GI-Radar 325: Verifikation für Elektronische Wahlen

 

Liebe Leserinnen und Leser,

das System ChatGPT hat in den letzten Tagen für Furore gesorgt – mehr dazu in den Kurzmitteilungen. Das Thema und Fokus dreht sich um Elektronische Wahlen und wie man das Ergebnis überprüfen kann. In den GI-Meldungen stellen wir Ihnen die neu ins GI-Präsidium gewählten Personen vor. Im Fundstück können Sie aktiv werden und uns Ihre Vision für die GI mitteilen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe!

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Digitale Brieftasche + Chatbot + Digitalinstitut + Konnektorenaustausch + sparsame E-Autos + Reclaim Your Face + Verifikation elektronischer Wahlen + Präsidiumswahl 2022 + Mitgliederverwaltungssoftware + Informatik Spektren + Digitalisierung im Alter + Digital Autonomy Award + Vision für die GI

KURZMITTEILUNGEN

Digitale Brieftasche in der EU (Golem): Personalausweis verloren? Führerschein verlegt? Je nachdem, was man vorhat, kann einen das Nerven kosten. In der EU wird nun das Projekt „Elektronischer Identitätsnachweis“ vorangetrieben. Hier soll im Smartphone eine eindeutige Identifikation gespeichert werden und mit anderen Personaldokumenten verknüpfbar sein. Die Hersteller von noblen Lederbrieftaschen wird das Projekt nicht freuen.  weiterlesen

Lust auf Unterhaltung, aber keiner da? Sprechen Sie doch mit ChatGPT (NZZ). Früher hat einem die Oma Geschichten erzählt und die Welt erklärt. Da Omas mit viel Zeit selten(er) werden, kann man sich jetzt an einen Chatbot wenden und ihn Dinge fragen, man kann ihn Texte schreiben und Fakten recherchieren lassen. Das kürzlich von Open AI vorgestellte Tool ChatGPT nutzt ein großes Sprachmodell, das zum einen automatisch trainiert wurde, in das aber auch menschliche Erfahrungen eingeflossen sind.  weiterlesen

Digitalinstitut für Covid-, Mobilitäts- und Gaspreisdaten (ZEIT). Auf dem Digitalgipfel in der vergangenen Woche trafen sich Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unter dem Motto „Daten – gemeinsam digitale Werte schöpfen“. Ein Ergebnis ist der Beschluss, ein Digitalinstitut zu gründen, das den Zugang zu und die Nutzung von relevanten Daten besser ermöglichen soll.   weiterlesen

Konnektorentausch in Praxen – doch nicht nötig (Golem). Im Oktober haben wir darüber berichtet, dass in einem Großteil der Arztpraxen in naher Zukunft die Konnektoren ausgetauscht werden sollen, obwohl dies laut CCC nicht notwendig sei. Nun hat die Gematik als Dienstleister für die entsprechende Infrastruktur verkündet, ein Softwareupdate sei doch ausreichend.  weiterlesen

Elektroautos sollen sparsamer werden – Stromsparchips im Aufwind (Handelsblatt). Ein Chip ist ein Chip ist ein Chip – stimmt so nicht. In Zeiten hoher Energiepreise macht es gerade beim Elektroauto einen Unterschied, mit welchen Bauteilen dieses läuft. Waren stromsparende Chips aufgrund ihres höheren Preises bislang nicht besonders begehrt, ändert sich jetzt die Strategie der Hersteller.  weiterlesen

Initiative „Reclaim Your Face“ mit dem Preis für digitales Bürgerengagement ausgezeichnet (Digitalcourage). „Reclaim Your Face“ engagiert sich seit langem für ein europaweites Verbot biometrischer Massenüberwachung und beschäftigt sich beispielsweise mit der Firma Clearview AI, die biometrische Daten sammelt und auswertet. Stellvertretend für den CCC hat GI-Junior-Fellow Matthias Marx den Preis entgegengenommen. Die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hielt die Laudatio.  weiterlesen

THEMA IM FOKUS

Elektronische Wahlen mit unabhängiger Korrektheitsprüfung (Verifikation). Dass Software genau das tun soll, was man von ihr erwartet, nicht weniger (Funktionsverlust) und nicht mehr (Hintertüren), ist klar. Unkorrekt arbeitende Wahlsysteme wären besonders heikel, denn der heimliche Bruch des Wahlgeheimnisses oder gar Wahlfälschung wären die Axt an die Wurzeln unserer Demokratie. Was tun?

