GI-Radar 293: informatiCup – Erfahrungsbericht

 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

in den Kurzmitteilungen geht es heute gleich zwei Mal um Fälschungen. Wie es sich anfühlt, beim informatiCup zu gewinnen, erfahren Sie im Thema im Fokus. In den GI-Mitteilungen kündigen sich schon die nächste GI-Mitgliederversammlung und die Wahlen (für GI-Gremien, wohlgemerkt) an. Das Fundstück ist ein Audiobeitrag, der nachdenklich macht – vielleicht genau das richtige für eine laue Sommernacht.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe, mit der wir uns in die Sommerpause verabschieden (s. Abspann am Ende des GI-Radars)!

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Gefälschte Impfnachweise + gefälschte Covid-Meldungen + virtuelle Stadtführungen + Pulitzer-Preis für Programmierer + Parteien zu Digitalthemen + KI und Weltverbesserung + informatiCup im Fokus + Ordentliche Mitgliederversammlung + Vorstands- und Präsidiumswahl + HackTheSummer-Publikation + das CERN ist in Genf + zunehmende Digitalisierung des Alltags

KURZMITTEILUNGEN

Impfnachweis und Fälschungen 1 (ZEIT). Bei Cyberkriminalität fällt einem wahrscheinlich als erstes der finanzielle Betrug ein. Derzeit allerdings sind Impfnachweise höchst begehrt – und laden so zur Fälschung ein.  weiterlesen

Impfstoff und Fälschungen 2 (FAZ). Impfungen gegen das Corona-Virus sollen die Pandemie zum Erliegen bringen – wenn sich genügend Menschen tatsächlich impfen lassen. In den sozialen Medien kursieren allerdings allerlei gefälschte Meldungen über die negativen Auswirkungen der Impfungen und einzelne Vakzine. Diese Kampagnen sollen jetzt gestoppt werden.  weiterlesen

Endlich wieder reisen – oder doch lieber digital? Virtuelle Stadtführungen (SZ). Wenn nicht gerade die Bahn streiken würde, könnte man sich derzeit wieder auf Reisen begeben. Besonders in Großstädten waren vor der Pandemie Stadtführungen begehrt. Manche haben diese nun virtuell konzipiert – und wollen damit auch in Zukunft weitermachen. Wie sich Städte virtuell erleben lassen.  weiterlesen

Programmierer erhält Pulitzer-Preis (Golem). Gemeinhin wird der renommierte Pulitzer-Preis an Personen aus dem Journalismus verliehen. In diesem Jahr jedoch erhielt als Teil eines Dreier-Teams ein Programmierer den begehrten Preis. Das Team programmierte eine Software, um Umerziehungslager in China zu identifizieren und damit die chinesische Zensur zu umgehen.  weiterlesen

Bundestagswahl 2021: Wie positionieren sich die Parteien zur Digitalisierung? (heise). Wenn man nicht so recht weiß, welcher Partei man bei Bundes- oder Landtagswahlen die Stimme geben sollte, hilft mitunter der Wahl-O-Mat bei der Entscheidungsfindung. Allerdings geht es da um die gesamten Wahlprogramme der Parteien. Heise hat nun die Positionen der einzelnen Parteien im Hinblick auf informatikrelevante Themen untersucht.  weiterlesen

Macht Technologie die Welt besser? Über die Tücken der Entscheidungsfindung durch Algorithmen (NZZ). Die Wissenschaft macht Fortschritte und postuliert zumeist, dies sei zum Nutzen wahlweise der Menschen, der Politik, der Wirtschaft, der Umwelt etc. Tatsächlich aber erleben wir immer wieder, dass Technologien auch Schaden anrichten. Wie man technischen Fortschritt – gerade in der KI – in der Vergangenheit und heute betrachtet, skizziert die Philosophin und EU-Beraterin Lorena Jaume-Palasí.  weiterlesen

THEMA IM FOKUS

Gewinner des informatiCup2021 – Eine KI auf Spe_ed. Im Fokus dieser Ausgabe stehen die Gewinner des informatiCup2021. Wir sind drei Studenten aus Aachen, die dieses Jahr beim informatiCup den 1. Platz erreicht haben (GI). Die Aufgabenstellung hat uns direkt angesprochen, da wir uns viel mit dem Thema KI im Studium beschäftigt haben. Daher entschlossen wir uns, diese Herausforderung anzunehmen und meldeten uns direkt für den informatiCup an.

Die Aufgabe im diesjährigen Wettbewerb war es, eine KI für das Spiel Spe_ed zu entwickeln (GI, Github). Bei dieser Aufgabe handelt es sich um ein eigens von der Jury konzipiertes Spiel, bei dem mehrere Spieler gleichzeitig gegeneinander auf einem 2D-Spielfeld antreten. Hierbei hinterlässt jeder Spieler eine Spur, wobei eine Kollision mit der Spur oder dem Spielfeldrand zum Ausscheiden führt. Das Ziel des Spiels ist es also, als letzter aktiver Spieler zu überleben.

Um unseren Spieler zu steuern und die zukünftigen Züge der Gegner einschätzen zu können, haben wir uns entschlossen, eine Reihe von einfachen Heuristiken zu verwenden, die wir zu einer starken Strategie kombinieren können. So kann unser Spieler einige Schritte in die Zukunft simulieren und dort diese Heuristik auswerten, um abzuschätzen, wie stark umkämpft eine Region sein wird, in der er sich befindet, oder wie viele zukünftige Schritte er noch machen kann. Durch die Vielzahl von Heuristiken mit unterschiedlichen Parametern konnten wir unterschiedliches Verhalten erzeugen: sei es aggressiv, um Gegner aktiv auszuschalten, oder passiv, um möglichst lange zu überleben. Anschauliche Animationen unserer Heuristiken sind auf unserer Projekt-Seite zu finden (Github).

