GI-Radar 241: Wissenschaft muss wieder attraktiv werden

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

in diesem GI-Radar geht es um Bildungsfragen – in den Kurzmitteilungen, im Thema im Fokus und im Fundstück. In den GI-Mitteilungen laden wir Sie dazu ein, an einer Umfrage für das Projekt AI2Ynet teilzunehmen, an dem die GI beteiligt ist.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

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Tablets oder Lehrer + smarte Assistenten und die Innenminister + IT im Krankenhaus + YouTube und Nachhilfe + Datenleck in den USA + Wissenschaftlicher Nachwuchs + KI-Umfrage + Turing-Bus + INFORMATIK 2019 + GI-Stellenbörse + digitale politische Bildung

KURZMITTEILUNGEN

Was ist in der Schule wichtig, oder: Tablets statt Lehrer? (FAZ) Häufig wird anerkennend auf Skandinavien oder Estland verwiesen, wenn es um den selbstverständlichen Umgang mit IT geht. Sollten deshalb bereits ab der ersten Klasse Schulbücher durch Tablets ersetzt werden, oder ist nicht doch erst einmal das Lehrpersonal wichtiger? Ein Plädoyer für das Primat der Pädagogik.  weiterlesen

Alexa und die Innenminister (SZ). Seit einer Woche schwelt es. Aus Behördenkreis war zu hören, dass die Innenministerkonferenz Zugriff auf „digitale Spuren“ begehrt. Smarte Assistenten wie Alexa und Siri hinterlassen entsprechende Spuren. Nun stellt sich die Frage, ob und wie sich das Abhören, bzw. Nutzen dieser Daten mit der Unverletzlichkeit der Wohnung und der Privatsphäre vereinbaren lässt.  weiterlesen*

Monty Python im Krankenhaus oder die Maschine, die „ping“ macht (NZZ). Digitalisierung und KI sind derzeit die Schlagworte in aller Munde und auf allen Konferenzen. Nach Pflegerobotern und Opthalmologie 4.0 kommt der programmierte „Arzt“ und interpretiert Befunde. Ein nicht ganz ernster (oder doch?) Blick in die Zukunft des Krankenhauses.  weiterlesen

YouTube Teil des schulischen Alltags Jugendlicher (FAZ). In einer Studie wurden Jugendliche gefragt, welche Quellen sie zur Vor- und Nachbereitung des Schulstoffes nutzen. Wenig erstaunlich spielen YouTube-Videos hier eine große Rolle. Tatsächlich aber wünschen sich die Jugendlichen hier Begleitung.  weiterlesen*

USA: personenbezogene Daten abgeflossen (Netzpolitik). Die USA sammeln eine Menge Daten bei der Einreise. Ein Teil davon, unter anderem Autokennzeichen und Fotos von Gesichtern, sind nun in die Hände Unbefugter gelangt. Zwar ist noch nichts davon im Internet aufgetaucht; dennoch erinnert uns der Vorfall daran, dass wir noch nicht genug für den Schutz sensibler Daten tun.  weiterlesen

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THEMA IM FOKUS

Ist der Weg in die Wissenschaft noch attraktiv? Der wissenschaftliche Nachwuchs in Deutschland ist seit vielen Jahren, gerade in traditionellen Disziplinen wie zum Beispiel den Geisteswissenschaften, gefährdet. Er befindet sich in einer prekären Lage. Man muss mittlerweile sagen, dass seine Zukunft nicht gesichert ist.

Assistenten, Postdoktoranden aber auch Promovierende im Bereich der Informatik, einer eigentlich florierenden Domäne, sind in zunehmendem Maße ebenfalls von den komplexen strukturellen und finanziellen Problematiken des Wissenschafts- und Lehrbetriebs betroffen. Der Flaschenhals auf dem Weg zur Professur führt in der akademischen Karriere zu etlichen prekären Beschäftigungsverhältnissen. Die schwierige Vereinbarkeit von Familie und akademischer Karriere zieht dabei eine zusätzliche Benachteiligung, insbesondere von Wissenschaftlerinnen, nach sich. Mangelnde Qualitätssicherung sowie fehlende zuverlässige und vertrauenswürdige Kontrollmechanismen und -Prozesse erschweren die Aufdeckung von Betreuungsversäumnissen und die Aufarbeitung von Konflikten während der Promotionsphase und der Zeit des Postdoktorats. Fehlanreize im akademischen System beeinträchtigen eine direkte, intensive und regelmäßige Betreuung der jungen Akademiker durch Professorinnen und Professoren.

