposium zum Thema Data Literacy veranstaltet (stifterverband.org). Die Umsetzung von Data Literacy Education wurde an verschiedenen Hochschulen gefördert, und es wurde ein Netzwerk gegründet (stifterverband.org). Die vom Stifterverband 2021 initiierte Data Literacy Charta bringt den Anspruch zum Ausdruck, dass „Datenkompetenzen […] für alle Menschen in einer durch Digitalisierung geprägten Welt wichtig sind“ (stifterverband.org).

Der Europäische Kompetenzrahmen DigCom2.1 von 2017 (eine erste Version wurde 2013 veröffentlicht) hat einen ganzheitlicheren Blick und definiert auch sehr grundlegende Kompetenzen in Bezug auf die Nutzung von Informations– und Kommunikationstechnologien (europa.eu). Die einundzwanzig Kompetenzen reichen von der Informationssuche durch Browsen und Netiquette bis hin zur Programmierung und sind in die fünf Bereiche Information und Data Literacy, Kommunikation und Zusammenarbeit, Gestalten und Erzeugung digitaler Inhalte, Sicherheit und Problemlösung gegliedert. Auch Themen wie gesundheitliche Gefahren durch die Nutzung digitaler Technologien und Nachhaltigkeit werden angesprochen. Alle Kompetenzen werden in acht Kompetenzstufen definiert und anhand von Beispielen illustriert.

Als Antwort auf Cybermobbing, Privatsphärenverletzung und Abhängigkeit von Online Spielen wurde 2009 die Initiative infollutionZERO (information pollution ZERO) ins Leben gerufen (dqinstitute.org). Die entstandene Bildungsinitiative hatte zum Ziel, Kinder zu befähigen, als digitale Bürgerinnen und Bürger ihrer Risken zu minimieren und die Möglichkeiten der digitalen Welt zu nutzen. Das DQ Institute wurde 2016 als Think Tank gegründet (weforum.org). Die Coalition for Digital Intelligence (CDI) von OECD, IEEE SA und DQ Institute zusammen mit dem World Economic Forum haben 25 Kompetenzframeworks in einem gemeinsamen Framework zusammengefasst (dqinstitute.org). Dieses umfasst acht Kompetenzbereiche mit insgesamt 24 Kompetenzen, die auf drei verschiedenen Kompetenzstufen definiert sind. Die Basiskompetenzstufe beinhaltet Kompetenzen, die benötigt werden, um digitale Technologien eigenverantwortlich, sicher und ethisch verantwortlich zu nutzen und wurde „Citizenship“ genannt. Die Definition der Kompetenzbereiche wurde 2020 als IEEE Standard (IEEE 3527.1, IEEE Standard for Digital Intelligence (DQ) – Framework for Digital Literacy, Skills, and Readiness) veröffentlicht.

Dieser Beitrag kann die eingangs erwähnte Frage, welche Kompetenzen relevant sind, nicht beantworten. Vielmehr zeigen die unterschiedlichen Ansätze die ganze Breite digitaler Kompetenzen auf. Und sie machen auch deutlich, wie wichtig es ist, diese von einem Aspekt ausgehend in einem größeren Zusammenhang zusammenhängend zu betrachten, denn letzten Endes geht es in allen Ansätzen nicht um einzelne, isolierte Kompetenzen, sondern darum, Menschen die aktive Teilhabe als mündige Bürgerinnen und Bürger an der digitalen Gesellschaft zu ermöglichen. Und dazu braucht es viele Kompetenzen.

Wir danken Christina B. Class für diesen Beitrag. Sie engagiert sich in der GI als Sprecherin des Fachbereichs „Informatik und Gesellschaft“  (fb-iug.gi.de). Haben auch Sie ein Thema im Fokus, das Sie interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Ideen!

GI-MELDUNGEN

GI-Tagungsbände frei lesen – in der Digitalen Bibliothek. Kennen Sie unsere Digitale Bibliothek? Dort finden Sie mittlerweile rund 35.000 Artikel, von denen Sie viele frei lesen können. Unter anderen gibt es dort alle in den Lecture Notes in Informatics (LNI) erschienenen Tagungsbände. Frisch veröffentlicht ist auch der Band zu den Einreichungen für den GI-Dissertationspreis.  weiterlesen

Klaus-Tschira-Medaille: jetzt nominieren! Die GI schreibt seit einiger Zeit in den geraden Jahren die Klaus-Tschira-Medaille aus, mit der Leistungen in Anwendungsgebieten unterschiedlicher Art (Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Kunst usw.) und Anregungen zur Weiterentwicklung der Informatik und ihrer Methoden ausgezeichnet werden. Bis zum 31. Mai freuen wir uns auf Nominierungen.  weiterlesen

Sind Ihre persönlichen Daten noch aktuell? Bitte mal prüfen! Sind Sie umgezogen? Haben Sie eine neue Mailadresse? Hat sich Ihre Bankverbindung geändert? Dann sollten Sie uns das bitte mitteilen, damit wir mit Ihnen in Kontakt beiben können. Alle Ihre Stammdaten sind in Ihrem Profil bei uns hinterlegt und sie können sie selbst ändern. Bitte vergewissern Sie sich, dass alles aktuell ist. Vielen Dank. weiterlesen

 

Kennen Sie eigentlich den GI-Pressespiegel? Dort sammeln wir die Berichterstattung über unsere Fachgesellschaft in Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen. Diese Woche berichtet unter anderem Heise über die Initiative „Werde Informatiklehrerin“, die von der GI mitgetrieben wird.

FUNDSTÜCK

Lust auf eine kleine Spielerei? Was wissen Sie über KI? (SZ). In einem zehnteiligen Test können Sie herausfinden, was Sie über KI wissen. Von Filmen über Autos und Spielprogramme ziehen sich die Fragen, die man – wenn man aufmerksam Zeitung liest korrekt beantworten kann (oder aber über die richtigen Lösungen staunt).  Zum Fundstück (sueddeutsche.de)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 309 des GI-Radars. Zusammengestellt hat sie Dominik Herrmann, der Ihnen versichert, dass das GI-Radar bis auf weiteres ausschließlich mit MI (Menschlicher Intelligenz) erstellt wird. GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter hat die Mitteilungen und Meldungen zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 06. Mai 2022.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.