Paradigmenwechsel von der Quellcodeüberprüfung zur Ergebnisüberprüfung. Die klassische Antwort der IT-Sicherheit lautet: Die Wahlsoftware muss gegen ihre Anforderungen geprüft und zertifiziert werden (researchgate.net), siehe zum Beispiel das erste Zertifikat, für das wir 2008 das Schutzprofil geschrieben hatten (bund.de), und ein Beispielzertifikat dazu (bund.de). Natürlich bleibt es auch weiterhin dabei, dass die eingesetzte Wahlsoftware korrekt sein muss. Und zum Schutz des Wahlgeheimnisses gibt es auch keine andere Möglichkeit als die eingesetzte Wahlsoftware zu überprüfen. Zum Schutz der Korrektheit der Wahldurchführung aber haben wir heute einen zusätzlichen Sicherheitsanker, der uns von dem eingesetzten Wahlsystem ein wenig unabhängiger macht: Wir überprüfen nicht (nur) das eingesetzte Wahlsystem, sondern wir überprüfen die Stimmabgabe und das Wahlergebnis mit unabhängigen Tools.

Individuelle und universelle Verifikation elektronischer Wahlen. Wählerinnen und Wähler können der Korrektheit einer Wahldurchführung vertrauen, wenn sie sicher sein können, dass erstens ihre Stimme richtig in den Abgabe- und Zählprozess eingeht, und zweitens, dass die Urne richtig ausgezählt wird. Ersteres bezieht sich auf den einzelnen Wähler und heißt darum „individuelle Verifikation“. Letzteres bezieht sich auf alle Stimmen und wird daher „universelle Verifikation“ einer Wahl genannt. 

Zur Verifikation werden zusätzliche Tools herangezogen, die neben dem Wahlsystem existieren. Verifikationstools sollten nicht vom Hersteller des Wahlsystems stammen, sondern am besten von den Wählerinnen und Wählern selbst: Das entspricht bei der Papierwahl, dass sie selber den Wahlbrief falten und in die Urne stecken, dass sie dann die Urne bis zur Öffnung beobachten und schließlich den Auszählprozess mit eigenen Augen überwachen. Da nur die wenigsten in der Lage sind Softwaretools zu bauen, setzen wir auf eine Vielzahl unabhängiger Tools, so dass jeder sich das Tool seines Vertrauens aussuchen kann.

Die moderne Entwicklung elektronischer Wahlen. In einem Artikel (researchgate.net) wird genauer erklärt, was mit universeller und individueller Wahlverifikation gemeint ist. Die E-Vote-ID (e-vote-id.org) ist eine internationale Konferenz, die seit 2007 jährlich abgehalten wird. Sie gehört zu den renommiertesten wissenschaftlichen Einrichtungen zum Thema elektronischer Wahlen und nimmt durch ihre kritische Sicht entscheidenden Einfluss auf die moderne Entwicklung von E-Wahlen.

Für die Präsidiums- und Vorstandswahlen der GI 2023 planen wir, diesen modernen Weg zu gehen und Verifikationstools in der Community der Gesellschaft für Informatik herstellen zu lassen und zum Einsatz zu bringen. Wer Interesse hat: hier gibt es weitere Informationen. Wir freuen uns auf interessante Tool-Entwicklungen!

Dieses Thema im Fokus hat Rüdiger Grimm beigesteuert. Vielen Dank!

GI-MELDUNGEN

Präsidiumswahl 2022: Wahlergebnis verfügbar. Am 9. Dezember hat der Wahlausschuss unter Leitung von Prof. Dr. Gerrit Hornung, LL.M. die Präsidiumswahl 2022 ausgezählt. Sechs Präsidiumsmitglieder scheiden zum Ende des Jahres aus, sechs zum Teil neue, zum Teil erfahrene Personen kommen dazu. Die Wahlbeteiligung lag bei 18,25%. Wir danken den Ausscheidenden und freuen uns auf die Neuen!  weiterlesen

In eigener Sache: neue Mitgliederverwaltungssoftware gesucht. Persönlich haben Sie alle als GI-Mitglied mit unserer Mitgliederverwaltungssoftware zu tun. Nun erfüllt diese langsam nicht mehr alle Anforderungen an eine moderne Verwaltungssoftware, und deshalb sind wir auf der Suche nach einer Standardlösung, mit der zum einen die Mitglieder verwaltet werden können, die auf der anderen Seite aber auch Schnittstellen für weitere Services bietet. Wir freuen uns auf intelligente Angebote und Lösungen!  weiterlesen