Es wurde bereits am Anfang ein Online-Server bereitgestellt, auf dem die verschiedenen Teams gegeneinander antreten konnten. Um unsere Gegner genau analysieren zu können, haben wir schon sehr früh mit der Entwicklung einer Data-Mining-Pipeline angefangen, um möglichst viele Spiele aufzuzeichnen. Wir mussten leider feststellen, dass die Online-Daten unzureichend waren, also setzten wir auf eine Simulator-Umgebung, die zum Offline-Training genutzt werden konnte. So konnten wir unsere Lösung iterativ verbessern. Zur Abgabe gehörte allerdings nicht nur der fertige Code (Github) als Docker-Image, sondern auch das Schreiben einer theoretischen Ausarbeitung (Github). Daher musste die Lösung wissenschaftlich fundiert und statistisch evaluiert werden. Unsere solide KI sowie unsere ausführliche Ausarbeitung sicherten uns einen Platz in der Endrunde.

Da das Finale in diesem Jahr erneut online stattfinden musste, entschieden sich die Organisatoren für ein Video-Format. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Kreativität, erfordert jedoch auch ein erhebliches Maß an Aufwand. Angefangen mit dem Schreiben eines Skripts, über das Besorgen von hochwertigem Equipment, dem Aufbau einer gut belichteten Szene und dem langwierigen Drehprozess, bis hin zum Hinzufügen von aufschlussreichen Animationen und dem minutiösen Editieren steckten wir sehr viel Arbeit in die Präsentation. Ein Aufwand, der sich jedoch ausgezahlt hat, konnte doch unser Video die Jury überzeugen (YouTube). Das Gesamtbild unserer qualitativen Lösung, der wissenschaftlichen Ausarbeitung und der herausstechenden Präsentation sicherten uns schließlich den 1. Platz.

Folglich ist so ein Wettbewerb eine gute Möglichkeit neue Fertigkeiten neben dem Studium zu erwerben, sei es um Programmierkenntnisse zu vertiefen, neue Tools zu erlernen, Teamwork zu üben oder sogar Skills außerhalb der Informatik zu erwerben, wie etwa die Video-Produktion. Darüber hinaus ist ein ordentliches Repository immer ein gutes Projekt im eigenen Portfolio. Wir können allen Interessierten die Teilnahme an einem Informatik-Wettbewerb ans Herz legen. Unser Studium endet in wenigen Monaten. Weil wir dem Wettbewerb weiterhin erhalten bleiben möchten, sind wir jetzt Teil der informatiCup-Jury und werden den nächsten Wettbewerb aktiv mitgestalten. Wir freuen uns auf die neue Aufgabe und einen spannenden Wettbewerb im nächsten Jahr.

Wir danken Gregor Kobsik, Robin Kupper und Manuel Pozor von der RWTH Aachen für die Bereitstellung ihres Erfahrungsberichts.

GI-MELDUNGEN

Einladung und Anmeldung zur Ordentlichen Mitgliederversammlung. Auch in diesem Jahr findet die GI-Mitgliederversammlung virtuell statt, diesmal am Dienstag, dem 28. September ab 18 Uhr. Für die Teilnahme ist eine Vorabregistrierung notwendig. Die Tagesordnung sowie den Link zur Anmeldung finden Sie im GI-Mitgliederbereich.  weiterlesen

GI-Vorstands- und Präsidiumswahl 2021. In einem langen Prozess haben zwei Kommissionen Vorschläge für die Wahl zu Vorstand und Präsidium erarbeitet und vorgestellt. Ab Mitte Oktober startet die Wahl. Alle Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich jetzt schon vor und werben um Ihre Stimme.  weiterlesen

#hackthesummer: Veröffentlichung der spannendsten Projekte. Die GI hat zusammen mit dem BMBF im Jugendbildungsprojekt #hackthesummer Jugendlichen einen Raum geboten, spannende Ideen und Initiativen zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu entwickeln und umzusetzen. Die erfolgreichsten Projekte und Teams werden nun in einer Zusammenfassung vorgestellt.  weiterlesen

Erratum in eigener Sache. Das CERN, das wir im letzten Radar irrtümlich nach Zürich versetzt haben, steht selbstverständlich in Genf. Vielen Dank an alle, die uns darauf hingewiesen haben. 

Kennen Sie eigentlich den GI-Pressespiegel? Dort sammeln wir die Berichterstattung über unsere Fachgesellschaft in Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen. Schauen Sie rein, es gibt da immer wieder Neues.

FUNDSTÜCK

Lebenszeit – Was bleibt auf der Strecke? Die zunehmende Digitalisierung des Alltags. In einer Sendung des Deutschlandfunks diskutieren die Wirtschaftspsychologin Sarah Diefenbach, die Digitalcourage-Gründerin Rena Tangens und der Informatiker und GI-Fellow Manfred Broy über die Digitalisierung im Alltag, darüber, was verloren geht und was man gewinnt, über die Gefahren und Chancen des Wissens im Netz, und wie die technische Entwicklung den Menschen verändert. Ein Fundstück für eine gute Stunde Hörzeit auf dem Sofa.  Zum Fundstück (deutschlandfunk.de)

Dieses Fundstück wurde von Friedrich Steimann eingereicht. Vielen Dank! Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 293 des GI-Radars. Zusammengestellt hat sie Dominik Herrmann, während GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter wie immer die Mitteilungen und Meldungen zusammengetragen hat. Wir verabschieden uns nun in den Urlaub – und das GI-Radar geht wie schon in den letzten Jahren ebenfalls in die Sommerpause. Das nächste GI-Radar erscheint am 10. September 2021.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.