Die kurzfristige Bewältigung dieser Herausforderungen ist für den Fortbestand universitärer Forschungseinrichtungen sowie für eine erfolgreiche Fortführung des Prinzips der Bestenauslese von zentraler Bedeutung. Gerade dort drängt sich zunehmend die Frage auf, ob der Weg in die Wissenschaft für junge Talente überhaupt noch attraktiv ist?

Vor dem Hintergrund bisheriger Bestrebungen zur Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses fordern auch wir unter anderem Maßnahmen zur verlässlichen Grundfinanzierung der Forschung. Zudem müssen finanzielle, administrative und organisatorische Maßnahmen zur Strukturierung und Schaffung weiterer Karrierewege geschaffen werden. Hierzu zählen die Abschaffung des WissZeitVG, die Schaffung von Dienstvereinbarungen, nach Vorbild der Viadrina, und die Schaffung von unbefristeten Positionen. Wir, der Beirat des Wissenschaftlichen Nachwuchses (GI-WiN) der Gesellschaft für Informatik (GI) sehen an dieser Stelle großen und dringenden Verbesserungsbedarf.

Die komplette Stellungnahme finden Sie unter https://mb.gi.de/arbeitspapier-zukunft/.

Der GI-WiN schließt sich damit einer Reihe anderer Organisationen (wie der verdi und dem Deutschen Hochschulverband) an, um dringende Forderungen an die Wissenschaftspolitik mittelfristig auch seitens der GI durchzusetzen. Seit mehr als zwei Jahren analysieren wir die Situation des akademischen Nachwuchses, engagieren uns als Anlaufstelle, informieren per Newsletter und Twitter und arbeiten an Vorschlägen für die Verbesserung der Wissenschaftspolitik in Deutschland.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Jens-Martin Loebel, Kerstin Lenk, Mario Gleirscher und Simon Nestler. Falls Sie mehr über uns und unsere Aktivitäten wissen wollen, uns Feedback zum Arbeitspapier geben wollen oder selbst betroffen sind, dann besuchen Sie unsere Webseite https://mb.gi.de, schreiben Sie uns eine E-Mail an win@wissenschaftsprekariat.de und folgen Sie @GI_WIN_ auf Twitter!

GI-MELDUNGEN

Umfrage: Plattform für den Transfer von KI-Komponenten im Unternehmen. Gemeinsam mit weiteren Partnern hat die GI im Rahmen ihres Projektes „AI2Ynet“ eine Umfrage gestartet, mit der der Bedarf von KMUs am Austausch von KI-Komponenten ermittelt werden soll. Um repräsentative Ergebnisse für die Erstellung der Plattform zu bekommen, brauchen wir Ihre Unterstützung und bitten Sie, die Umfrage zu streuen und – wenn möglich – auch selbst zu beantworten.  weiterlesen

Turing-Bus: letzte Station vor der Sommerpause in Hannover. Am 18. Juni beendet der Turing-Bus seine erste Runde in diesem Jahr in Hannover. Auf der Messe „IdeenExpo“ können Interessierte lernen, wie der „KI-Kumpel“ Chatbot funktioniert und vor allem, wie man ihn selbst programmieren kann. Herzliche Einladung.  weiterlesen

INFORMATIK 2019 in Kassel: Frühbucherfrist endet. Noch bis zum 20. Juni können Sie sich zum günstigen Frühbuchertarif zur INFORMATIK 2019 in Kassel anmelden. Die Tagung bietet vier Tracks zu aktuellen Schwerpunkten und eine Reihe weiterer, thematischer Workshops. Darüber hinaus gibt es es ein attraktives Rahmenprogramm und viel Raum zum Netzwerken. Wir freuen uns auf Sie.  weiterlesen

Finden Sie Ihren neuen Job in der GI-Stellenbörse. Wussten Sie, dass die GI eine Stellenbörse bietet – und zwar sowohl für Jobsuchende als auch für Arbeitgeber? Hier können unkompliziert Stellenangebote und Stellengesuche durchforstet und eingegeben werden.  weiterlesen

FUNDSTÜCK

Digitalisierung gut erklärt. Die Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht noch an die schwarzen Hefte zur Geschichte aus der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Mittlerweile gibt es dort eine ganze Rubrik zum Thema Digitalisierung und Bildung. Hier werden genuine Informatikthemen wie Datenschutz oder Big Data ansprechend aufbereitet, erklärt und teilweise auch mit Lernmaterialien unterfüttert. Ein Tipp zum Reinschnuppern für Interessierte.  Zum Portal (bpb.de)

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 241 des GI-Radars. Zusammengestellt hat sie Dominik Herrmann, der daran zweifelt, dass führende Politikerinnen und Politiker mit dem – wirklich guten – Material der Bundeszentrale für politische Bildung vertraut sind. Die Mitteilungen hat wie immer GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint am 28. Juni 2019.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.