Zwei neue Informatik Spektren sind da. Gleich zwei Hefte auf einmal können wir Ihnen in diesem Radar ankündigen, die Ausgaben fünf und sechs. Inhaltlich geht es unter anderem um Crossdomain Fusion, Post-Quantum-Kryptographie, Task Mining und verwirrende Informatik. Die Einzelartikel finden sich in Kürze in unserer Digitalen Bibliothek.  weiterlesen

Umgang mit der Digitalisierung im Alter: ein Arbeitspapier. Wer nicht das Glück hat, ein fitter „digital native“ zu sein, kann mitunter an neuen digitalen Anwendungen verzweifelt. Wie digitale Selbstbestimmung im Alter dennoch funktionieren kann, hat die GI in einem Arbeitspapier beschrieben.  weiterlesen

Digital Autonomy Award: jetzt einreichen! Der Digital Autonomy Hub, an dem die GI beteiligt ist, schreibt zum zweiten Mal seinen Preis aus. Damit werden digitale Lösungen ausgezeichnet, die Menschen einen reflektierten und selbstbestimmten Umgang mit ihren Daten, Geräten und Anwendungen ermöglichen. Die Einreichungsfrist endet am 8. Januar.  weiterlesen

 

Kennen Sie eigentlich den GI-Pressespiegel? Dort sammeln wir die Berichterstattung über unsere Fachgesellschaft in Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen.Unter anderem hat GI-Präsidentin Christine Regitz Anfang Dezember im Handelsblatt in einem Gastbeitrag drei Bedingungen aufgezeigt, damit sich mehr junge Frauen für einen Weg in die oder in der Informatik entscheiden. Schauen Sie rein, es gibt da immer wieder Neues oder auch ältere Fundstücke.

FUNDSTÜCK

Eine Vision für die GI: Was ist die GI? Wofür steht sie? Was macht sie für Mitglieder attraktiv? Warum engagieren wir uns in ihr und wie „verkaufen“ wir ihre unbestrittene Attraktivität besser? In mehreren Iterationen haben sich einzelne aktive Gruppen mit diesen Fragen beschäftigt und nun fragen wir Sie – unsere Mitglieder – was für Sie „die Vision“ für die GI der Zukunft sein soll. Das Präsidium als das gewählte Entscheidungsgremium der GI wird Ihre Ideen und Anregungen aufnehmen und in seine eigenen Überlegungen einbeziehen. Also: nutzen Sie die restliche Adventszeit und die stille(re)n Tage zwischen den Jahren und kommentieren Sie auf einer Seite im Confluence-System der GI, was das Zeug hält (wenn Sie unser Confluence-System noch nie benutzt haben, folgen Sie bitte den Anweisungen auf der Startseite: https://confluence.gi.de/). Wir sind gespannt, was Sie – unsere Mitglieder – über die ersten Visions-Entwürfe denken. Bis Mitte Januar lassen wir die Seite offen, danach wollen wir konsolidieren.

Welches Fundstück hat Sie zuletzt inspiriert? Senden Sie uns Ihre Ideen!

 

Dies war Ausgabe 325 des GI-Radars vom 16.12.2022. Zusammengestellt wurde diese Ausgabe von Dominik Herrmann, der übrigens sehr daran interessiert wäre, Ihre Vision für das GI-Radar zu erfahren – einfach weiter so wie bisher, lieber kürzer oder länger, mehr Kontroverses oder lieber sachlich distanziert? Vielleicht haben Sie ja zwischen den Jahren Zeit, darüber nachzudenken und uns Ihre Gedanken mitzuteilen (redaktion@gi-radar.de). GI-Geschäftsführerin Cornelia Winter hat die Mitteilungen und Meldungen zusammengetragen. Das nächste GI-Radar erscheint nach einer kurzen Winterpause dann im neuen Jahr, und zwar am 13. Januar 2023.

Im GI-Radar berichten wir alle zwei Wochen über ausgewählte Informatik-Themen. Wir sind sehr an Ihrer Meinung interessiert. Für Anregungen und Kritik haben wir ein offenes Ohr, entweder per E-Mail (redaktion@gi-radar.de) oder über das Feedback-Formular bei SurveyMonkey. Links und Texte können Sie uns auch über Twitter (@informatikradar) zukommen lassen.